Geldquelle im Ukraine-Krieg
Trickst Putin den Westen aus? Gewinne für Öl und Gas stiegen offenbar um 80 Prozent
Putin versucht immer wieder, westliche Sanktionen zu umgehen. Besonders wichtig ist es für Russland, den Ölhandel voranzutreiben – mit Erfolg?
Moskau – Die westlichen Sanktionen schwächen die Wirtschaft in Wladimir Putins Land. Besonders wirksam sind die Ölsanktionen. Jüngste Daten zeigen jedoch: Putin macht noch immer Gewinne im Öl- und Gasgeschäft. Doch die Entwicklung dürfte nicht dauerhaft so bleiben.
Trotz Sanktionen wegen Ukraine-Krieg: Russland verzeichnet hohe Einnahmen aus Öl-und Gasgeschäft
Im Februar 2024 stiegen die Einnahmen aus dem Öl- und Gashandel im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als 80 Prozent auf über 10 Milliarden US-Dollar. Das berichtete Bloomberg. Wie das russische Finanzministerium am Dienstag (5. März) mitteilte, beliefen sich die Haushaltseinnahmen aus Steuern auf Öl und Gas im vergangenen Monat auf insgesamt 945,6 Milliarden Rubel (10,4 Milliarden Dollar).
Im Februar 2024 zahlte Russland laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax außerdem 127,9 Milliarden Rubel an Subventionen an seine Ölraffinerien für den Verkauf von Dieselkraftstoff und Benzin auf dem Inlandsmarkt. Mit diesen Zahlungen, die in der Regel die Einnahmen aus der Ölförderung verringern, wurden die Ölraffinerien teilweise für die Differenz zwischen den Kraftstoffpreisen auf dem Inlandsmarkt und im Ausland entschädigt.
Bloomberg weist auch darauf hin, dass Russland ab 2019 die Ausfuhrzölle auf Öl und Ölprodukte schrittweise gesenkt und ab diesem Jahr ganz abgeschafft hat. Gleichzeitig erhöhte die Regierung die Ölfördersteuer, um die Einnahmeausfälle bei den Ausfuhrzöllen auszugleichen. Infolgedessen erreichten die Einnahmen Russlands aus der Ölförderungssteuer den höchsten Stand seit fast zwei Jahren.
Putin will Sanktionen bei Ölhandel umgehen – USA verschärfen Sanktionen
Die hohen Einnahmen könnten auch Anzeichen dafür sein, dass Putins Umgehungstaktiken zumindest bedingt erfolgreich sind. Laut vergangenen Berichten soll Putin durch Schattenflotten Ölgeschäfte trotz Sanktionen geführt haben. Bei diesen „Geisterschiffen“ handle es sich um Frachter, die weder aus G7- noch EU-Ländern stammten und die nicht transportversichert sind, heißt es in einem Bericht der privaten Hochschule Kyiv School of Economics (KSE).
Doch jüngst haben die USA Sanktionen gegen Russland verschärft und dabei auch Putins Schattenflotten ins Visier genommen. So wurde die Flotte „Sovcomflot“ auf die Sanktionsliste gesetzt. Für Putin könnte dies Möglichkeiten des Öl-Handels und der Sanktionsumgehung massiv einschränken. Schiffe, die mit Sovcomflot und ihrer sanktionierten Einheit „Sun Ship Management“ verbunden sind, haben Indien laut der Plattform Energy Intelligence seit Januar 2023 mit mindestens 100 Millionen Barrel Rohöl beliefert.
Auch die EU verhängte Sanktionen, um Putin das Ölgeschäft zu erschweren. Ein Preisdeckel soll Russland dazu zwingen, Erdöl für zunächst höchstens 60 US-Dollar (etwa 57 Euro) pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen.
Russland könnte wegen der Sanktionen eine wichtige Einnahmequelle wegbrechen
Die Sanktionen zeigen Wirkung. Russlands Einnahmen aus Öl und Gas waren 2023 deutlich eingebrochen – ein herber Rückschlag für Putin. Der russische Öl- und Gassektor ist eine wichtige Einnahmequelle für die Staatskasse. Russland ist einer der drei größten Erdölproduzenten der Welt. Russland ist in hohem Maße von den Einnahmen aus Erdöl und Erdgas abhängig, die lautder Plattform International Energy Agency im Jahr 2021 45 Prozent des russischen Staatshaushalts ausmachten. Im Jahr 2021 erreichte die russische Rohöl- und Kondensatproduktion demnach 10,5 Millionen Barrel pro Tag, was 14 Prozent des weltweiten Gesamtangebots entsprach. (bohy)
Rubriklistenbild: © Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
