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Beispielrechnung

Ab wann sich Bürgergeld im Vergleich zu Vollzeit-Arbeit kaum noch lohnt

Arbeiten lohnt sich nicht mehr im Vergleich mit Bürgergeld – finden viele. Was ist an diesem Vorwurf dran? Wir rechnen nach – und ziehen ein klares Fazit.

Seit 2023 bekommen Langzeitarbeitslose in Deutschland nicht mehr Hartz IV, sondern Bürgergeld. Eine alleinstehende, kinderlose Person bekommt aktuell 563 Euro – zusätzlich zu Miete und Heizkosten. Aus Sicht der Union (CDU/CSU) zu viel. Bürgergeld „reize nicht zur Arbeit an, sondern eher zum Nichtarbeiten“, sagt Julia Klöckner (CDU). Ihre Partei will das Bürgergeld im Falle eines Wahlsieges bei der kommenden Bundestagswahl abschaffen und durch eine Grundsicherung ersetzen.

„Wer arbeiten geht, muss stets deutlich mehr in der Tasche haben, als jemand, der vom Geld der Steuerzahler lebt“, sagt FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. Ist das aktuell der Fall? BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA hat nachgerechnet.

Was lohnt sich mehr: Bürgergeld oder arbeiten mit Mindestlohn?

Schon 2023 haben wir eine Bürgergeld-Rechnung aufgestellt. Seitdem wurde jedoch sowohl das Bürgergeld als auch der Mindestlohn erhöht. Außerdem liegt Düsseldorf mit seinem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 11,10 Euro, mit dem wir gerechnet haben, am unteren Ende der Liste mit den teuersten Städten beim Mieten.

In Frankfurt am Main sind es durchschnittlich 14,11 pro Quadratmeter. Schauen wir uns also an, was eine kinderlose, alleinstehende 34-jährige Kassiererin (wir nennen sie Anna) aus der Mainmetropole im Vergleich mit einer Bürgergeld-Empfängerin in einer ähnlichen Lebenssituation (genannt Vera) in etwa monatlich zur Verfügung hat.

Wie viel hat eine beispielhafte Kassiererin im Vergleich mit einer Bürgergeld-Empfängerin monatlich zum Leben? (Symbolbild)

Im April 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit 2,4 Millionen Jobs mit dem gesetzlichen Mindestlohn von damals zwölf Euro bezahlt. Das entspricht 6,2 Prozent aller mindestlohnberechtigten Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland.

Wenn Anna 40 Stunden in der Woche für 12,41 Euro pro Stunde Mindestlohn arbeitet, hat sie laut deutschem Gewerkschaftsbund etwa 2.150 Euro brutto im Monat zur Verfügung. Nach Abzügen der Lohnsteuer und Sozialabgaben bleiben ihr monatlich in etwa 1.564 Euro Netto. Davon muss sie Miete, Strom, Heizung, Lebensmittel, Versicherungen, Freizeitausgaben usw. bezahlen.

Vera hingegen bezieht 563 Euro Bürgergeld im Monat, der Regelsatz für 2024. Zusätzlich übernimmt der Staat die tatsächlichen Kosten für Unterkunft und Heizung, soweit sie angemessen sind. Die Leistungen orientieren sich am Niveau der Mieten auf dem örtlichen Wohnungsmarkt. In Frankfurt beträgt der Maximalbetrag für Mietausgaben inklusive Heizen für einen Single rund 852 Euro. Das würde bedeuten, Vera hat monatlich in etwa 1.415 Euro netto für Miete, Strom, Heizung, Lebensmittel, Versicherungen, Freizeitausgaben usw.

Wie groß die Differenz zwischen Bürgergeld und Mindestlohn ist

Die Differenz zwischen Annas 1.564 Euro und Veras 1.415 Euro beträgt 149 Euro. Ab 2025 soll der Mindestlohn noch einmal auf 12,82 Euro erhöht werden. Weil es für 2025 keine Bürgergeld-Erhöhung geben wird, vergrößert sich die Differenz in unserem Beispiel dann auf 191 Euro.

Zu beachten ist jedoch: Als Kassiererin verdient Anna in einer Stadt wie Frankfurt am Main eigentlich mehr als den absoluten Mindestlohn. Die Jobplattform Kununu gibt für Kassiererinnen in Frankfurt ein Durchschnittsgehalt von 2.480 Euro brutto im Monat an. Rechnet man mit diesem Gehalt, wäre die Differenz deutlich größer, nämlich bei 342 Euro. Außerdem hat Anna einen Vorteil bei der Rente, denn während Vera Bürgergeld erhält, führt das Jobcenter für sie keine Beiträge an die Rentenversicherung ab. Als Mindestlohnempfängerin könnte sie Wohngeld beantragen, wenn sie die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt.

Unser klares Fazit: Besonders in Städten, in denen das Mieten sehr teuer ist, ist der Unterschied zwischen Geringverdienerinnen und Bürgergeldempfängerinnen gering. Doch nicht die Menschen, die Bürgergeld beziehen, haben zu viel, sondern der Mindestlohn ist zu niedrig, zeigt auch ein Bürgergeld-Experiment. Vor allem im europäischen Vergleich hinkt Deutschland beim Mindestlohn hinterher, sagt Malte Lübker vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) BuzzFeed News Deutschland. Er müsste laut WSI-Mindestlohnbericht bei mindestens 14 Euro liegen.

Rubriklistenbild: © photothek/IMAGO

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