Arbeitsmarkt
Künstliche Intelligenz als Goldesel? In diesen Jobs winken 230.000 Euro Gehalt und mehr
Künstliche Intelligenz als Jobkiller? Muss nicht sein – eher im Gegenteil: Mit den richtigen Fähigkeiten können Sie in diesen Jobs ein sechsstelliges Jahresgehalt verdienen.
München – Vom Ende der Menschheit bis zu ungeahnten Wohlstandsmöglichkeiten – an Einschätzungen zum Potenzial von KI mangelt es derzeit nicht. Umso interessanter ist ein realistischer Blick auf den tatsächlichen Status quo am Arbeitsmarkt, der die (wirklich) wichtigen Fragen beantwortet:
Welche lukrativen Jobs im Kontext von KI gibt es? Und wie viel verdient man mit ihnen?
Noch immer sind Software-Expertinnen und Experten aller Art sehr gefragt: Softwareingenieure, die KI-Produkte entwickeln oder jene Kreative, die mit bestehenden KI-Anwendungen Prozesse optimieren und neue Tech-Produkte bauen, haben am Arbeitsmarkt einen besonders hohen Wert. Derartige Fähigkeiten vereinen sich zum Beispiel im Jobprofil des Machine Learning Engineer. Für Sead Ahmetovic, Gründer und CEO der IT-Job-Plattform „We are Developers“, sind sie es, um die sich größere Firmen konkurrieren: „Einem Machine Learning Engineer, der es wirklich kann, zahlen US-Firmen 230.000 Euro und mehr“, erklärt er im Gespräch mit der Welt. Auch in der Spitzenforschung sind diese Kompetenzen gefragt. Die Entwicklung von KI-Algorithmen und komplexen -Modellen stehen hier auf der Tagesordnung – auf Basis von Daten oder Deep Learning-Anwendungen. KI-Forscher verdienen laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes in diesem Feld durchschnittlich 130.000 US-Dollar pro Jahr.
Künstliche Intelligenz: Klarna als Paradebeispiel für effizienz
Doch zurück in die freie Wirtschaft: Mittlerweile, so erklärt es Florian Hasibar, CEO und Mitgründer der GenAI-Lernplattform Mytalents.ai, in der Welt, suchen Unternehmen auch gezielt nach Fachkräften, die KI in den Alltag des Unternehmens integrieren. Diese AI Operations Experts oder Enabler seien dafür verantwortlich, die effektive Nutzung der KI zu gewährleisten. Ein gutes Beispiel ist das schwedische Unternehmen Klarna. Das digitale Zahlungsnetzwerk plant nach eigenen Angaben für 2024 eine Gewinnsteigerung von schätzungsweise 40 Millionen – durch den Einsatz eines KI-Assistenten, der etwa Kundensupport in 23 Märkten und auf 35 Sprachen rund um die Uhr erledigt.
In diesem Beispiel sorgt zwar eine Kooperation mit dem KI-Pionier OpenAI für den Erfolg, doch lassen sich derartige Effizienzgewinne durchaus auch in kleineren Unternehmen durchsetzen. Etwa wenn es darum geht, Schnittstellen in der Datenanalyse und -auswertung aufzustellen. Hier erwiese sich ein AI Operations Expert als unverzichtbar. In diesem Kontext hat sich auch längst das Jobprofil Chief Artificial Intelligence Officer etabliert. Dieser überwacht jenen Einsatz von KI sozusagen aus der Vorstandsetage – und steuert auf dieser Basis die Unternehmensprozesse.
Prompt Writing für die KI: Auch Geisteswissenschaftler können profitieren.
Ebenfalls hohe Verdienstmöglichkeiten attestiert Ahmetovic sogenannten Prompt Engineers. Hier ließe sich allerdings der exakte Tätigkeitbereich nicht so gut eingrenzen. Von KI-Anwender im Customer Service bis zum Prompt Writer existieren heute tatsächlich unzählige Berufsbilder auf diesem Feld. Im letzteren Fall tummeln sich zahlreiche Annoncen von Tech-Firmen auf Jobportalen wie LinkedIn, die remote Arbeitskräfte suchen. Im März des Jahres 2023 sorgte gar eine Jobofferte der KI-Firma Anthropic aus San Francisco für Aufsehen: Das Tech-Unternehmen bot ein Jahresgehalt von bis zu 335.000 US-Dollar für sogenanntes Prompt Writing an. Die Hauptaufgabe besteht darin, der KI die richtigen Prompt-Zeilen, also Fragen zu stellen, die dann deren Antworten anleiten.
Laut Forbes liegt hier das Durchschnittsgehalt bei 127.000 Euro pro Jahr. KI-Experte Mushtaq Bilal sagte gegenüber dem Spiegel, dass sich dieser Bereich noch außerhalb der großen Öffentlichkeit entwickle – und daher nach wie vor große Potenziale böte. Dafür ist nicht unbedingt technisches Verständnis vonnöten, sondern eher ein gutes Sprachgefühl und Kreativität in der Formulierung der Prompts. So könnten nicht nur Softwareentwickler vom KI-Boom profitieren, sondern auch Literatur- oder sonstige Geisteswissenschaftler.
Ein grundsätzliches Problem am europäischen KI-Markt sei laut Ahmetovic aber, dass die Gehälter deutlich unter jenen der US-amerikanischen Konkurrenten liegen würden. Für viele hoch spezialisierte KI-Experten aus Europa seien 150.000 Euro ein Traumgehalt. Für das US-amerikanische Unternehmen, das dieses Gehalt anbiete, sei es hingegen ein Glücksfall, zu diesen Konditionen eine passende Fachkraft als Softwareentwickler einzustellen. Oftmals müssten die Firmen am heimischen US-Markt das doppelte für einen derartigen KI-Experten zahlen.
Studie zu Künstlicher Intelligenz: Drei Millionen Jobs werden sich durch KI verändern
In welche Richtung sich der Jobmarkt für KI entwickelt, prognostizierte im Mai 2024 eine Studie des McKinsey Global Institute (MGI) werden bis zum Jahr 2030 drei Millionen Jobs in Deutschland von einer Veränderung betroffen sein. Insgesamt träfe das auf sieben Prozent der Gesamtbeschäftigung. Fast ein Drittel der Arbeitsstunden könnten bis dahin zudem automatisiert werden. Das führe laut den Autorinnen und Autoren der Studie dazu, dass hoch qualifizierte und überdurchschnittlich bezahlte Arbeitsplätze häufiger unbesetzt blieben. Gleichzeitig wäre die Nachfrage im Niedriglohnsektor zu hoch.
Insgesamt seien besonders Büro-Tätigkeiten in Verwaltung und Buchhaltung von Unternehmen sowie öffentlichen Einrichtungen betroffen. Um dem Schicksal ersetzt zu werden, zu entgehen, empfiehlt die Studie, proaktiv Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen im technischen Bereich anzugehen. Die Nachfrage von technischen Kompetenzen werde in Europa in den nächsten sechs Jahren um 25 Prozent zunehmen.