Elektromobilität
Tesla dreht weiter an der Preisschraube: Deutsche Autobauer unter Druck
E-Autobauer Tesla senkt auf den größten Absatzmärkten die Preise. Das setzt die Konkurrenz unter Druck und lässt Anleger aufhorchen.
München/Austin - Nach Preissenkungen in Asien und Deutschland forciert der US-E-Autobauer Tesla die Rabattschlacht nun auch in seinem Heimatland. Um die Nachfrage anzukurbeln, kappte Tesla in den USA die Preise um bis zu 3000 Dollar, wie die Firma auf ihrer Homepage veröffentlichte. Damit senkt Tesla die Preise in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal.
Zuvor sanken die Preise in Deutschland: Das Model 3 wird nach Angaben auf Teslas Website in Deutschland mittlerweile für 41.990 Euro angeboten, 2000 Euro weniger als vor Kurzem. Noch stärker reduzierte der Hersteller die Preise für leistungsstarke Varianten des Model 3 und des Model Y. „Wir reduzieren die Preise in zahlreichen europäischen Märkten“, teilte Tesla am vergangenen Freitag mit. Das betreffe alle Varianten des Model 3 und bestimmte Versionen der anderen Tesla-Modelle Y, S und X. Die Preissenkung sei dank steigender Stückzahlen möglich, ergänzte der Autobauer. Er verfolge die „Mission“, den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen und die Elektromobilität zu verbreiten.
Tesla: Anleger und Konkurrenz unter Druck
Anleger sehen die Preissenkungen eher argwöhnisch: Experten befürchten, dass die Gewinnmarge wegen der niedrigeren Preise mit 23,2 Prozent so niedrig ausfällt wie seit mehr als drei Jahren nicht. Tesla will am Mittwochabend die ersten Quartalszahlen des Jahres veröffentlichen. 2022 war der amerikanische Konzern, mit einer operativen Rendite von mehr als 18 Prozent, einer der profitabelsten Autobauer. Seitdem sanken die Preise mehrmals.
Das wird auch Auswirkungen auf die deutschen Traditionsmarken haben, sagen Branchenexperten: „Tesla facht den Preiskampf an, denn Tesla kann es sich erlauben, mit guten Preisen den anderen Autobauern das Leben sehr schwer zu machen“, erklärte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Chef des Center Automotive Research: Und der Preiskrieg beginne erst. So habe zum Beispiel auch Volkswagen den Listenpreis für die Basisversion des ID.3 gesenkt. In den ersten beiden Monaten des Jahres seien die 15 meistverkauften Elektroautos in Deutschland im Schnitt 290 Euro billiger angeboten worden als im zweiten Halbjahr 2022.
Dieses Jahr voraussichtlich 550.000 neue E-Autos in Deutschland
Autokäufer in Deutschland können inzwischen unter 78 vollelektrischen Modellen wählen. Sie seien allerdings weiterhin viel teurer als vergleichbare Benziner, berichtet das Center of Automotive Management (CAM). „Der mittlere Einstiegspreis aller 78 E-Auto-Modelle liegt gewichtet an den Neuzulassungen bei 48.700 Euro.“ Der Einstiegspreis von Kleinst-, Klein- und Kompaktwagen liege im Mittel bei 32.155 Euro. Am populärsten seien aber die SUVs mit einem Anteil von über 43 Prozent der Elektrozulassungen. Sie kosteten im Durchschnitt 47.627 Euro.
Für das Gesamtjahr rechnet das CAM mit einem Wachstum von reinen E-Autos um 17 Prozent auf 550.000 Neuzulassungen in Deutschland. „Die Elektromobilität in Deutschland und China entwickelt sich weiter überdurchschnittlich zum Gesamtmarkt“, sagte CAM-Studienleiter Stefan Bratzel. Der chinesische Hersteller MG Roewe ist laut CAM mit 3117 Stromern erstmals unter den Top Ten in Deutschland. Marktführer bei den E-Autos sei Tesla mit 20.655 Neuzulassungen vor VW (13.443), Audi (7637), Mercedes (7298), Hyundai (5394), BMW (4334), Smart (3380) und Fiat (3125). (row mit Reuters, dpa)
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