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Gastbeitrag von Dr. Fritzi Köhler-Geib

Warum wir dringend mehr Start-ups brauchen

Dr. Fritzi Köhler-Geib
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KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib

Die deutsche Wirtschaft hat die Energiekrise bislang überraschend gut gemeistert. Doch jetzt trübt sich die Konjunktur ein. Im Kampf gegen die mittelfristig drohende Stagnation würden jetzt auch mehr Gründergeist und Start- ups helfen, schreibt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin und Leiterin der Abteilung KfW Research der KfW Bankengruppe, im Gastbeitrag.

Frankfurt/Main - Deutschland ist bisher relativ gut durch die Energiekrise gekommen, doch jetzt geht der Konjunktur die Luft aus. Die Energiekrise haben wir wegen einer gemeinsamen Anstrengung aller durchgestanden. Haushalte und Unternehmen haben deutlich Energie eingespart. Die Unternehmen haben sich angepasst, so hat rund jedes fünfte Unternehmen in Energieeffizienz investiert. Und die Regierung hat durch schnelles und entschiedenes Handeln den Energiemix diversifiziert.

Jetzt allerdings erwarten wir in KfW Research eine Erholung mit angezogener Handbremse. Für das laufende Jahr wird es wohl angesichts erlittener Kaufkraftverluste, restriktiver Geldpolitik und flauer Weltkonjunktur ungefähr eine Stagnation geben. Für 2024 erwarten wir einen moderaten BIP-Zuwachs von einem Prozent. Mittelfristig sind bei derzeitigen Trends die Erwartungen angesichts der absehbar stark schrumpfenden Zahl von Menschen im Erwerbsalter auch eher mager.

Stimme der Ökonomen

Klimawandel, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg: Wohl selten zuvor war das Interesse an Wirtschaft so groß wie jetzt. Das gilt für aktuelle Nachrichten, aber auch für ganz grundsätzliche Fragen: Wie passen die Milliarden-schweren Corona-Hilfen und die Schuldenbremse zusammen? Was können wir gegen die Klimakrise tun, ohne unsere Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel zu setzen? Wie sichern wir unsere Rente? Und wie erwirtschaften wir den Wohlstand von morgen?

In unserer neuen Reihe Stimme der Ökonomen liefern Deutschlands führende Wirtschaftswissenschaftler in Gastbeiträgen Einschätzungen, Einblicke und Studien-Ergebnisse zu den wichtigsten Themen der Wirtschaft – tiefgründig, kompetent und meinungsstark.

Start-ups verbessern die Wirtschaftsaktivität

Mehr Gründerinnen und Gründer können hier helfen. Denn ihre Kreativität und Gestaltungswille führen zu Innovationen und Wettbewerb. Eine hohe Gründungstätigkeit hält den Wettbewerb am Leben und den Effizienzdruck auf bestehende Unternehmen hoch. Dabei kommt insbesondere Start-ups eine zentrale Rolle zu, auch wenn ihr Anteil an der gesamten Gründungstätigkeit nur rund sieben Prozent ausmacht. Zahlreiche Beispiele belegen, wie Start-ups auf Basis neuer Technologien oder Geschäftsmodelle etablierte Unternehmen verdrängt haben und insgesamt einen positiven Beitrag zur Wirtschaftsaktivität hatten.

Allerdings nimmt die demografische Alterung die Gründungstätigkeit in die Zange. Über die wachsende Fachkräfteknappheit sorgt sie zum einen für einen stärkeren Wettbewerb etablierter Unternehmen um Beschäftigte und für sehr attraktive Beschäftigungsalternativen für Gründungswillige. Zum anderen werden die verbleibenden Menschen im Erwerbsalter selbst auch älter. Das sorgt dafür, dass weniger gründen, denn mit steigendem Alter sinkt die Gründungsneigung. 

Start-ups in Deutschland: Mehr Fachkräftezuwanderung, mehr Frauen

Mehr Gründerinnen und Gründer: Wie geht das? Eine stärkere Fachkräftezuwanderung kann die Zahl der Menschen im Erwerbsalter erhöhen und diese gleichzeitig verjüngen. Wir müssen zudem den Gründungsgeist wieder entfachen: Frauen sind beispielsweise bei der Gründungstätigkeit unterrepräsentiert, bei Start-ups sogar sehr deutlich. Das hat stark mit Entscheidungsstrukturen, mit antiquierten Rollenbildern zu tun, mit Bildungswegen und Berufswahl.

In Investmentkomitees von Wagniskapitalfonds braucht es mehr Frauen. Und ein höherer Anteil von Frauen im Informatik- oder technischen Bereich kann den Gründerinnenanteil bei Start-ups erhöhen. Um bei letzterem Änderungen zu bewirken, muss man schon in jungen Jahren ansetzen und braucht einen langen Atem. Entsprechend schnell muss etwas geschehen. 

Gleichzeitig müssen die Rahmenbedingungen stimmen, damit die Gründungs- und Innovationspotenziale auch genutzt werden können. Start-ups brauchen Geld und Leute. Hier sind die Weichen auf Verbesserung gestellt. Mit dem Zukunftsfonds steht dem deutschen Wagniskapitalmarkt über die nächsten Jahre verlässlich Kapital für die Start-up-Finanzierung zur Verfügung. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz wurden die Rahmenbedingungen von Mitarbeiterkapitalbeteiligungen so angepasst, dass Start-ups bei der Gewinnung wichtiger Fachkräfte im Wettbewerb mit Großunternehmen und ausländischen Start-up-Hotspots eher bestehen können. Das macht Hoffnung.

Zur Autorin: Dr. Friederike (Fritzi) Köhler-Geib ist Chefvolkswirtin und Leiterin der Abteilung KfW Research der KfW Bankengruppe. Zuvor war sie mehr als 10 Jahre bei der Weltbank in Washington tätig, zuletzt als Lead Economist und Programme Leader für Zentralamerika.

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