Energiekrise
Ukraine News: „Gazprom hat den Hahn zugedreht“ – Ukraine erhebt schwere Vorwürfe gegen Russland
Seit Mittwochmorgen fließt weniger russisches Gas Richtung Westen. Laut dem ukrainischen Gasnetzbetreiber hat Gazprom die Gaslieferungen über die Schlüsselroute Sochraniwka gestoppt.
Kiew – Die Ukraine hat Russland für den Stopp des Gastransits über einen wichtigen Knotenpunkt im Osten des Landes verantwortlich gemacht. Der russische Energieriese Gazprom habe die Gaslieferungen über die Schlüsselroute Sochraniwka „gestoppt“, teilte der ukrainische Gasnetzbetreiber GTSOU am Mittwoch mit. Am Vortag hatte GTSOU der russischen Armee eine Einmischung in technische Prozesse vorgeworfen und die Aussetzung des Gastransits über den Knotenpunkt Sochraniwka angekündigt.
Gasnetzbetreiber der Ukraine: „Gazprom hat den Hahn zugedreht“
„Gazprom hat den Hahn zugedreht“, teilte GTSOU am Mittwoch mit. Russland habe für den Transit durch die Ukraine bestimmte Gaslieferungen in die von pro-russischen Separatisten kontrollierten „Volksrepubliken“ in der Ostukraine umgeleitet, hieß es in der Mitteilung weiter.
Am Dienstag hatte GTSOU angekündigt, vorübergehend alle für den Transit nach Europa bestimmten Gaslieferungen aus Russland zum nordukrainischen Knotenpunkt Sudscha umzuleiten, „um die Transit-Verpflichtungen gegenüber den europäischen Partnern vollständig zu erfüllen“.
Eine Vertreterin des staatlichen ukrainischen Gasunternehmens Naftogaz, Switlana Salischtschuk, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch, Russland habe das über Sudscha geleitete Gasvolumen um 15 Prozent erhöht. Dies sei allerdings nicht ausreichend, um die durch den Stopp des Transits über Sochraniwka entstandene Lücke zu schließen.
Von GTSOU veröffentlichte Daten zeigten, dass die Gasmenge über die Sochraniwka-Route am Mittwochmorgen auf Null sank. Dem Unternehmen zufolge dürfte die über Sochraniwka beziehungsweise Sudscha geleitete Gasmenge aus Russland voraussichtlich um 18 Prozent im Vergleich zum Vortag sinken. Dies entspricht 16 Millionen Kubikmetern Gas.
Ukraine News: Laut Gazprom keine „Umstände höherer Gewalt“
Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete unter Berufung auf Gazprom, die Gasleitung durch die Ukraine stehe am Mittwoch bei 72 Millionen Kubikmetern. Am Vortag waren es demnach noch 95,8 Millionen Kubikmeter. Am Vortag hatte Gazprom mit Blick auf die Vorwürfe der Ukraine erklärt, es lägen keine „Umstände höherer Gewalt“ vor. Eine Umleitung der gesamten für den Transit durch die Ukraine bestimmten Gasmenge sei unmöglich.
Salischtschuk warf Gazprom ein „politisches Spiel“ vor. „Sie wollen uns als die Unverantwortlichen darstellen, dabei ist genau das Gegenteil der Fall“, erklärte sie. Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russische Gaslieferungen nach Europa. Auch nach der russischen Invasion am 24. Februar erhielten beide Seiten den Gasfluss aufrecht.
Die EU bemüht sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs um weniger Abhängigkeit von russischen Energie-Importen. Einige Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, sind jedoch weiterhin stark von russischem Erdgas abhängig. (AFP/lma)