Niedrige Lebenserwartung
Warum Senioren mit geringer Rente doppelt im Nachteil sind
Menschen, die in der Erwerbstätigkeit ein geringes Einkommen hatten, sind in der Rente doppelt im Nachteil: Ihre Rente ist klein. Und sie beziehen sie für eine kürzere Zeit.
München - Geringverdiener bekommen nicht nur weniger Rente, sondern haben auch eine geringere Lebenserwartung. Das wird bei der Rentenberechnung aber nicht berücksichtigt, wie das Magazin gegen-hartz.de berichtet.
Betrachtet man die Lebenserwartung nach Einkommensklassen, erkennt man teilweise große Unterscheide: Frauen, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen, haben eine Lebenserwartung von 78,4 Jahren. Bei Männern in derselben Einkommensgruppe liegt sie bei 71 Jahren. Zum Vergleich: Frauen und Männer, die 100 bis 150 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen, haben eine Lebenserwartung von 82,1 beziehungsweise 76 Jahren.
| Einkommen (im Bezug zum Durchschnittseinkommen) | Lebenserwartung von Frauen | Lebenserwartung von Männern |
|---|---|---|
| weniger als 60 Prozent | 78,4 Jahre | 71,0 Jahre |
| 80 bis <100 Prozent | 80,7 Jahre | 75,2 Jahre |
| 100 bis 150 Prozent | 82,1 Jahre | 76,0 Jahre |
Die Tabelle bezieht sich auf Daten der Bundeszentrale für politische Bildung im Zeitraum 1992 bis 2016.
Geringverdiener: Beziehen weniger Rente für eine kürzere Zeit
Im Durchschnitt erhalten Geringverdiener also nicht nur weniger Rente. Sie beziehen sie auch bis zu fünf Jahre kürzer als Durchschnittsverdiener. Dadurch erhalten Menschen aus den unteren Lohngruppen überproportional weniger Rentenzahlungen im Verhältnis zu den eingezahlten Beiträgen, befand eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Jahr 2019.
Der Abstand bei den Lebenserwartungen zu den Besserverdienenden nimmt zu: „Menschen mit niedrigem Lebenslohneinkommen beziehen also nicht nur weniger, sondern auch kürzer Rente, was dem Äquivalenzprinzip der Gesetzlichen Rentenversicherung widerspricht. Und diese Ungleichheit steigt“, sagt Studienautor Holger Lüthen.
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Studie: Aufwertung der unteren Rentenansprüche gegen Ungleichheit
Das Prinzip des Äquivalenzprinzips besagt, dass jeder relativ zu seinen eingezahlten Beiträgen gleich viel aus der Rentenversicherung ausbezahlt bekommt, erklärt das DIW: „Dies basiert allerdings auf der Annahme, dass die Lebenserwartung innerhalb eines Jahrgangs gleich ist und sich nicht nach Einkommen unterscheidet.“
Die Ergebnisse der Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung resümiert, dass eine „Aufwertung der unteren Rentenansprüche“ wichtig wäre, um die Verhältnismäßigkeit wiederherzustellen und das Altersarmutsrisiko zu senken.
Rubriklistenbild: © Robert Michael/dpa
