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Fruchtbar und lukrativ
Bodenschätze der Ukraine: Über die begehrten Rohstoffe des kriegsgebeutelten Landes
Die Ukraine gehört zu den Ländern mit den größten Vorkommen an Bodenschätzen. So halten die Rohstoffe des kriegsgebeutelten Landes auch die Geopolitik in Atem.
Kiew/München - Der internationale Wettbewerb um Bodenschätze ist in vollem Gange und die Bedeutung von Rohstoffen im Zeitalter der Klimawende wohl größer denn je. Zu den Ländern mit den weltweit größten Vorkommen zählt die Ukraine. Das resultiert aus einem geografischen Vorteil: Laut Deutsche Wirtschaftsnachrichten gehört dem Land rund ein Drittel der weltweiten Vorkommen an „schwarzer Erde“, die als Inbegriff für fruchtbaren Boden gilt.
Eine wichtige Rolle spielt hierbei mittlerweile IT-mechanisierte Landwirtschaft, womit das Produktionsvolumen merklich erhöht werden konnte. Das Land mit seinen über 43 Millionen Einwohnern ist einer der wichtigsten Lieferanten von Getreide: Werden Bodenschätze wie Weizen oder Mais knapp, hat das Auswirkungen auf den Weltmarkt, wodurch vor allem Völker in ärmeren Ländern leiden.
Ukraine als Kornkammer Europas: Massive Bodenschätze dank Schwarzerde
Wie das Bundesministerium für Ernährung und Wirtschaft (BMEL) Anfang 2022 erklärte, ist die Ukraine zudem bei Zuckerrüben einer der größten Produzenten Europas und bei den Ölsaaten sogar Weltmarktführer - alles begünstigt durch Schwarzerde. Die Ukraine gilt mit etwa 33 Millionen Hektar Ackerland also nicht umsonst als die Kornkammer Europas - und macht sie begehrt für den globalen Handel.
Schon vor dem Krieg befand sich etwa ein Viertel davon in den Händen ausländischer Agrarkonzerne, offenbar wesentlich begünstigt von korrupten Regierungen sowie überstürzten Privatisierungen. Interessant in diesem Zusammenhang: 2001 gab es in der Ukraine ein Moratorium gegen Landkäufe, das jedoch wurde im Jahr 2020 auf Drängen der Institutionen Weltbank, Internationaler Währungsfonds (IWF) und Europäische Entwicklungsbank wieder aufgehoben.
So geraten die durch Schwarzerde entstehenden Bodenschätze (laut SWR “locker, schön krümelig, humusreich, kalkhaltig und tiefgründig”) zunehmend in die Hände ausländischer Investoren.
Ukrainische Rohstoffe: Biomasse begehrt bei westlichen Agrarkonzernen
2014 - also Jahre vor der Eskalation in der Ukraine - waren bereits die Vorzeichen dessen zu sehen, was im Jahr 2023 den „kalten Krieg“ wieder aufleben lässt. Ein Experte, der nach dem „Euromaidan“ die Situation analysierte, ist Frédéric Mousseau: Der strategische Direktor des kalifornischen Thinktanks Oakland Institutes erklärte bereits damals, dass westliche Agrarunternehmen, hauptsächlich aus den USA (darunter die jetzige Bayer-Tochter Monsanto), massiv im Nachbarland Russlands investieren.
In einem Artikel der Zeit war die Rede von einer „Übernahme der ukrainischen Landwirtschaft durch westliche Konzerne“, das Oakland Institute (Fokus: Nahrungssicherheit und Landaneignungen) erkannte eine strategische Deregulierung in Folge der politischen Unruhen. Laut dem Dokument Landmoratorien seien umgangen worden und Produktions- sowie Transportanlagen für Rohstoffe und Biomasse wie Getreide übernommen worden.
Bodenschätze der Ukraine: “Ausschlaggebender Faktor im Ost-West-Konflikt”
Inwiefern die Bodenschätze der Ukraine bei dem seit annähernd zwei Jahren bestehenden Ukraine-Krieg eine Rolle spielen? Ökonom Mousseau ist sicher, dass das Ringen um die Kontrolle des Landwirtschaftssektors in dem Land „ein ausschlaggebender Faktor im größten Ost-West-Konflikt seit dem Kalten Krieg“ ist. Denn es handele sich um einen Wettkampf zwischen russischen und westlichen Interessen. Laut Mousseau würde das speziell im heute umkämpften Osten der Ukraine zu enormen Konflikten führen, weil diese Regionen enge Handelsbeziehungen mit der Russischen Föderation pflegten.
Der Zeit zufolge habe die globale Nahrungsmittelkrise der Jahre 2007 und 2008 der Welt vor Augen geführt, welche Bedeutung die Bodenschätze der Ukraine haben. Seitdem hätten es ausländische Investoren auf das fruchtbare Ackergut abgesehen und Bestrebungen wuchsen, in die lokale Agrarwirtschaft auf Basis wertvoller Schwarzerde zu investieren. Auch deutsche Unternehmen sind hierbei involviert, zum Beispiel UIFK Agro bei Kiew.
Doch nicht nur der Westen und Russland machen Geschäfte in der Ukraine: China erwarb 2022 etwa 100.000 Hektar Ackerland in der ukrainischen Schwarzerde-Region, die Volksrepublik möchte das Gebiet angeblich auf drei Millionen Hektar erweitern. Neben dem Anbau von Futtermitteln sollen mitunter Schweine für den chinesischen Markt gezüchtet werden. Die COFCO-Gruppe, Chinas größter Agrarkonzern, gilt als einer der größten Investoren in die landwirtschaftliche Infrastruktur.
Ukraine: Auch China investiert massiv - Getreideabkommen im Fokus
Welche Rolle auch das Getreide für China hat, darüber gibt ein Bericht von Tagesschau.de Aufschluss: Demnach ist das Reich der Mitte mittlerweile weltgrößter Importeur von Nahrungsmitteln - und häuft zudem riesige Getreidevorräte an. Neben der Ukraine spielt als wichtiger Lieferant auch Russland eine prägende Rolle: Das Land von Wladimir Putin baute seine Position als führender Agrarexporteur im vergangenen Jahr offenbar aus. Wie das unabhängige IFPRI-Institut erklärte, legten russische Ausfuhren von Weizen im ersten Jahr des Ukraine-Kriegs um 10,5 Mio. Tonnen zu. Im Gegensatz dazu seien die ukrainischen Weizenexporte um 5,3 Millionen Tonnen zurückgegangen.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Wie wichtig die Bodenschätze für die Schwergewichte Ukraine und Russland sind, zeigt auch der Stopp des Getreideabkommens: Im Sommer 2023 hatte sich Russland daraus zurückgezogen, bis dato wurde der Ukraine trotz des Krieges der Getreide-Transport über das Schwarze Meer ermöglicht. Eine Wiederaufnahme koppelt der Kreml an bestimmte Bedingungen an den Westen bezüglich der verhängten Subventionen - doch Stand jetzt gibt es bei dieser bedeutenden Frage noch keine Einigung. (PF)