Heizöl- und Spritpreise
Nicht nur Öl betroffen – Straße von Hormus im Fokus der Nahost-Eskalation
Heizöl, Zahnbürsten oder Aspirin: Der Iran droht, die Straße von Hormus zu sperren. Was wird durch den Nahost-Konflikt wirklich teurer?
Israel/Iran – Die Nahost-Eskalation hinterlässt wirtschaftlich auch in Deutschland Spuren. Höhere Rohölpreise ließen am Wochenende etwa Sprit- und Heizölkosten steigen. Es könnte weitreichende Folgen haben, sollten Israel und Iran keine diplomatische Lösung finden und an gegenseitigen Angriffen festhalten. Im Raum steht die Drohung des Iran, die Meeresenge Straße von Hormus zu sperren. Eine Handelsroute mit globaler Bedeutung.
Straße von Hormus im Fokus der Nahost-Exhalation: Rohöl nicht nur in Heizöl und Benzin
Die Verbindung zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist ein wichtiger Transportweg für Öl und Gas. Als Ölproduzent deckt der Iran zwar nur rund zwei Prozent des globalen Bedarfs ab, jedoch wird die Straße von Hormus für den Transport anderer Golfstaaten genutzt. Eine Sperrung würde etwa ein Fünftel der weltweiten Ölexporte betreffen.
Das Rohöl wird zur Herstellung vieler unterschiedlicher Produkte verwendet. Etwa für Kunststoffe wie PVC, PET, Acryl oder Nylon. Die steigenden Kosten würden sich etwa im Preis alltäglicher Gegenstände wie Flaschen, Zahnbürsten und Strümpfe niederschlagen. Als Basis dient Rohöl zudem in vielen Farben, Klebern und Lösungsmitteln. Und auch im Medizinischen und Drogerie-Bereich: Von Aspirin, Antibiotika, Shampoos, Cremes bis hin zu Prothesen oder Herzschrittmachern.
Iran würde sich selbst schaden, sollte die Straße von Hormus geschlossen werden
Ob sich die Folgen des Konflikts beim Einkauf in deutschen Supermärkten, Apotheken oder Bauhäusern niederschlagen? Unwahrscheinlich, schätzt Thomas Puls. Er ist Verkehrs-Experte am Institut für Wirtschaft in Köln. „Der Impact ist viel kleiner als noch in den 70er Jahren“, sagt er unserer Redaktion. Dass der Iran de Straße von Hormus wirklich schließt, kann sich Puls zudem nicht vorstellen. „Persönlich halte ich die Wahrscheinlichkeit für nahe null.“ Das Öl gehe über persischen Golf fast in der gesamten Masse in asiatische Länder. Das Handels-Nadelöhr zu schließen, würde Irans Handelspartner und Öl-Abnehmer China verärgern. „Das scheint mir für die Iraner nicht zielführend.“
Bereits Anfang 2024 hat das Institut die Auswirkungen des Nahost-Konflikts auf die deutsche Wirtschaft untersucht. „Wir standen vor einer ähnlichen Situation“, sagt Puls. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel sei der Ölpreis noch wesentlich stärker gestiegen und trotzdem nach wenigen Wochen wieder gesunden. „Und auch jetzt glaube ich, dass die Preise für Heizöl und Benzin nochmal heruntergehen werden.“ Ein ähnliches Muster wiederholt sich beim Kauf von Gold. Kurzfristig fand 2023 „eine Flucht in Gold statt“. Nach den Angriffen zwischen Iran und Israel am Freitag, 13. Juni, erreichte der Gold-USD-Kurs einen neuen Rekordwert 3.432 Dollar. Am Montag 16. fiel er bereits wieder.
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