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Preisvergleich über die Jahre

KFZ-Chef erläutert, warum es keine günstigen Kleinwagen mehr gibt

Automobile aus der B-Kategorie werden von den Produzenten immer mehr aus der Produktion genommen. Fachleute warnen: Diese Tendenz könnte die Autoindustrie in einigen EU-Staaten hart treffen – und sogar die soziale Disparität erhöhen.

Frankfurt – Das Kleinwagen-Sterben in der europäischen Automobilbranchen wird auch in diesem Jahr einige Modelle vom Markt fegen. Viele Hersteller haben im Zuge der Umweltauflagen die Produktion einiger Modelle im A- und B-Segmente eingestellt, obwohl die Fahrzeuge doch eigentlich einen umweltfreundlichen Ruf haben. In Zukunft werden Kunden Pkws wie den Fiat 500, Ford Fiesta oder VW UP nicht mehr kaufen können. „Kleinwagen sind in Europa vom Markt verschwunden, weil in den letzten zwei Jahrzehnten die Gewichts- und Technologiestandards dramatisch gestiegen sind“, sagte Renault-CEO Luca De Meo im Interview mit dem Focus.

Absatzeinbruch: Kleinwagen mittlerweile unbezahlbar

Ein Verbrenner-Kleinwagen kostete im Jahr 2013 noch durchschnittlich 13.244 Euro, im Jahr 2024 kletterte der Preis dann auf 22.591 Euro – eine 73-prozentige Steigerung. Wegen hoher gesetzlicher Anforderungen steigen auch die Produktionskosten. „Und damit auch die Autopreise, die der Kunde nicht bezahlen will und die Marken nicht produzieren wollen, weil sie keinen Gewinn machen können“, ergänzte der Renault-Autoboss.

Weil Hersteller mit Kleinwagen nur bei hohem Absatzzahlen rentable Gewinne erwirtschaften können, wird die Produktion nach und nach auf Eis gelegt. Von 2019 bis 2023 ist einer Jato-Analyse zufolge der Absatz bei Kleinwagen um mehr als die Hälfte eingebrochen.

EU-Vorschriften machen Kleinwagen-Umrüstung unrentabel

„Von heute bis 2030 werden in Europa jedes Jahr acht bis zehn neue Vorschriften in Kraft treten, die auf jedes neu produzierte Auto angewendet werden“, erklärt der Renault-Chef. Die Verschärfung der Abgasnomen zwingt Hersteller dazu, die Technologiestandards in Pkws kontinuierlich anzupassen. Für die Einhaltung der verschärften Abgasnorm Euro 6 mussten Autobauer Oxidationskatalysatoren und Dieselrußpartikelfilter verbauen, um den Schadstoffausstoß zu senken. 

Immer höhere Sicherheitsstandards für Kleinwagen stellen darüber hinaus einen weiteren Kostentreiber für Autobauer dar. Seit Juli 2024 müssen in allen Neuzulassungen Assistenzsysteme verbaut werden. Dazu zählen mitunter Notbremsassistent, Notbremslicht, Müdigkeitserkennung, Rückfahrassistent oder ein Unfalldatenspeicher mit hohen technologischen Standards. „Wenn alle von ihnen wirklich durchgesetzt werden, wird dies die Kosten für ein Auto um 40 Prozent erhöhen, und zwar in allen Segmenten. Wenn man zu jedem B-Segment-Auto 400 Euro Kosten hinzufügt, dann ist das dramatisch”, warnte Luca De Meo im Gespräch mit dem Focus.

Abgasnorm Euro 7: Zahlreiche Kleinwagen-Modelle verlassen den Markt

Ab 2025 folgt dann eine weitere Verschärfung infolge der Abgasnorm Euro 7. Der Abrieb von Bremsen und Reifen fällt hier ebenso darunter. Vor dem Hintergrund der komplexen Entwicklung entsprechender Brems- und Reifentechnologie ist die vergangenen Jahre viel Geld investiert worden, die auch an Kunden weitergegeben werden müssten. Etliche Modelle werden daher vom Fließband genommen. „Wenn Euro 7 so kommt wie aktuell angedacht, dann ist es das Aus für den Fabia. Allein mit Blick auf die Feinstaubemissionen von Bremsen bräuchten wir eine Bremsanlage, die heute noch gar nicht entwickelt ist. Und da gibt es noch viele weitere Beispiele“, sagte Skoda-Vorstandsvorsitzende Klaus Zellmerd dem Magazin auto motor und sport.

Renault Zoe: Obwohl der Kleinwagen rein elektrisch unterwegs ist, sind seine Tage nach knapp zehn Jahren gezählt. Damals war der Zoe eines der ersten elektrischen Massenmodelle. In seine Fußstapfen tritt Ende des Jahres der 5. Damit verabschiedet Renault ein Modell und holt den Namen eines anderen sehr erfolgreichen Pkw wieder zurück.

„Die für Mitte 2025 anstehende Euro-7-Norm dürfte das Ende für weitere Modelle bedeuten“, kommentiere der ADAC die EU-Regelungen. Wegen des Kostenaufwands lohne sich für beispielsweise den VW Polo nach Angaben von VW-CEO Schäfer die Umrüstung nicht. Die Produktion des Kia Rio oder des Peugeot 108 wird infolgedessen eingestellt. Den Audi A1, Ford Fiesta, Fiat 500 mit Benziner sowie Smart Fortwo hat es bereits getroffen.

Dagegen bildet sich ein Trend zu SUVs und Crossover-Modellen ab – entsprechend wird dort mehr investiert. E-Autos sollen in Zukunft den Markt komplett erobern. Jedoch blieben in dieser Kategorie erschwingliche E-Kleinwagenmodelle bisher aus, weil einfach keine Nachfrage bestehe.

Angebotsverknappung im B-Segment: Soziale Ungleichheit und steigende Arbeitslosenquote

Mit den steigenden Kosten für Autobauer verknappt sich zudem auch das Angebot für Verbraucher. Laut ADAC konnten Verbraucher 2014 noch zwischen 80 Verbrenner-Modellen wählen, während es 2024 dann ein Drittel weniger (55) waren. Experten sehen sozial schwächer gestellte Menschen als klare Verlierer der Entwicklung.

Das Verschwinden der Modelle kann die soziale Ungleichheit verstärken, da betroffene Verbraucher künftig Schwierigkeiten mit ihrer Logistik haben werden. „Die Folgen muss man abwägen gegen immer höhere Preise und die Erschwinglichkeit, wenn sich bestimmte soziale Gruppen kein Fahrzeug mehr leisten können – und nicht mehr gut zu ihrem Arbeitsplatz kommen“, sagte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management dem SWR.

Für deutsche Hersteller halten sich die Auswirkungen des Kleinwagen-Sterbens jedoch in Grenzen, da die Branche ihre Gewinne mehr durch das Premiumsegment erwirtschaftet. Für Länder wie Portugal, Spanien, Italien oder Frankreich können die EU-Regelungen weitaus gravierendere Auswirkungen entfalten. Diese EU-Staaten würden nämlich vom B-Segment dominiert, so der Geschäftsführer von Renault. „Dann werden die Produktionsökosysteme entleert, dann ist das BIP betroffen, dann steigen die Arbeitslosenquoten“, so seine Prognose.

Rubriklistenbild: © Bernhard Filser/BMW Group/dpa-tmn

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