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Bürokratie im Fokus

Unternehmen zweifeln an politischer Stabilität Deutschlands – und erwägen Rückzug

Ausländische Unternehmen beurteilen Deutschland immer kritischer. Sorgen macht die politische Stabilität. Einige denken über einen Wegzug nach.

München – Krieg in der Ukraine, eine immer realistischere Regierungsbeteiligung der AfD bei den kommenden Wahlen, Streit in der Ampel-Koalition und eine schwache Konjunktur: Deutschland sieht sich 2024 mit einer Reihe von Krisen konfrontiert. Nicht nur im Inland ist die Lage angespannt. Auch Investoren aus dem Ausland blicken gespannt auf die Entwicklungen. Zweifel an der politischen Stabilität des Landes werden laut.

Nur noch 58 Prozent der Finanzchefs von Tochterunternehmen ausländischer Konzerne zählen Deutschland noch zu den fünf stabilsten europäischen Ländern. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vor, deren Ergebnisse das Handelsblatt zuerst veröffentlicht hat.

Ausländische Unternehmen sehen politische Stabilität Deutschlands in Gefahr

Das Vertrauen in die politische Stabilität ist bei den Entscheidern in der Wirtschaft damit deutlich nach unten gegangen. Vor zwei Jahren zählten noch 80 Prozent der Befragten Deutschland zu den stabilsten Ländern in der Europäischen Union (EU).

„Während der Pandemie wurde Deutschland wegen seiner verlässlichen politischen Führung und schneller Umsetzung der beschlossenen Coronamaßnahmen als krisenresistent und stabil wahrgenommen“, sagte KPMG-Bereichsvorstand und Studienautor Andreas Glunz dem Handelsblatt. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich das Bild Deutschlands geändert. „Mit Megakrisen wie dem Krieg in der Ukraine und der schwachen konjunkturellen Lage in Deutschland hat sich diese Wahrnehmung gedreht.“

Umfrage zum Wirtschaftsstandort Deutschland: Investoren vermissen klare Linie bei Zukunftsfragen

Laut der Umfrage vermissen ausländische Unternehmen eine klare Linie bei Zukunftsfragen. Zudem sind knapp ein Fünftel der Finanzchefs der Ansicht, dass Deutschland bei der Orientierung an den Bedürfnissen internationaler Investoren zu den fünf schlechtesten im EU-Vergleich gehöre. Nur 34 Prozent glauben, Deutschland sei offen für ausländische Investoren. Vor zwei Jahren war es noch die Hälfte.

Neben Tesla investieren zahlreiche weitere Unternehmen in Deutschland. Sie beurteilen die Lage immer kritischer.

Neben der politischen Stabilität und der Haltung gegenüber ausländischen Investoren haben die Studienmacher weitere Faktoren wie die Arbeitsproduktivität, die herkömmliche und digitale Infrastruktur, die Forschungslandschaft, die Technologieoffenheit, verfügbare Fachkräfte abgefragt.

„Festgefahrene Energiewende“ in Deutschland vor allem für energieintensive Branchen ein Kritikpunkt

Besonders schlecht schneidet Deutschland bei der digitalen Infrastruktur ab. Nur elf Prozent glauben, Deutschland gehöre zu den besten fünf in Europa. Für jeden vierten Finanzvorstand schneidet Deutschland bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung am schlechtesten ab. Auch der Fachkräftemangel ist ein großer Kritikpunkt.

Energieintensive Branchen kritisieren zudem die „festgefahrene Energiewende“. Sie sehen sich durch hohe Energiekosten belastet. 15 Prozent sehen laut KPMG Deutschland dabei auf dem letzten Platz, 23 Prozent unter den letzten Fünf. 13 Prozent denken wegen hohen Energiekosten über eine Verlagerung der Produktion ins Ausland nach.

„Internationale Investoren bewerten die Schwächen Deutschlands immer kritischer“

Die Attraktivität Deutschlands schwindet. „Internationale Investoren bewerten die Schwächen Deutschlands immer kritischer“, sagte Studienautor Andreas Glunz dem Handelsblatt. Die Entwicklung sei alarmierend. „Damit steht die Zukunft des Standorts auf dem Spiel.“ Deutschland habe zu lange von der Substanz gelebt, sagte Glunz laut Pressemitteilung.

Die Studienautoren empfehlen der Politik, Bürokratie abzubauen und die Verwaltung zu digitalisieren. Zudem sollten Genehmigungen für Ansiedlungen und Erweiterungen schneller bearbeitet werden. Im Bereich der Zuwanderung seien 500.000 qualifizierte Fachkräfte jährlich nötig, schätzt die KPMG. Nötig seien außerdem Investitionen in Zukunftstechnologien, Klimaschutz, Digitalisierung sowie Techniken rund um die digitale Sicherheit.

Ausländische Unternehmen sehen Transformation des Wirtschaftsstandorts Deutschlands als Chance

Eine Chance sehen ausländische Investoren in Deutschlands Energiewende sowie dem Ziel, Klimaneutralität zu erreichen. „Für die Modernisierung des Standorts stehen milliardenschwere Förderpakete zur Verfügung. Internationale Konzerne haben erkannt, dass dies Chancen bietet und starten Mega-Investitionsprojekte“, sagte Andreas Glunz. Mehr als jeder zweite internationale Finanzvorstand sieht in der Transformation eine Chance für das eigene Unternehmen und plant weitere Investitionen.

Bei der Studie für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat das Meinungsforschungsinstitut Verian zwischen September und Dezember 2023 350 Finanzvorstände deutscher Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne befragt. Viele kommen aus den wichtigsten Partnerländern der deutschen Wirtschaft, darunter die USA, China, Japan und Großbritannien. (ms)

Rubriklistenbild: © Lutz Deckwerth/dpa

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