Hoffnungsschimmer bleibt
Große Traditionsbäckerei ist insolvent und muss Filialen schließen: „Komplett überfahren worden“
Nach der Insolvenz muss eine bekannte Traditionsbäckerei im Oktober ihre Filialen schließen und alle Mitarbeiter freistellen. Etwas Hoffnung bleibt.
Laupheim – Die Schieflage vieler Unternehmen in Deutschland setzt sich in weiteren Branchen fort. Dabei müssen diverse Traditionsunternehmen die Insolvenz anmelden. Unter anderem ist ein bekannter Fahrradhersteller insolvent. Des Weiteren schlägt eine Auktion nach der Insolvenz eines bekannten Mode-Riesens ebenso hohe Wellen wie das Aus einer Traditionsbäckerei. Neben der insolventen Bäckerei-Kette, die 120 Filialen in ganz Deutschland betreibt, trifft es in Baden-Württemberg ein weiteres Urgestein, das nach einem gescheiterten Insolvenzverfahren die Segel zumindest teilweise streichen muss – auch wenn ein Hoffnungsschimmer bleibt.
Traditionsbäckerei ist seit April insolvent: Vorerst alle Filialen geschlossen und Mitarbeiter freigestellt
Denn nach der Insolvenz im April gingen bei der Laupheimer Traditionsbäckerei Mäschle am 1. Oktober die Lichter aus. Das berichtet die Schwäbische Zeitung. „Ziel war, die Bäckerei aus eigenen Mitteln zu sanieren“, erklärt Insolvenzverwalter Florian Schiller von der Pluta Rechtsanwalts GmbH, der das gescheiterte Insolvenzverfahren betreut hat.
Die Hypothek durch die Schließungen während der Corona-Pandemie und die explodierenden Preise für Rohstoffe und Energie hatten die Bäckerei in eine Schieflage gebracht, von der sich das insolvente Traditionsunternehmen in der Folge nicht mehr hatte erholen können. Das hatte Bäckermeister Christian Mäschle bereits im Frühling in der Schwäbischen Zeitung erklärt. Anfang des Monats wurden vorerst alle Filialen der Traditionsbäckerei aus Laupheim geschlossen und alle Mitarbeiter freigestellt.
Große Traditionsbäckerei meldet im April Insolvenz an: Restrukturierung bleibt erfolglos
Er und sein Bruder Harald hatten das Unternehmen 1996 von ihrem Vater übernommen. „Die Bäckerei Mäschle hatte schon seit einigen Jahren zu kämpfen, wie aktuell viele mittelgroße Bäckereien“, erklärt auch Sachverwalter Schiller die Misere der insolventen Traditionsbäckerei. Dennoch wurde das Ziel im Frühling ausgegeben, die Bäckerei spätestens im Herbst wieder auf Kurs zu bringen.
Der erhoffte Erfolg blieb aber aus. Die Umsätze seien zwar zu Beginn angestiegen. „Doch trotz der Anstrengungen gelang es nicht, das Unternehmen mit eigenen Mitteln aus der Schieflage zu bringen“, so der Rechtsanwalt Michael Winterhoff, der die insolvente Bäckerei aus Baden-Württemberg als Restrukturierungsbeauftragter betreute. „Die Umsätze waren zu niedrig, um perspektivisch nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften.“
Traditionsbäckerei aus Baden-Württemberg ist insolvent: „Fortführung des Betriebs nicht möglich“
Unter Zustimmung des Gläubigerausschusses wurde entschieden, das Verfahren in Eigenverwaltung in ein reguläres Insolvenzverfahren zu überführen. „Eine Fortführung des Betriebs mit Verlusten ist im Insolvenzverfahren nicht möglich“, erklärt Verwalter Schiller. Sowohl Schiller als auch Winterhoff betonen ihr Bestreben, dennoch möglichst alle Arbeitsplätze nach der Insolvenz zu erhalten.
Vor etwa zwei Wochen habe Christian Mäschle laut der Schwäbischen dann durch den Insolvenzverwalter erfahren, dass das Verfahren in Eigenverwaltung nicht fortgeführt werde. Daraufhin habe er einen Investitionsplan erarbeitet und ein Angebot abgegeben. Mit diesem Plan wollte Mäschle die Bäckerei mit fast allen Mitarbeitern sowie sechs der bisher 14 Filialen weiterbetreiben.
Nach Insolvenz von Traditionsunternehmen: Bäckerei muss alle Filialen schließen – „Komplett überfahren“
Dass es dazu zunächst nicht kommen sollte, erfuhr Christian Mäschle dann am Montag, 30. September. „Um 13.30 Uhr habe ich in der Backstube die Info des Insolvenzverwalters erhalten, dass wir am Dienstag nicht mehr öffnen“, sagt Mäschle über die kurzfristige Nachricht zu seiner insolventen Traditionsbäckerei. „Ich bin komplett überfahren worden.“
Auf der Betriebsversammlung am Abend, die von Insolvenzverwalter Florian Schiller geleitet wurde, sei die Stimmung sehr bedrückt gewesen, „teils ist es auch emotional und ziemlich laut geworden“, so Mäschle. „Die Situation hat sich zugespitzt, die Betriebseinstellung zum 30. September war daher unausweichlich“, erklärte Schiller.
Hoffnungsschimmer für insolvente Traditionsbäckerei: Sechs Filialen öffnen wieder und viele Mitarbeiter weiterbeschäftigt
Während eine Traditionsbäckerei das Aus für 34 Filialen besiegelt und ein insolventes Lebensmittel-Start-up überraschend die Pleite anmelden musste, zeichnet sich zumindest für den insolventen Traditionsbäcker aus Baden-Württemberg eine Silberstreif ab. Denn nach Informationen des SWR soll offenbar ein Teil des Investitionsplanes nun doch umgesetzt werden. Demnach plant Mäschle ab Donnerstag (10. Oktober) wieder sechs der 14 Filialen zu öffnen. Auch sollen 100 der 120 Angestellten offenbar weiter beschäftigt werden. Erhalten bleiben demnach die Bäckereien in Laupheim, Erbach, Warthausen und Schemmerhofen.
Darüber hinaus soll es auch Hoffnung für die anderen acht Filialen des insolventen Traditionsbäckers geben. Die Ulmer Bäckerei Staib soll bereits ein Angebot abgegeben haben, um Teile des Unternehmens zu übernehmen. „Wir befinden uns aktuell in Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter“, sagt Firmenchef Marcus Staib auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Staib betont dabei, dass ihm sehr an einem Kompromiss gelegen sei, der die meisten Beteiligten zufrieden stimmt. Diese Gespräche bestätigt auch Florian Schiller: „Es ist noch nicht in trockenen Tüchern, aber ich bin zuversichtlich, dass wir zu einer Lösung kommen.“ Zu dieser soll es laut dem SWR bereits gekommen sein, auch wenn hierzu noch keine Details bekannt sind.
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