Etat-Verteilung
Bundeshaushalt: Ausgaben für Sport kürzen? Verbände sehen Absturz kommen
Die Regierung will die Schuldengrenze einhalten und den Etat für Sport im Bundeshaushalt kürzen. Verbände üben Kritik und fürchten schwere Folgen für Deutschland.
Berlin/München - Der Sparplan von Bundesfinanzminister Christian Lindner geht auch zulasten des Sports: Im Bundeshaushalt für das Jahr 2024 ist eine Etat-Kürzung um 27 Millionen Euro von 303 auf 276 Millionen vorgesehen. Staatlich geförderte Institute des Leistungssports kritisieren die Absicht der Bundesregierung. So sieht der verabschiedete Entwurf des Haushaltsplans für 2024 eine Kürzung der Zuwendungen für die Institute für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT, Leipzig) und für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES, Berlin) von knapp vier Millionen Euro vor - 19 Prozent weniger als im Vorjahr.
Bundeshaushalt: Kürzungen im Bereich Sport könnten Medaillenausbeute schwächen
„Sollte die angekündigte Kürzung wirksam werden, sind die Institute mit ihrer heutigen Bedeutung nicht zu erhalten“, heißt es in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief der Institute an den Deutschen Bundestag. IAT-Direktor Marc-Oliver Löw bezieht sich auf den zu erkennenden Leistungsschwund deutscher Athleten bei den zurückliegenden Olympischen Spielen: Laut ihm würde sich der negative Trend bei der Medaillen-Ausbeute bei Olympia und Paralympics durch die Kürzungen im Bundeshaushalt verstärken.
In den Jahren 2022 und 2023 waren die Zuwendungen noch signifikant gestiegen, das wird sich dem Vernehmen nach ändern. Auch eine mögliche neue Olympia-Bewerbung eines deutschen Standorts könnte von den Kürzungen betroffen sein.
Philip Krämer, stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, verteidigt die Haushaltskürzungen folgendermaßen: „Ich kann die Kritik nachvollziehen, gleichwohl ist das erklärte Ziel der Regierungskoalition, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Dies erfordert leider Abstriche in allen Bereichen“, so der Grünen-Politiker gegenüber dem SID. Er verweist zudem auf den Wegfall Special Olympics World Games, worauf im vergangenen Jahr alleine 21 Mio. Euro entfallen seien.
„...Weshalb die bereinigte Kürzung rund 6 Millionen Euro - und damit 2 Prozent - beträgt. Diese Kürzung würde ich als moderat bewerten“, führt Krämer aus. „Solange sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland noch nicht wieder entspannt hat, wird es leider in allen Haushaltsbereichen, auch im Sport, nicht zu allzu großen Aufplanungen kommen können.“ Ferner weist er darauf hin, dass der Koalition gelungen sei, „ein Präventionsprogramm gegen Rechtsextremismus aufzulegen“.
Schuldengrenze trifft Ausgaben für Sport: DOSB bangt um Zukunftsfähigkeit
Dass sich die Etatkürzung im Bundeshaushalt auch auf die Nachwuchsarbeit der einzelnen Leistungsbereiche auswirkt, dürfte außer Frage stehen. Auf kommunaler Ebene verweist Krämer jedoch auf ein staatliches Förderprogramm: Für ‚Sport, Jugend, Kultur‘ sollen 400 Millionen Euro für die Sanierung von kommunalen Einrichtungen bereitgestellt werden.
Der Deutsche Olympische Sportbund warnt vor den geplanten Kürzungen im Sporthaushalt des Bundesinnenministeriums. Dabei handele es sich „um falsche Maßnahmen zur falschen Zeit“, wie Torsten Burmester dem SID mitteilte. Der Vorstandsvorsitzende sieht im Olympiajahr 2024 und infolge der Pandemie und der Energiekrise „kein Sparpotenzial, sondern Investitionsbedarf“. Der DOSB werde versuchen, im parlamentarischen Verfahren und in Gesprächen mit den Abgeordneten, „einen Weg zu finden, der die internationale und gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit des deutschen Sports nicht gefährdet“.
Der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Mayer, erklärt zu den Kürzungen aufgrund der Schuldengrenze: „Die Athleten konnten sich in den vergangenen Jahren darauf verlassen, dass der Sporthaushalt stetig wuchs. Das war notwendig, um den berechtigten Anliegen des Sports gerecht zu werden“, so Mayer. Die Ampel würde ignorieren, dass die Inflation und Energiekrise „die Finanzbedarfe in allen Bereichen des Sports drastisch erhöht haben“.
Im Bundeshaushalt für das nächste Jahr will die Regierung insgesamt 30 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr einsparen. Betroffen sind dabei alle Ressorts bis auf das Verteidigungsministerium. Über den gesamten Haushalt entscheidet der Bundestag erst zum Abschluss der Haushaltswoche am 1. Dezember. (PF mit Material von dpa und sid)
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