Ruhestand
Babyboomer gehen immer früher in Rente: „Menschen möchten mehr freie Zeit haben“
Eine neue Studie zeigt: Die allermeisten Babyboomer wollen nicht länger als bis 64 Jahren arbeiten. Für den Arbeitsmarkt ist das ein großes Problem.
Berlin – Die Frührente bleibt ungebrochen beliebt. Das zeigt eine neue Studie „lidA - Leben in der Arbeit“, das seit 2011 regelmäßig tausende Babyboomer zu ihrem Arbeitsleben befragt. Und sie zeigt: 68 Prozent der Menschen, die zwischen 1959 und 1969 geboren wurden, wollen nicht länger als bis 64 arbeiten. Über die Studie berichtete zuerst das ARD-Magazin Panorama.
Rente: Babyboomer nehmen Abschläge in Kauf
Für den Arbeitsmarkt ist das eine schlechte Nachricht. Mit dem Ausstieg der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Arbeitsleben wird der Fachkräftemangel angeheizt. Steigen die Babyboomer noch früher aus, fehlt es noch schneller an allen Ecken und Enden.
Studienleiter Prof. Hans-Martin Hasselhorn sagt gegenüber Panorama: „Der frühe Erwerbsausstieg ist die Norm und viele Personen, die 63, 64 oder 65 Jahre alt sind und noch in Arbeit stehen, kennen es, dass man sie ganz erstaunt fragt: ‚Was, du arbeitest noch?‘“ Eigentlich liegt die Regelaltersgrenze für Babyboomer zwischen 65 und 67 Jahren. Um früher in Rente zu gehen, nehmen sie aber auch Abschläge in Kauf, findet die Studie.
Die Studie zeigt außerdem, dass die Frührente mit der Zeit nur noch beliebter wird. Unter den 1959 Geborenen wollen 40 Prozent bis 64 arbeiten, während die 1965 und 1969 Geborenen eher noch früher in Rente wollen. Nur 30 Prozent dieser Gruppe will noch bis 64 arbeiten.
Kann das Rentensystem so weiterfinanziert werden?
„Der häufigste Grund ist, die Menschen möchten mehr freie Zeit haben“, sagt Hasselhorn. Auch spiele es keine Rolle, ob die Arbeit gut bezahlt wird oder ob es sich um schwere oder leichte körperliche Arbeit handelt. Diejenigen, die wenig verdienen, zeigen sich am ehesten bereit, bis zur Regelaltersgrenze zu arbeiten. Das sollte auch wenig überraschend sein – die Angst vor der Altersarmut ist unter Menschen mit geringem Einkommen noch wichtiger als die freie Zeit.
Die vielen Frührentner verschärfen nicht nur den Fachkräftemangel, sondern könnten ein Problem für das gesamte Rentensystem werden. Davor warnt die „Wirtschaftsweise“ Monika Schnitzer im Panorama-Bericht.
„Was man vorhat, ist ja tatsächlich, Beitragssatz zu stabilisieren, Rentenniveau zu stabilisieren, auch das Renteneintrittsalter nicht weiter zu erhöhen. Kann das funktionieren? Nur dann, wenn der Zuschuss, der aus dem Bundeshaushalt kommt und aus Steuern finanziert wird, immer größer wird“, sagt Schnitzer. Das kann man so machen – allerdings fehlt dieses Geld dann an anderen Stellen.
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