Angst vor Insolvenz
Scholz verspricht: Bund will angeschlagene Meyer Werft retten – Tausende Jobs gefährdet
Nachdem die traditionsreiche Meyer Werft aus dem niedersächsischen Papenburg in Schieflage geraten ist, sichert Kanzler Olaf Scholz nun die Unterstützung des Bundes zu.
Papenburg – Die traditionsreiche Meyer Werft kämpft ums Überleben vor der Insolvenz. Bei seinem Besuch im niedersächsischen Papenburg sicherte Bundeskanzler Olaf Scholz nun Unterstützung zu: „Aber eines kann ich heute klar sagen: Der Bund trägt seinen Teil der Lösung bei.“ Die Werft selbst beschäftigt 3300 Menschen, über weitere Zulieferebtriebe sind bis zu 18.000 Menschen betroffen.
Es gebe eine Grundverständigung zwischen Bund, Land und der Eigentümerfamilie sowie bereits feste Eckpunkte dazu, meldete die Agentur Reuters vorab. Die IG Metall Küste begrüßte das Vorhaben. „Durch den geplanten Einstieg von Bund und Land werden nicht nur die Standorte Papenburg und Rostock gerettet, sondern wichtige Teile des Schiffbaus in ganz Deutschland“, sagte Bezirksleiter Daniel Friedrich.
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck signalisierte der 1795 gegründeten Werft Staatshilfen. „Lösungen sind möglich. Und Lösungen sind in greifbare Nähe gekommen“, sagte der Grünen-Politiker in Köln. Details könne er noch nicht nennen, weil es ein sensibler Prozess sei. „Wir wollen helfen, eine Lösung zu finden, dass da weiter Schiffe gebaut werden an der Küste.“ Die Werft sei traditionsreich und sehr leistungsfähig. Deswegen sei in den vergangenen Wochen sehr intensiv an einer Lösung gearbeitet worden.
Bund und Land wollen Meyer Werft 400 Millionen Euro zuschießen
Bund und Land wollen den Insidern zufolge zusammen 400 Millionen Euro Eigenkapital zuschießen, mit Bürgschaften Bankkredite absichern und vorübergehend mindestens 80 Prozent der Werft übernehmen. Dazu müssten noch einige Details geklärt werden. Zudem müssten die Haushaltsausschüsse in Berlin und Hannover noch zustimmen.
Teil des Deals seien Bedingungen wie ein Vorkaufsrecht für die Familie Meyer, wenn die öffentliche Hand in etwa drei bis vier Jahren wieder aussteigt, hieß es. Zudem gebe es bestimmte Garantien in puncto Jobsicherheit für die Beschäftigten. Die finale Lösung soll bis etwa Mitte September stehen.
Die Bundesregierung äußerte sich vor dem Scholz-Besuch nicht konkret dazu und sprach von laufenden Gesprächen. Ein Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums lehnte einen Kommentar zu den Reuters-Informationen ab. Er sagte aber, dass der Termin in Papenburg große Signalkraft habe und zeige, dass Bund und Land zur Werft stünden.
Meyer Werft braucht knapp 2,8 Milliarden Euro
Mit dem Besuch von Bundeskanzler Scholz verband das angeschlagene Familienunternehmen große Hoffnungen. Die Werft wartete seit Wochen auf die Zusage des Bundes und des Landes Niedersachsen zu einem Staatseinstieg. Die Meyer Werft braucht knapp 2,8 Milliarden Euro, um die bestellten Schiffe produzieren zu können, davon 2,3 bis 2,4 Milliarden in Form von Bankkrediten. Mit dem frischen Eigenkapital müssen auch Verluste aus der Vergangenheit gedeckt und die Sanierung finanziert werden. Die Eigentümerfamilie kann eine Kapitalspritze nicht stemmen und ein privater Investor ist nicht in Sicht.
Die Luxusdampfer, von denen zwei pro Jahr vom Stapel laufen sollen, kosten mindestens 1,5 Milliarden Euro. Die Kunden zahlen in der Regel 20 Prozent an, der Rest wird erst bei der Übergabe fällig. Die Werft muss also die Baukosten vorfinanzieren, normalerweise aus den Anzahlungen. Meyer waren aber die Corona-Jahre zum Verhängnis geworden, in denen es kaum noch Neuaufträge gab. Zuletzt hatte der US-Unterhaltungskonzern Disney vier Schiffe bestellt.