Zinspolitik
DKB und andere Banken senken Zinsen – was sich jetzt noch lohnt
Die Zinsen werden sinken – aber niemand weiß, wann die EZB agiert. Wie können sich Anlegerinnen und Anleger auf Zinssenkungen vorbereiten?
Frankfurt – Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), hat maßgeblichen Einfluss darauf, welche Richtung die Zinspolitik im Euro-Raum einschlägt. Alle sechs Wochen hören sparwillige Anlegerinnen und Anleger ganz genau hin, denn in diesem Abstand verkündet Lagarde für gewöhnlich, was der europäischen Zinspolitik als Nächstes bevorsteht.
Zuletzt wandte sich Lagarde Ende Januar an die Öffentlichkeit. Dabei wurde schnell klar: Die EZB hielt den Zeitpunkt für Zinssenkungen noch nicht für gekommen. Allzu lange dürfte das Expertinnen und Experten zufolge aber wohl nicht mehr dauern, meldete die Wirtschaftswoche am Dienstag (6. Februar).
Denn einige Banken reagierten bereits und senkten ihre Zinsen im Vergleich zu 2023 bereits wieder. Im Vorjahr hatten sich einige Finanzinstitute immer wieder mit jeweils besseren Konditionen für Tages- und Festgeld überboten. Wer sich dagegen aktuell für ein Festgeldangebot mit einer Laufzeit von zwei Jahren entscheidet, bekommt im Schnitt drei Prozent Zinsen jährlich.
Banken rudern bei Zinssätzen zurück – DKB senkt Festgeld-Zins vier Wochen nach Erhöhung
Das letzte aufsehenerregende Zinsangebot wurde Anlegerinnen und Anlegern Anfang Januar (03.01.2024) präsentiert. 3,5 Prozent vergab die in Berlin ansässige Deutsche Kreditbank (DKB) da noch für ein einjähriges Festgeld. Nach vier Wochen war allerdings schon wieder Schluss mit dem besonderen Angebot – seit dem 01. Februar gibt es seitens der DKB nur noch drei Prozent Zinsen auf ein Festgeld von selber Dauer.
Zahlreiche andere Banken agieren aktuell ähnlich. Bei den gegenwärtig auf dem Vergleichsportal tagesgeldvergleich.net aufgeführten Banken gab es im Januar 497 Anpassungen von Festgeldzinsen. „Davon waren 423 Zinssenkungen und nur 74 Erhöhungen“, sagte Betreiber Daniel Franke dem Handelsblatt. Zu den Finanzinstituten, die ihre Zinssätze gesenkt haben, gehören unter anderem die ING, die Creditplus Bank und die Süd-West-Kreditbank.
Zinsanlagen könnten auf eine baldige Zinssenkung durch die EZB hindeuten
Mit ein Hauptgrund dieser Entwicklung ist Expertinnen und Experten zufolge die Tendenz der Institute, inzwischen von früheren Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) auszugehen. Und die waren oftmals stärker als üblich. In der Folge würden die Geldhäuser selbst weniger Zinsen bekommen, wenn sie die Einlagen ihrer Kundinnen und Kunden bei der Zentralbank anlegen.
Auch andere Zinsanlagen könnten der Wirtschaftswoche zufolge eine baldige Kehrtwende der EZB vorwegnehmen. Denn auch die Renditen deutscher Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sanken zuletzt wieder. Wie aber sollten Anlegerinnen und Anleger angesichts einer potenziell baldigen Zinssenkung durch die Notenbank reagieren? Lohnt es sich, die aktuellen Konditionen zu sichern, oder sollte man auf eine Besserung der Marktzinsen hoffen?
Der beste Zeitpunkt, sich vergleichsweise hohe Zinsen zu sichern, ist dem Handelsblatt zufolge wohl bereits vorüber. Gute Zinsangebote ließen sich zuletzt ohnehin nicht für länger halten, da Zinssätze sinken, je länger ihre Laufzeit ist. Das gilt auch immer noch. Für zwölfmonatiges Festgeld gibt es in der Spitze um die vier Prozent, für Festgeld mit drei Jahren Laufzeit bestenfalls um die 3,5 Prozent, tendenziell aber eher weniger.
Was können Anlegerinnen und Anleger angesichts der Zinssenkungen jetzt noch tun?
In Anbetracht sinkender Zinsen raten auch weitere Expertinnen und Experten interessierten Sparerinnen und Sparern, mit dem Abschluss von Festgeld nicht mehr lange zu warten. „Die EZB hat in der vergangenen Ratssitzung bereits eine erste Zinssenkung für spätestens Juni angedeutet“, zitiert das Handelsblatt Kevin Schwarzinger vom Finanzportal biallo.de.
Schwarzinger empfiehlt Sparern, eine bestimmte Summe direkt über einen längeren Zeitraum von fünf oder zehn Jahren festzulegen. So könnten sie sich vergleichsweise hohe Zinsen für länger sichern. Noch stehen Anlegerinnen und Anlegern hierfür eine ganze Reihe von Angeboten zur Verfügung. Trotz der am Montag verkündeten Zinssenkung, etwa bei der Creditplus Bank. Dort betragen die Zinsen für ein Jahr Festgeld noch 3,65 Prozent. Im aktuellen Börse Online-Festgeldvergleich schafft es die Creditplus Bank damit auf den dritten Platz.
| Creditplus Bank | 3,65% (12 Monate), 3,6% (24 Monate), 3,4% (36 Monate) |
| J&T Direktbank | 3,9% (12 Monate), 3,85% (24 Monate), 3,2% (36 Monate) |
| CA Consumer Finance | 3,9% (12 Monate), 3,8% (24 Monate), 3,4% (36 Monate) |
Auf den zweiten Platz kommt die tschechische J&T Direktbank. Dort erhalten Kundinnen und Kunden 3,90 Prozent Zinsen auf ein zwölfmonatiges Festgeld. Gewinner im Festgeldvergleich des Portals Börse Online ist die französische CA Consumer Finance. Die Zinsen für ein Jahr Festgeld betragen auch hier 3,9 Prozent. Allerdings bietet sie bessere Zinssätze für längerfristige Anlagen. Für eine zweijährige Laufzeit gibt es 3,8 Prozent Zinsen und für 36 Monate immerhin noch 3,4 Prozent. Obwohl der Zinssatz bei der J&T Direktbank für 24 Monate 3,85 Prozent beträgt, erhalten Kundinnen und Kunden hier mit 36-monatiger Laufzeit nur noch 3,2 Prozent.
Auf dem internationalen Markt lassen sich deutlich höhere Zinsangebote finden
Wer sein Geld auf längere Sicht anlegen will, muss mit deutlich geringeren Zinsen rechnen. In Fachkreisen wird diese Konstellation auch als inverse Zinskurve bezeichnet. Sie ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Banken künftig mit niedrigeren Zinsen rechnen müssen. Dabei zeigt sich auch, dass Banken aus dem Ausland oft etwas spendabler sind. Einzig bei Festgeldern mit zehn Jahren Laufzeit liegen deutsche Banken vorne.
So lassen sich auf dem internationalen Markt dem Handelsblatt zufolge auch noch einige deutlich höhere Zinsangebote finden. So etwa in Zypern: Der Anbieter Freedom 24 bietet seinen Kundinnen und Kunden dort auf ein Festgeld mit einjähriger Dauer aktuell 5,82 Prozent Zinsen. Oder in Estland, wo die dort ansässige Big Bank Anlegerinnen und Anlegern immerhin 4,0 Prozent Zinsen anbietet.
Was sind die Tagesgeld- und Festgeldprognosen für 2024?
Fachleute erwarten, dass die EZB die Zinsen im Laufe des Jahres senken wird, womöglich im Juni. Gründe dafür gäbe es neben der zuletzt gesunkenen Inflation reichlich. So belasten die gegenwärtig hohen Zinsen deutsche Unternehmen, was zuletzt wiederum zu ihrer zuletzt vergleichsweise schlechten Stimmung beitrug. „Alles steht und fällt mit der EZB“, sagte etwa Finanzberaterin Ania Scholz-Orfanidis von der FMH-Finanzberatung gegenüber dem Handelsblatt.
Wie sehr die Verantwortlichen der Banken auf den nächsten Zinsschritt der Notenbank lauern, zeigt sich laut Scholz-Orfanidis besonders deutlich bei Tagesgeldzinsen. „Je näher eine mögliche Zinsänderung kommt, desto kürzer werden die Zinsgarantien“, führt sie aus. Während noch im Oktober sechs Monate Zinsgarantie Standard waren, seien nun lediglich drei Monate oder gar überhaupt keine Garantie Gang und Gebe.
Wann genau die EZB den Leitzins final senken wird, vermag aber auch die FMH-Expertin nicht vorherzusehen. „Je länger die Inflation einigermaßen niedrig bleibt, desto wahrscheinlicher wird eine Zinssenkung“, sagt sie und betont, dass sie überrascht wäre, wenn die EZB den Leitzins bereits in einer der ersten Sitzungen des Jahres senken würde. Zuletzt hatte sich auch EZB-Direktionsmitglied Isabel Schnabel gegen eine Erhöhung des Leitzinses ausgesprochen. (Fabian Hartmann)
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