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Ukraine-Krieg

Wie Diamantringe Putins Krieg finanzieren: Neue Handelsrouten über Dubai

Die Sanktionen des Westens sollen Putins Kriegskassen austrocknen. Doch das Geschäft mit russischen Rohdiamanten boomt weiter. Westliche Luxusmarken drücken offenbar ein Auge zu.

Moskau – Russland gilt als weltweit größter Produzent von Rohdiamanten. Beim Geschäft mit den wertvollen Steinen geht es um Milliarden, die teilweise auch in Putins Kriegskasse fließen. Denn die Sanktionen des Westens erreichen offenbar den Handel mit russischen Diamanten kaum. Zudem findet Moskau neue Wege, die Herkunft der Steine zu verschleiern.

Russlands Handel mit Rohdiamanten ist Milliardengeschäft: Westen fast ohne Handhabe

Kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges gaben westliche Luxusmarken wie Cartier und Tiffany bekannt, in einer freiwilligen Selbstverpflichtung keine russischen Diamanten mehr für ihre Schmuckstücke einzukaufen. Doch eine Untersuchung der ukrainischen Zeitung Kyiv Independent kommt zu anderen Ergebnissen: Statt auf direktem Weg würden die Luxusmarken die wertvollen Steine aus Russland nun offenbar über Vermittler in Dubai importieren, so die Zeitung. Dabei geht es um viel Geld: Im Jahr 2021 bezifferte der staatliche russische Diamantenförderer Alrosa seine Einnahmen mit rund vier Milliarden Euro.

Das Geschäft mit russischen Rohdiamanten boomt weiter. (Symbolbild).

Bereits im Mai dieses Jahres debattierten die G7-Staaten darüber, den milliardenschweren Export von Rohdiamanten aus Russland einzuschränken. Im September hörte man aus Brüssler Regierungskreisen, das indirekte Verbot für den Handel mit russischen Diamanten könne im Januar kommenden Jahres in Kraft treten. Ein wichtiges Signal, denn Widerstand kam bislang aus Belgien, dessen Hafenstadt Antwerpen seit Jahrhunderten das Diamantenzentrum der Welt ist. Derzeit ist das System der westlichen Sanktionen noch löchrig: Während die USA den Handel nur schwach einschränken, hat die Europäische Union im Hinblick auf russische Rohdiamanten bislang noch keine Sanktionen implementiert. Durch eine freiwillige Selbstverpflichtung sei der Handel in der EU aber bereits um etwa 80 Prozent zurückgegangen, hieß es.

Wie die Weltgemeinschaft Blutdiamanten aus dem Umlauf nimmt

Die Reise eines Diamanten nachzuverfolgen, ist schwierig. Oftmals wechseln die Steine Dutzend Mal den Besitzer, bevor sie im Handel landen – etwa als Ring am Finger oder in einer Uhr am Handgelenk. Rohdiamanten sind seit langem mit Blut behaftet. Das im Jahr 2000 eingeführte System des Kimberley-Prozesses soll den Handel mit sogenannten Blutdiamanten unterbinden, die etwa in Afrika Bürgerkriege und Kriege finanzierten. Das funktioniert über Herkunftszertifikate. Allerdings gilt das System für Diamanten aus Bürgerkriegsländern wie der Elfenbeiküste, Sierra Leone und dem Kongo, die Rebellengruppen finanzieren, nicht für russische Steine.

Mit diesen Tricks landen russische Diamanten weiterhin bei westlichen Luxusmarken

Moskau hat laut den Recherchen des Kyiv Independent zwei Wege gefunden, um die Herkunft seiner Diamanten zu verschleiern und die Steine so weiterhin an westliche Luxusmarken verkaufen zu können. In einer Variante gehen die unbearbeiteten Rohdiamanten zunächst in die indische Stadt Surat und werden dort weiterverarbeitet und poliert. Damit gelten sie nach US-Recht nicht mehr als russisch. Kein ungewöhnlicher Weg: 90 Prozent aller Rohdiamanten der Welt werden laut Berichten in Surat geschliffen.

Noch häufiger verwendet Russland aber offenbar eine andere Verschleierungsmethode: Moskau verkauft die Rohdiamanten in Paketen als „Mischware“ zunächst nach Dubai, erst im nächsten Schritt gehen die Steine an Polierer. Das Herkunftsland der Diamanten in solchen gemischten Paketen von kleineren Steinen mit meist unter einem Karat lässt sich nicht mehr nachvollziehen – auch mit diesem Trick werden die russischen Steine plötzlich „staatenlos“.

Umsatzerlöse des russischen staatlichen Diamantenproduzenten Alrosa gestiegen

Eine Einschränkung des russischen Handels mit Diamanten ist nicht erkennbar. Im Gegenteil: Die Umsatzerlöse von Alrosa waren 2023 höher als in den beiden Jahren zuvor. Statt wie bislang über Belgien geht die Spur der russischen Rohdiamanten nun nach Dubai. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine behaupteten die großen Luxusmarken, sie würden keine russischen Diamanten mehr beziehen. „Aber die Zahlen stimmen einfach nicht“, sagte eine Quelle zu Kyiv Independent. Statt direkt aus Russland kaufen Marken wie Cartier und Tiffanys jetzt meist „Mischware“ aus Dubai. Dass sich die russische Herkunft bei solchen Paketen nicht ausschließen lässt, sei den Schmuckkonzernen durchaus bewusst, hieß es aus Branchenkreisen. Aber die Firmen drücken offenbar ein Auge zu.

Einerseits fließen damit Steuerzahlungen an den russischen Staat und füllen so die Kriegskassen des Kreml. Andererseits zahlte das Unternehmen Alrosa laut Kyiv Independent und einem Firmenreport sogar direkt für die Instandhaltung und Aufrüstung eines russischen Militär-U-Boots.

In anderen Branchen findet Moskau ebenfalls Mittel und Wege, westliche Sanktionen geschickt zu umgehen. Um trotz der Handelsbeschränkungen weiterhin an Technologieprodukte wie Halbleiter zu gelangen, führt Russland offenbar massenweise Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen aus Nachbarländern wie Kasachstan ein.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Panthermedia/stoonn

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