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Energiewende und Stellenabbau

„Existenziell wichtig“: Bei Thyssenkrupp entscheidet sich heute alles – und ob der Kahlschlag kommt

Ein Investor soll die Stahl-Sparte von Thyssenkrupp retten. Die Mitarbeiter protestierten dagegen. Jetzt befasst sich der Aufsichtsrat mit dem Thema.

Update vom 24. Mai, 8:18 Uhr: Am gestrigen Donnerstag (24. Mai) hatte der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp für die Beteiligung des Energieunternehmens EPCG gestimmt. Dabei gab das Zweitstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden den Ausschlag. EPCG soll nun 20 Prozent am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp erhalten. „Der Einstieg von EPCG verbindet das führende Werkstoff-Knowhow von thyssenkrupp Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG“, teilte Thyssenkrupp dazu mit. Die Transaktion soll noch im laufenden Geschäftsjahr ablaufen.

Mega-Deal im Stahlgeschäft – Thyssenkrupp stößt Mitarbeiter vor den Kopf

Erstmeldung vom 23. Mail: Essen – Seit einiger Zeit schon steckt die Stahl-Sparte von Thyssenkrupp in Schwierigkeiten. Die Energiewende und ein möglicher Stellenabbau drücken auf die Ergebnisse und die Gemüter der Mitarbeiter. Bereits in der Vergangenheit hatte das für Proteste der Mitarbeiter gesorgt. Am Donnerstag folgte ein weiterer, dem sich auch Vorstandschef Miguel López stellte. Ebenfalls am Donnerstag (23. Mai) könnte sich die Zukunft des Unternehmens entscheiden.

Ende April hatte der Stahlriese Thyssenkrupp mitgeteilt, zunächst 20 Prozent seiner Stahlsparte an die Firma EPCG verkaufen zu wollen, die dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky gehört. Die Stahlsparte steckt seit einiger Zeit in der Krise – mittels eines speziellen Sparprogramms namens APEX wollte der Konzern sie wieder auf Kurs bringen. Neben dem geplanten Verkauf stand der Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft zur Debatte, auch hier sollte EPCG als Käufer einspringen. Das Ziel war ein gleichberechtigtes Joint Venture gewesen.

Miguel López auf der Kundgebung vor ThyssenKrupp. Ein Investor soll die Stahl-Sparte retten. Die Mitarbeiter protestierten dagegen.

Bei den Mitarbeitern von Thyssenkrupp kam das nicht gut an. Schon damals hatten sie dem Vorstand vorgeworfen, sie über die Pläne mit Kretinsky nicht früh genug aufgeklärt zu haben – der Konzern wies das zurück. Tausende von ihnen haben nun am Donnerstag vor der Essener Konzernzentrale gegen den geplanten Deal um die Stahlsparte protestiert. „Wir fordern den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, Standortgarantien und Investitionszusagen“, zitierte die Nachrichtenagentur AFP Knut Giesler von der Gewerkschaft IG Metall. Außerdem wollten sie mehr Transparenz. Der Gewerkschaft zufolge hatten sich etwa 5.000 Mitarbeiter an der Protestaktion beteiligt – aus mehreren Unternehmensteilen.

Für Vorstandschef Miguel López stand fest, dass ebendieser Donnerstag „existenziell wichtig“ für den Konzern werden könnte. López hatte sich den Protestlern gestellt und versucht, für das geplante Joint-Venture in der Stahlsparte zu werben. Dabei sagte er klar, dass er Einschnitte geben würde. Ohne solche wäre der Deal nicht möglich. Dafür erntete López lautstarke Buh-Rufe und Pfiffe. Existenziell wichtig ist der Tag für Thyssenkrupp vor allem aus dem Grund, weil der Aufsichtsrat am Nachmittag über die Pläne beraten soll.

Stahlbranche vor der Energiewende: Thyssenkrupp der größte Stahlhersteller in Deutschland

Thyssenkrupp gilt als eines der größten deutschen Unternehmen und mit rund 27.000 Beschäftigten als größter Stahlhersteller der Bundesrepublik. Für den Konzern und den gesamten Standort steht also einiges auf dem Spiel. Ende des Jahres 2023 hatte er tiefrote Zahlen für die Stahlsparte veröffentlicht und „mögliche Veränderungen“ angekündigt. Seit Jahren ächzt die Sparte unter sinkenden Preisen, steigenden Energiekosten und starker Konkurrenz.

Ein weiteres Problem ist die Energiewende. Die ganze Stahlindustrie kämpft mit der Umstellung auf „grünen Stahl“, also solcher, der aus nachhaltiger Produktion stammt. Laut Thyssenkrupp selbst ist der Begriff nicht geschützt und kann sich auf verschiedene Stahlarten beziehen, solange sie eben nachhaltig produziert sind. Zum Beispiel gehört Stahl aus der Produktion mit grünem Wasserstoff dazu, Stahl mit zertifiziertem Emissionsgehalt ebenso wie klimaneutraler Stahl. Laut López soll der Energiekostenanteil Thyssenkrupps durch die Umstellung auf grünen Stahl deutlich steigen. „Deshalb braucht unser Stahlgeschäft starke Energiepartner – einen wie EPCG.“

Unklarheit über Zukunft von Thyssenkrupp – Pläne als „PR-Aktion“?

Was die Mitarbeiter an der Sache besonders mitnimmt, ist, dass offenbar gar nicht so wirklich klar ist, was nach der Übernahme geschehen soll. Es scheint festzustehen, dass ein deutlicher Abbau der Erzeugungskapazitäten in Duisburg geplant ist, in dessen Zuge es auch zu einem Stellenabbau kommen soll. López hatte jedoch bereits angekündigt, dass er betriebsbedingte Kündigungen vermeiden wolle.

„Wir wollen wissen, welches industrielle Konzept hinter dem Einstieg von Kretinsky steht“, zitierte die AFP den IG-Metall-Mann Giesler. Er bezeichnete die Verkündung der Pläne als „PR-Aktion“. Ähnlich äußerte sich Tekin Nasikkol, der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats. „Ein Umbau der Thyssenkrupp AG gegen die Menschen wird nicht gelingen“, sagte er gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa).

Wie sich der Aufsichtsrat entscheidet, wird später am Tag feststehen. (Laernie mit dpa und afp)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Funke Foto Services

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