Huthi-Rebellen im Jemen
Tesla, Aldi, Ikea & Co.: Die Huthi-Attacken im Roten Meer lassen Importeure zittern
Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer treffen die globale Wirtschaft. Auch erste deutsche Unternehmen melden Engpässe.
Port Said – Die Schiffsroute über den Suezkanal, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet, ist eine der wichtigsten Handelsrouten weltweit. Sie erspart der internationalen See- und Handelsschifffahrt für gewöhnlich einen mehrere Tausend Kilometer langen Umweg rund um den afrikanischen Kontinent.
Aufgrund der andauernden Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer, müssen aktuell jedoch immer Reedereien den Umweg rund um das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika in Kauf nehmen. Mit den Angriffen bekunden die Huthi ihre Unterstützung für die palästinensisch-islamistische Gruppe Hamas, die im Gazastreifen gegen Israel kämpft.
Die Umleitung der Handelsschiffe rund um den afrikanischen Kontinent jedoch führt dazu, „dass sich die Zeit für den Transport von Waren zwischen den asiatischen Produktionszentren und den europäischen Verbrauchern deutlich um bis zu 20 Tage verlängert“, zitiert das ZDF Julian Hinz, den Direktor des Forschungszentrums Handelspolitik am IfW. Für gewöhnlich dauert es nur 12 Stunden, den Suezkanal zu passieren. In der Folge ist die Zahl verschiffter Container in der Region zuletzt um fast 70 Prozent eingebrochen, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) meldete. So betrug das Volumen im Dezember nur noch 200.000 Container pro Tag, während es im November noch bei knapp 500.000 gelegen hatte.
Aufgrund von Kampf-Handlungen im Roten Meer – Tesla stellt Produktion in Grünheide vorerst ein
Dementsprechend stiegen auch die Frachtkosten und die Transportzeit im Warenverkehr zwischen Asien und Europa. So warnte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) aufgrund der Attacken durch die Huthi bereits vor Auswirkungen auf den internationalen Schiffshandel: „Erste Lager laufen leer, Produktionsbeeinträchtigungen deutscher Unternehmen werden sichtbar“, erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.
Hiervon betroffen zeigt sich bereits der US-Autohersteller Tesla. Am Donnerstag gab der Hersteller von Elektroautos bekannt, die Produktion in seinem Werk im brandenburgischen Grünheide wegen der Huthi-Angriffe im Roten Meer mit Ausnahme einiger weniger Teilbereiche vorerst für zwei Wochen weitgehend stillzulegen.
Ab dem 12. Februar soll die Produktion dann aber wieder voll aufgenommen werden. Wie genau die Zwangspause für die Belegschaft geregelt wird, wollte sich das Unternehmen zunächst nicht äußern. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden bezahlt“, hieß es auf FR-Anfrage seitens Teslas.
Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe zeigt Auswirkungen auf Einzelhandel
Doch auch im deutschen Einzelhandel werden die Auswirkungen der Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer aktuell deutlich. So erwartet etwa der Discounter Aldi Nord, dass es bei verschiedenen Produkten im eigentlichen Sortiment bis ins Frühjahr hinein zu Engpässen kommen könnte.
Dazu zählen Produkte der Kategorien Haushaltswaren, Spielzeug und Dekoration. Deshalb würden nun die Werbekampagnen für bestimmte Produkte verschoben, bis die Vorräte gesichert seien, teilte Aldi Nord n-tv zufolge mit.
Aber nicht nur im Einzelhandel machen sich die Attacken der Huthi im Roten Meer auf Lieferketten und Warenvorräte bemerkbar. Auch der schwedische Möbelriese Ikea leidet nach eigenen Angaben unter den Beeinträchtigungen der Handelsschifffahrt im Roten Meer. Bereits kurz vor Weihnachten (22.12.2023) warnte das Unternehmen seine Kundschaft vor potenziell langen Wartezeiten. „Die Situation im Suezkanal wird zu Verzögerungen führen und kann die Verfügbarkeit mancher Ikea-Produkte einschränken“, erklärte das Unternehmen damals.
Kampfhandlungen im Roten Meer verschärfen sich – USA und Großbritannien greifen Stellungen der Huthi an
Derweil verschärft sich die Lage im Roten Meer und ein Ende der Kampfhandlungen scheint weiterhin nicht in Sicht. In der Nacht zum Freitag erfolgte laut CNN ein Militärschlag, bei dem 60 Stellungen der Huthi mit etwa 100 Raketen beschossen wurden. Unterstützt wurden Großbritannien und die USA dabei von Kanada, den Niederlanden sowie Bahrain.
In der Nacht zum Samstag dann griffen die USA und Großbritannien mit weiteren Verbündeten Stellungen der Huthi im Jemen an. Laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin soll damit ein klares Signal an die jemenitischen Rebellen gesendet werden, die dem Iran nahe stehen.
Am gestrigen Sonntag wiederum meldeten US-Streitkräfte, nach eigenen Angaben eine von den Huthi-Rebellen auf ein US-Kriegsschiff abgefeuerte Rakete abgefangen zu haben. Demnach sei gegen 16.45 Uhr Ortszeit ein vom Huthi-Gebiet im Jemen aus ein Anti-Schiffs-Marschflugkörper auf den im südlichen Roten Meer fahrenden Zerstörer „USS Laboon“ abgefeuert worden. Die Rakete sei nahe der Küste der Hafenstadt Hodeida von einem US-Kampfjet abgeschossen worden, erklärten die US-Streitkräfte demnach weiter. Allerdings habe es weder Schäden noch Verletzte gegeben. (Fabian Hartmann)
Rubriklistenbild: © IMAGO/Houthi Group press Service
