Finanzen
Steigende Tierarztkosten: Wann sich eine Versicherung fürs Haustier wirklich lohnt
Die Deutschen gelten als Versicherungsweltmeister – auch Policen für die geliebten Haustiere werden immer beliebter. Nicht immer sind die Versicherungen aber sinnvoll.
München – Deutsche lieben ihre Haustiere. Für viele zählen Hund und Katze sogar zu den Familienmitgliedern. Die Tierhaltung kann allerdings ins Geld gehen: Im Schnitt schlagen pro Katze 59 Euro pro Monat zu Buche, bei Hunden sind es monatlich 75 Euro, wie eine Erhebung der DA Direkt Versicherung jüngst ergab. Ist der Vierbeiner krank, klettern die Kosten schnell in den vierstelligen Bereich. Kann sich da eine Krankenversicherung fürs Haustier lohnen?
Tierarztkosten und Versicherungsprämien im Vergleich
Vierbeiner sind oftmals für Überraschungen gut: Der Labrador, der ein Stück Plastik verschluckt oder die Katze, die wegen ihres letzten Ausflugs ins Gebüsch eine Zeckenkur benötigt. Auch schwere Erkrankungen wie Krebs machen vor den Haustieren nicht Halt. Die Behandlungschancen seien gut, erklärte Tierarzt Martin Kessler der Deutschen Presse-Agentur. Eine Krebsoperation koste allerdings zwischen 500 und 5000 Euro, für eine Bestrahlungstherapie müsse man mit Kosten von 2000 bis 10.000 Euro rechnen.
Eine Vollversicherung für Katze oder Hund beginnt bei unter zehn Euro pro Monat und kann bis zu 100 Euro monatlich kosten, wie die Vergleichsrechner von Portalen wie etwa Check24 zeigen. Abhängig ist das von Alter, Rasse, Wohnort und Kennzeichnung des Tieres. Ausgehend von einem Durchschnittsalter von zehn Jahren schlagen in einem Tierleben also etwa zwischen 1000 und 12.000 Euro zu Buche. Je jünger das versicherte Tier beim Abschluss der Versicherung, desto günstiger ist die Police – und nur gesunde Tiere können überhaupt versichert werden.
Bei der Krankenvollversicherung für Hunde bieten Versicherer oft gute Leistungen. Wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest im Jahr 2021 ergab, sei bei 15 von 61 Policen die Leistung sehr hoch gewesen, 37 Tarife hätten ein hohes Leistungsniveau geboten. Der umfangreiche Schutz habe aber auch seinen Preis: Die Beiträge der Vollversicherungen waren laut Stiftung Warentest mehr als dreimal so hoch wie für die reine OP-Versicherung. Gerade für die Operationen fallen aber in der Regel die höchsten Kosten an. Unter Umständen sei es daher sinnvoll, lediglich eine OP-Versicherung abzuschließen, statt eine umfassende Tierkrankenversicherung, raten Verbraucherschützer.
Tarife und Versicherungsbedingungen genau unter die Lupe nehmen
Seit Ende November 2022 gibt es eine neue Gebührenordnung bei Tierärzten. Impfungen für Katze und Hund sind nun rund doppelt so teuer. Doch auch die Versicherungsprämien hätten sich seitdem im Schnitt um einen zweistelligen Prozentsatz erhöht, sagte Claes Christiansen, Geschäftsführer für Tierkrankenversicherungen bei Check24, der Süddeutschen Zeitung. „Generell ist das Sparpotenzial aufgrund der gestiegenen Preise höher geworden“, meint Christiansen. Ob sich eine Versicherung im Einzelfall lohnt, hängt allerdings stark von den Bedingungen ab. Die Verbraucherzentrale rät daher, Tarife und Bedingungen genau miteinander zu vergleichen.
Tierkrankenversicherungen erstatten die Kosten für den Tierarzt, Operationen, ambulante oder stationäre Behandlungen, Unterbringungen, Diagnostik oder Medikamente. Der Teufel liegt wie so oft im Detail. Denn versichert sind in der Regel nur medizinisch notwendige Behandlungen. So fallen etwa Kastrationen oder Sterilisationen nicht in diese Kategorie, sofern keine Notwendigkeit vorliegt. Meist gibt es außerdem nicht alle Kosten zurück: Die Selbstbeteiligung liegt oftmals bei 20 Prozent. Je nach Versicherer kann auch eine Deckelung der Tierarztkosten pro Jahr vorgesehen sein, warnen Verbraucherschützer.
Bei Krankheiten gebe es zudem eine Wartezeit von in der Regel drei Monaten. Erkrankt der Vierbeiner also kurz nach Vertragsabschluss, bleiben Tierhalter trotz Versicherung auf den Kosten sitzen. Immerhin sind Unfälle von dieser Regelung ausgenommen. Wer häufig mit Hund oder Katze reist, sollte zudem ein besonderes Augenmerk auf die internationalen Regelungen legen, so der Rat der Experten. Bei der Wahl der Versicherung gilt es also vieles zu beachten. Eine Garantie gibt es auch mit einer Police nicht: Wird eine Behandlung zu teuer, können Versicherungsunternehmen den Vertrag kündigen.
Mit Material von dpa