Exportwirtschaft
Schwaches Wirtschaftswachstum in China: Deutsche Unternehmen in der Zwickmühle
Die bescheidene Entwicklung der chinesischen Wirtschaft hat Auswirkungen auf deutsche Firmen. Chinesische Unternehmen sind schneller darin, auf Verbraucherwünsche einzugehen, was europäische Hersteller selbst auf ihren Heimatmärkten in Bedrängnis bringt.
Frankfurt – Manche Branchen und Industriezweige in Deutschland reagieren nicht schnell genug auf die Bedürfnisse der Konsumenten in China und auf den dortigen Absatzmärkten. Das schaffen chinesische Unternehmen teilweise besser, sagte Julia Haes vom „China Institut für die deutsche Wirtschaft“ in Tutzing bei einer Veranstaltung des „Sino-German Centers“ der Frankfurt School of Finance: „Die Bedingungen für deutsche Unternehmen bleiben schwierig.“
Als ein Beispiel wird die Autoindustrie herangezogen. Nach Jahren des Erfolgs hat sie in China zu kämpfen, weil die chinesischen Konsumenten andere Erwartungen an ein neues Auto haben als beispielsweise die deutschen Verbraucher: Für Volkswagen brachen die Verkäufe in China zuletzt um fast zehn Prozent ein. Die Zuwächse in einigen kleineren Märkten und in Amerika reichten bei weitem nicht aus, um die immer schwächer werdenden Absatzzahlen im zweitgrößten VW-Markt China auszugleichen. Einst Marktführer in China, verkauften die Wolfsburger dort 2024 rund 2,9 Millionen Autos. Das sind gut 300.000 weniger als im Jahr zuvor. In China boome die Elektroautos. Der örtliche Herausforderer BYD bedient diesen Markt und ist längst an der Konkurrenz aus dem Ausland vorbeigezogen. Neue Modelle aus der Kooperation mit XPeng sollen für VW nun die Wende bringen. 2025 rechne man in China aber mit einem weiter herausfordernden Markt, hieß es.
Auf den Weltmärkten hat China als Wachstumstreiber an Schwung verloren
Auf den ersten Blick betrachtet wächst die chinesische Wirtschaft massiv. Nach Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) überholte Chinas Wirtschaftsleistung die deutsche Leistung im Jahr 2007. Ende 2024 registrierte der IWF ein Bruttoinlandsprodukt von 18 Billionen US-Dollar. Das ist mehr als viermal so viel wie das deutsche BIP. „China hat das Potenzial, ein weltweit führender Innovator zu werden“, sagt Volkswirtin Julia Haes vom China-Institut. Doch auf den Weltmärkten hat China als Wachstumstreiber an Schwung verloren. Seit der Pandemie stottert die chinesische Wirtschaft. Das Wachstum betrug 2024 nach Angaben des IWF 4,8 Prozent - zu wenig, um 1,4 Milliarden Chinesen zu versorgen. Die chinesische Bevölkerung wächst zudem seit fünf Jahren nicht mehr und altert massiv.
Im Dezember 2024 hatte das Politbüro der kommunistischen Einheitspartei laut amtlicher Nachrichtenagentur Xihua eine „proaktive Fiskalpolitik und eine angemessen lockere Geldpolitik“ beschlossen. Das sei eine große Veränderung, sagt der Chefvolkswirt der Deutschen Bank in China, Yi Xiong, bei der Frankfurt School. Er erwartet Subventionen, wenn Chinesen chinesische Autos kaufen. „Die Dinge sind noch nicht sehr gut“, urteilt Yi, „aber sie werden besser“.
Höhere Zölle auf chinesische Importe werden in den USA erwartet
Die deutsche Industrie muss sich auf die Gegebenheit vor Ort einstellen. „Wir Deutsche mögen Wandel nicht so sehr, aber es gibt keine Alternative“, sagt Haes. Sie nennt als Beispiel die Schweinewirtschaft: Vor wenigen Jahren verkauften europäische Züchter massenhaft Schweinefleisch nach China. Investoren bemerkten den Warenstrom und bauten eine chinesische Schweinewirtschaft auf, die den Produzenten aus dem Ausland Konkurrenz machte. Der Import des begehrten Schweinefleischs ist seitdem eingebrochen.
Handelsexperten rechnen unter der neuen amerikanischen Regierung von Donald Trump mit höheren Zöllen der USA auf chinesische Importe. „China wird versuchen, alles, was nicht in die USA exportiert werden kann, in andere Länder zu exportieren“, sagte Haes.
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