Zum ersten Mal seit Mitte 2023
Rezessionsrisiko gesunken: Konjunktur-Ampel steht nicht mehr auf rot
Die Wirtschaft schwächelt nach wie vor. Das Risiko einer Rezession ist jedoch leicht gesunken. Energieintensive Branchen hätten ihren Tiefpunkt durchschritten – sagen Experten.
Düsseldorf – Schwache Nachfrage, Insolvenzen: Deutschlands Wirtschaft schwächelt. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben deshalb ihre Konjunkturprognose gesenkt. Nun gibt es jedoch einen Lichtblick: Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten drei Monaten ist in den letzten Wochen gesunken. Das geht aus dem Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den kommenden drei Monaten liegt demnach bei 48,7 Prozent. Was immer noch viel klingt, ist ein Rückgang um fast zehn Prozentpunkte. Anfang März lag der Indikator noch bei 58,3 Prozent. Damit bestehe keine akute Rezessionsgefahr mehr, sondern lediglich eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit.
Trotz Verunsicherung in der deutschen Wirtschaft: IMK-Konjunkturampel nicht mehr auf Rot
Dennoch zeige sich weiterhin eine Verunsicherung der Wirtschaftsakteure. Die statistische Streuung im entsprechenden Indikator sei mit 18,7 Prozent relativ hoch – und etwas gestiegen. Dennoch sei der Rückgang des Rezessionsrisikos so stark, dass die Konjunkturampel erstmals seit Juni 2023 nicht mehr auf „rot“ stehe. Damals war das Risiko mit 49,3 Prozent sogar etwas größer.
| Phasen der Konjunkturampel | |
|---|---|
| Finanzmarktstress | 21,7 % |
| Wahrscheinlichkeit eines Boom | 24,2 % |
| Wahrscheinlichkeit einer Rezession | 48,7 % |
| Quelle: Hans-Böckler-Stiftung |
Unter dem Strich „zeigt sich nunmehr eine Mehrzahl konjunktureller Frühindikatoren aufwärtsgerichtet“, erklärte IMK-Ökonom Peter Hohlfeld. Er räumte zwar ein, dass es Ausreißer wie die schwachen Einzelhandelsumsätze gibt. „Eine Aufhellung der Konjunktur deutet sich aber stärker an als in den Vormonaten.“
Erholung der Produktion sorgt für positivere Aussichten in der deutschen Wirtschaft
Gründe für das niedrigere Rezessionsrisiko sind laut Hans-Böckler-Stiftung vor allem die Erholung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe. Auch in energieintensiven Branchen und besonders in der Chemieindustrie gehen die Fachleute davon aus, dass diese „ihren Tiefpunkt“ durchschritten und weiteres „Aufwärtspotenzial“ hätten.
Weitere positive Faktoren für die bessere Bewertung der wirtschaftlichen Lage sind eine bessere Stimmung der Akteure sowie verbesserte Finanzmarktindikatoren. „Im Jahresverlauf dürfte dann neben der steigenden Auslandsnachfrage auch die sich angesichts moderater Inflation und weiter steigender Löhne deutlich verbessernde Kaufkraft der Haushalte dafür sorgen, dass es zu einer Belebung der Konjunktur kommt“, erklärte Hohlfeld. (ms)
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