Rentensystem
Rentenniveau sinkt: Jetzt holt die Riester-Rente auf – so viel mehr Geld ist zu erwarten
In der Niedrigzinsphase wurde die Riester-Rente von vielen Kritikern für tot erklärt. Doch die steigenden Zinsen lassen sie nun wiederauferstehen, zeigen Vorausberechnungen des Arbeitsministeriums.
Köln – Das durchschnittliche Rentenniveau sinkt – das legen neue Zahlen der Deutschen Rentenversicherung nahe. Rentnerinnen und Rentner, die im Jahr 2022 in Deutschland in Rente gegangen sind, erhielten laut Deutscher Rentenversicherung (DRV) im Durchschnitt 1084 Euro im Monat und damit 15 Euro weniger als Seniorinnen und Senioren, die schon davor im Rentenbezug waren. Ohnehin dürfte bei vielen Ruheständlern das Geld knapp werden, wenn sie sich nur auf die Zahlungen der gesetzlichen Rente verlassen. Private Altersvorsorge wird immer wichtiger, um auch im Alter seinen Lebensstandard zu sichern – und dabei spielt die totgeglaubte Riester-Rente wieder eine wichtigere Rolle.
Riester-Rente: Arbeitsministerium rechnet mit höheren Zahlungen
So soll die private Zusatzvorsorge durch Riester-Renten in den kommenden Jahren einen deutlich wachsenden Beitrag zur Alterssicherung in Deutschland leisten, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) unter Berufung auf Vorausberechnungen des Bundesarbeitsministeriums für den neuen Rentenversicherungsbericht.
Demnach erhalten Standardrentner (Rentenversicherte, die 45 Jahre zum Durchschnittsgehalt gearbeitet haben) aktuell 1692 Euro an gesetzlicher Rente im Monat, im Durchschnitt kommen dazu noch weitere 139 Euro als Riester-Rente hinzu. Im Jahr 2037 dann gibt es aber einen deutlichen Zuwachs zugunsten der Riester-Rente, rechnet das Arbeitsministerium vor. So werden laut FAZ mit 2426 Euro gesetzlicher Rente gerechnet und 406 Euro Riester-Rente. Das bedeutet, dass sich der Anteil der Riester-Rente an den Gesamtbezügen auf gut 14 Prozent mehr als verdoppelt.
Riester-Rente: Wiederauferstehung nach großen Enttäuschungen?
Doch wie kommt es zu dieser Wiederauferstehung der Riester-Rente? Das liegt zum einen daran, dass in den kommenden Jahren immer mehr Menschen mit einer Riester-Vorsorge in Rente gehen. Zum anderen hat das mit den erst seit kurzem wieder steigenden Zinsen zu tun: Diese lassen hoffen, dass die Riester-Rente als kapitalgedeckte Vorsorge in Zukunft wieder mehr Rendite einbringt.
Bisher war das nämlich anders: In der langen Niedrigzinsphase brachte die Riester-Vorsorge für zahlreiche Ruheständler eher enttäuschende Ergebnisse ein. Dagegen haben dann vor allem Banken und Versicherungen abkassiert: Jede dritte Riester-Police vereinnahmt sogar 30 Prozent für Gebühren, berichtet die Tagesschau. Zum Vergleich: Bei der gesetzlichen Rente betragen die Verwaltungskosten etwa drei Prozent.
Für die vielen Gebühren haben nicht wenige Menschen, die „riestern“, dann auch fast nichts bekommen: So erging es beispielsweise Gerhard K., der laut Tagesschau einen Riester-Fonds-Sparplan bei der Union Investment besitzt. Er zahlte demnach zusammen mit Zuschüssen des Staates 36.000 Euro. Man prognostizierte ihm ein zwar ein Sparvermögen von rund 70.000 Euro und eine monatliche Riesterrente von 360 Euro. Doch daraus wurden dann nur schlappe 72 Euro monatlich, da in der langen Niedrigzinsphase keine Rendite erzielt werden konnte.
Riester-Rente: Ampel plant große Reform
Solche und zahlreiche andere Fälle sorgten dafür, dass die Riester-Rente nun einen schlechten Ruf unter Verbrauchern genießt – und Verbraucherschützer auf eine Reform drängen.
Diese könnte nun auch bald passieren und zu einer Verbesserung des Systems und potenziell wieder zu mehr Interesse bei der Bevölkerung führen: Im Oktober hat die Expertenkommission einen Bericht vorgelegt, wie die Riester-Rente reformiert werden könnte. Das Bundesfinanzministerium will daraus nun einen konkreten Reformvorschlag erarbeiten, ein Gesetzgebungsverfahren soll dann im Laufe des Jahres 2024 erfolgen. Vorgesehen sind unter anderem Kostensenkungen für die entsprechenden Produkte und chancenreichere Anlagen mit höheren Renditen.