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Herzogtum als Arbeitsparadies?

Luxemburg wird für deutsche Fachkräfte immer attraktiver – doch der Boom hat auch seine Tücken

Mit dem höchsten BIP pro Kopf hat sich Luxemburg als reiches Musterland der EU etabliert und lockt auch deutsche Facharbeiter an – doch es gibt einen Haken.

Luxemburg – Schweiz, Österreich oder Spanien – so lauten die beliebtesten Zielländer für deutsche Auswanderer. Das kleine Nachbarland Luxemburg taucht in dieser Rangliste allerdings (bisher) noch nicht auf. Dabei gilt das siebtkleinste EU-Land (668.606 Einwohner) längst als Geheimtipp für ein Leben in Wohlstand. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf ist mit 118.770 Euro mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland (48.750 Euro) – und belegt damit EU-weit den Spitzenplatz. Gleichzeitig liegt die Arbeitslosenquote bei 5,7 Prozent. Vorbei sind die Zeiten, als Luxemburg noch das Sorgenkind mit großer Staatsverschuldung war. Nicht nur das EU-Gericht hat in dem Binnenstaat seinen Sitz – mittlerweile floriert die Wirtschaft und dem Großherzogtum eilt der Ruf als reichstes Land der EU voraus: Besonders der Finanz- und Versicherungssektor sowie generell der umsatzstarke Dienstleistungssektor ist für den Großteil dieses Wohlstands verantwortlich.

Hohe Gehälter: Luxemburg lockt europäische Fachkräfte – speziell aus Deutschland

Jeder dritte Arbeitnehmer ist im Finanzsektor tätig. Dieser hat sich in den vergangenen Jahren speziell im Bereich Green Finance zu einer ernstzunehmenden – wenn auch kleineren – Alternative zu Frankfurt entwickelt. Eng verbunden sind diese finanzstarken Bereiche mit einer der innovativsten IT-Branchen Europas, die Beschäftigte mit hohen Gehältern lockt. IT-Fachkräfte verdienen hier laut Luxtoday bis zu 8028 Euro.

Die Angaben zum Bruttodurchschnittsgehalt changieren zwischen 6100 Euro bis 5000 Euro. Der Zahlungsdienstleister Paylab beziffert den durchschnittlichen Lohn derzeit auf 5144 Euro brutto. Doch grundsätzlich fallen die Gehälter für Fachkräfte in Luxemburg höher aus als in den europäischen Nachbarländern wie Frankreich oder Deutschland. Der Mindestlohn soll laut dieser Statistiken für ungelernte Fachkräfte bei 2571 Euro im Monat liegen – rund 500 Euro mehr als in Deutschland. Gut ausgebildete Arbeitnehmer können dagegen mit einer Mindestvergütung von 3085 Euro rechnen.

Viele Fachkräfte aus dem sogenannten Dreiländereck arbeiten in Luxemburg, wohnen aber in Deutschland oder Frankreich.

In Luxemburg arbeiten, in Deutschland wohnen: rund 200.000 Pendler fahren dieses Modell

Diese Lohnentwicklung verbunden mit geringen Sozialabgaben, einer besseren Rente sowie höherem Kindergeld macht das Land auch interessant für Pendler. Franzosen und Deutsche aus dem Dreiländereck – jener Region, an der sich Frankreich, Deutschland und Luxemburg treffen – wohnen in ihren jeweiligen Heimatländern, arbeiten allerdings im Großherzogtum. Speziell Trier-Luxemburg (Stadt) gilt als gängige Pendlerroute – und sorgt nicht selten wochentags für verstopfte Autobahnen. Aber dennoch: In Pflege- und Gesundheitsberufen beobachten Arbeitsmarktexperten sogar eine Konkurrenzsituation in den Grenzgebieten. Ob Physiotherapeuten, Krankenschwestern oder Sozialarbeiter – sie alle eint, dass die Bezahlung für ihre oft anstrengende Arbeit in Deutschland deutlich schlechter vergütet wird als im Nachbarland Luxemburg.

Laut einer OECD-Studie verdienten Menschen mit Pflegeberufen in Luxemburg rund 108.000 Euro brutto im Jahr. Darüber hinaus lockt der Binnenstaat mit attraktiven Teilzeit- und Elternzeitmodellen sowie bis zu 36 Urlaubstagen im Jahr. Da in vor Ort zudem Luxemburgisch, Französisch (sprechen 98 Prozent der Bürger) und Deutsch sowie (inoffiziell) Englisch (78 Prozent) als Amtssprachen gelten, wird den ausländischen Fachkräften der Eintritt auf den Arbeitsmarkt deutlich erleichtert. Mittlerweile gehen Experten von rund 200.000 sogenannter „Grenzgänger“ aus, die regelmäßig von Deutschland nach Luxemburg pendeln.

Arbeitgeberfreundliches Steuermodell: Auch für Unternehmen ist Luxemburg attraktiv

Doch auch auf internationale Firmen hat das Großherzogtum mit seinem arbeitgeberfreundlichen Steuermodell eine bedeutende Anziehungskraft:

  • Ortsansässige Unternehmen werden nur auf ihr weltweites Einkommen hin besteuert, während ausländische Firmen nur auf das Einkommen in Luxemburg Steuern zahlen müssen. Auch deshalb wurden im Zuge der LuxLeaks-Enthüllungen seit 2014 zahlreiche Briefkasten-Firmen enttarnt, die sich dieses Eldorado zu Nutzen machten.
  • Die Körperschaftsteuer liegt bei steuerpflichtigen Einkünften von bis zu 175.000 Euro bei 15 Prozent. Unternehmen ab einem Umsatz von 200.000 Euro müssen 17 Prozent abtreten – jene, deren Einkommen zwischen diesen Polen liegt, werden mit 16 Prozent besteuert.
  • Können Unternehmen nachweisen, dass sie mit ihren Produkten bzw. ihren Unternehmensleistungen die luxemburgische Wirtschaft strukturell weiterentwickeln, erhalten sie zusätzliche Steuervergünstigungen. Die Mehrwertsteuer beträgt derzeit 17 Prozent und ist damit die niedrigste in der gesamten EU.

Schattenseiten des Reichtums: Bevölkerung ächzt unter hohen Mieten – Pendlermodell floriert

Die Schattenseite dieses als „Luxemburgischen Modells“ bekannt gewordenen Wirtschaftswachstum spiegelt sich allerdings auf dem Wohnungsmarkt wider: Die Durchschnittsmiete liegen in der gleichnamigen Hauptstadt Luxemburg bei 38 Euro pro Quadratmeter – landesweit bei 33 Euro. Auch deswegen pendeln viele Deutsche zur Arbeit nach Luxemburg. Doch auch unter Einheimischen hat sich dieses Modell zunehmend etabliert.

Mittlerweile können sich auch viele heimische Familien keinen adäquaten Wohnraum mehr leisten: Speziell Alleinerziehende, Großfamilien, Mindestlohn- und Sozialhilfeempfänger, und generell Personen, die an oder unter der Armutsrisikogrenze leben, sind laut dem Luxemburger Roten Kreuz von der Wohnungsnot betroffen. Auch deswegen hat die 2023 neu gewählte Regierung um Premierminister Luc Frieden von der christdemokratischen Partei CSV eine Offensive im sozialen Wohnungsbau angekündigt. Zusätzlich sollen die Sozialämter sowie Organisationen für soziale Mietverwaltung finanziell gestärkt werden.

Rubriklistenbild: © Harald Tittel/dpa

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