World Wealth Report
Vermögensungleichheit: Reiche werden reicher, Arme ärmer – Deutschland ganz oben mit dabei
Weltweit hat die Zahl der Millionäre einen neuen Höchststand erreicht. Auch Deutschland spielt in der oberen Liga mit und glänzt auf dem dritten Platz der Superreichen.
Frankfurt – Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Eine bekannte These, die spätestens seit der Corona-Pandemie unter Beweis gestellt wurde, als das Vermögen von Milliardären wie Jeff Bezos und Elon Musk in Minutenschnelle stark anstieg. Doch nicht nur diese bekannten Superreichen, sondern auch weniger prominente Millionäre konnten ihr Vermögen erheblich im letzten Jahr steigern.
Weltweite Zunahme der Millionäre: Gesamtvermögen bei 86,8 Billionen Dollar
Einem Bericht von ZEIT Online zufolge, soll der Anteil der Personen, die mindestens eine Million Dollar anlegen können, um 5,1 Prozent auf 22,8 Prozent gestiegen sein. Seit 1997 hat es so eine hohe Zahl wohl nicht gegeben. Demnach erhöhte sich das Gesamtvermögen dieser Gruppe um 4,7 Prozent auf 86,8 Billionen Dollar. Umgerechnet sind das 79,64 Billionen Euro. Die Zahlen stammen von einer Auswertung des jährlichen World Wealth Report.
Dieser Report berücksichtigt Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments, Bargeld und vermietete Immobilien, jedoch keine Sammlungen und Gebrauchsgüter, und umfasst 71 Länder.
Die USA dominieren weiterhin: über 7 Millionen Vermögende an der Spitze
Die USA führen wohl die Liste an, mit 7,431 Millionen Vermögenden. Auf dem zweiten Platz folgt Japan mit deutlichem Abstand und 3,777 Millionen Vermögenden. Deutschland liegt mit 1,646 Millionen auf Platz drei, während China mit gut 1,5 Millionen Vermögenden knapp dahinter auf Rang vier rangiert.
Die USA verzeichneten die größten Zuwächse beim Vermögen. Durch eine starke Wirtschaft, sinkende Inflation und einen Boom an den Aktienmärkten stieg das Vermögen der Reichen in Nordamerika um 7,2 Prozent auf 26,1 Billionen Dollar. Die Zahl der Vermögenden nahm dort um 7,1 Prozent auf 7,431 Millionen zu.
Die reichen Deutschen: 34.000 mehr Millionäre im Land
Dem Bericht von ZEIT Online zufolge belegt Deutschland in dem Wachstum von Millionären weltweit den dritten Platz. Millionäre verzeichneten in Deutschland einen Anstieg ihres Vermögens um 2,2 Prozent auf insgesamt 6,28 Billionen Dollar. Die Anzahl der Millionäre erhöhte sich um 34.000 Personen, was zu einem Zuwachs von 2,1 Prozent führt.
Dieser Anstieg wurde demnach vor allem durch höhere Sparquoten und steigende Börsenkurse begünstigt. Trotz eines Rückgangs blieb die Inflation weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau von 5,9 Prozent im Jahresdurchschnitt. Die Entwicklung wurde jedoch teilweise durch rückläufige Immobilienpreise gebremst.
Wieso werden Reiche immer reicher?
Vermögende Personen haben Zugang zu Investitionsmöglichkeiten, die hohe Renditen abwerfen. Sie investieren in Aktien, Immobilien, Unternehmen und andere Wertanlagen, die im Laufe der Zeit an Wert gewinnen und Einkommen generieren. Geld, das investiert wird, generiert Zinsen oder Gewinne, die wiederum reinvestiert werden können, was zu einem exponentiellen Wachstum des Vermögens über die Zeit führt.
Das Netzwerk macht's: Reiche Menschen haben oft Zugang zu exklusiven Geschäftsmöglichkeiten und Netzwerken, die für die breite Masse unzugänglich sind. Auch das führt dazu, ihren Reichtum zu vergrößern. Zudem sind viele der Reichen Unternehmer oder Großaktionäre von erfolgreichen Unternehmen. Mit dem Wachstum dieser Unternehmen steigt auch ihr persönliches Vermögen.
Die soziale Schere: Vermögensungleichheit in Deutschland konstant groß
Den Reichen hierzulande geht es ziemlich gut und die Wahrscheinlichkeit, dass es ihnen exponentiell besser gehen wird, ist relativ hoch. Anders sieht es bei der größeren Bevölkerungsschicht aus.
Der Gini-Koeffizient wird häufig als Maß für Ungleichheit verwendet. Er reicht von 0 für vollständige Gleichverteilung bis 1 für maximale Ungleichheit. In Deutschland hat sich der quartalsweise Gini des Haushaltsvermögens im Laufe der Zeit nur wenig verändert, erreichte jedoch 2014 vorläufig seinen Höchstwert. In den letzten Jahren blieb er konstant bei etwa 0,77.
Die dominante Kontrolle der oberen zehn Prozent
Auch andere europäische Länder sind von ungleichmäßiger Vermögensverteilung betroffen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat kürzlich eine Studie zur Vermögensverteilung im Euroraum veröffentlicht, die das Ausmaß der Ungleichheit enthüllt. Die „Distributional Wealth Accounts“ (DWA), auch bekannt als die „verteilungsbasierte Vermögensbilanz“, wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereitgestellt und werfen einen Blick auf die wachsende Kluft zwischen den Reichen und den Armen.
Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung kontrollieren mit rund 10,5 Billionen Euro rund 61,2 Prozent des Gesamtvermögens. Das ist doppelt so viel wie die 5 Billionen Euro im Jahr 2011, was damals aber auch ungefähr 60 Prozent des Vermögens ausmachte.
Für die unteren 50 Prozent der Bevölkerung bleibt die Lage düster. Ihr Anteil am Gesamtvermögen beträgt lediglich 2,3 Prozent, trotz einer nominalen Verdoppelung ihrer Vermögenswerte seit 2011. Die neuen Daten zeigen auch, dass die Zusammensetzung des Vermögens der Haushalte stark variiert. Während ärmere Haushalte hauptsächlich auf risikoarme Anlagen wie Sparkonten setzen, sind hohe Vermögen stark mit Kapitalmarktwerten, Immobilien und Unternehmensvermögen verbunden.
Rubriklistenbild: © Sheldon Cooper/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
