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Empörungswelle

Überalterung in Japan: Yale-Professor schlägt Rentnern „Massen-Selbstmord“ vor

Die japanische Gesellschaft droht angesichts der hohen Anzahl an Senioren zu vergreisen. (Symbolbild)
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Die japanische Gesellschaft droht angesichts der hohen Anzahl an Senioren zu vergreisen. (Symbolbild)

In Japan droht eine Überalterung der Gesellschaft, das Risiko für Altersarmut ist hoch. Das Problem hat auch ein Yale-Professor angesprochen – allerdings auf eine ziemlich menschenverachtende Weise.

Tokio – Eine 100-jährige Gesellschaft hat die Regierung in Tokio ausgerufen. Sie möchte, dass die Senioren im Land ein Leben lang aktiv bleiben – und dabei bestenfalls auch weiterarbeiten. In Japan ist schon jeder vierte Rentner erwerbstätig, im Alter zwischen 65 und 69 Jahren sogar jeder zweite, berichtet der SWR. Manchen geht das nicht weit genug: Ein Professor der renommierten Yale-Universität macht Stimmung gegen ältere Menschen.

In Japan ist Überalterung ein großes Problem

Leicht haben es die Senioren in Japan nicht: Nach Plänen der Regierung im vergangenen Jahr müssen alle Arbeitnehmer, die nach ihrem 60. Lebensjahr auf dem bisherigen Arbeitsplatz weitermachen wollen, einen neuen Arbeitsvertrag bekommen. Dann darf das Unternehmen den Lohn kürzen – im nationalen Durchschnitt laut SWR um 40 Prozent. Viel Spielraum werden die Betroffenen nicht haben: Denn die japanische Rente fällt eher mager aus, die Gefahr von Altersarmut ist dagegen hoch.

Auf große Zugeständnisse des Staates können die Senioren nicht hoffen: Die Gesellschaft droht angesichts der hohen Anzahl an Senioren zu vergreisen, die Geburtenrate sinkt immer weiter und die Zuwanderung wird durch eine strenge Einwanderungspolitik unterbunden. Mit dramatischen Folgen für das Land: Die Einwohnerzahl schrumpft seit vielen Jahren, der Premierminister Fumio Kishida erklärte erst vor kurzem das Kinderkriegen zur höchsten Priorität.

Professor Narita: „Massenselbstmord“ als „einzige Lösung“?

Wie man mit der Überalterung der japanischen Gesellschaft umgehen soll, darüber hat auch Yusuke Narita, Assistenzprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der renommierten US-Universität Yale, gesprochen – allerdings auf eine ziemlich menschenverachtende Weise: „Ich habe das Gefühl, dass die einzige Lösung ziemlich klar ist“, sagte er laut der US-amerikanischen Zeitung New York Times (NYT) in einer Online-Nachrichtensendung Ende 2021. „Ist es am Ende nicht Massenselbstmord und Massen-‘Seppuku‘ der älteren Menschen?“ Seppuku ist ein ritueller Selbstmord unter den Samurai, der im 19. Jahrhundert verboten wurde.

Als Narita gebeten wurde, die Theorie näher auszuführen, beschrieb er eine Szene aus dem amerikanisch-schwedischen Horrorfilm „Midsommar“, in der ein älteres Sektenmitglied in den Selbstmord getrieben wird. „Ob das eine gute Sache ist oder nicht, ist eine schwierige Frage“, sagte er der NYT zufolge. „Wenn Sie das für gut halten, dann können Sie vielleicht hart daran arbeiten, eine solche Gesellschaft zu schaffen.“ Auch zum Thema Euthanasie äußerte er sich laut der Zeitung in einem anderen Interview: „Die Möglichkeit, sie in Zukunft obligatorisch zu machen, wird in der Diskussion auftauchen“.

Diese Äußerungen haben Social-Media-Nutzer in der aktuellen Debatte um die Überalterung Japans wiederentdeckt und diskutiert. Der Professor hat etwa 570.000 Follower auf Twitter und ist in Japan ziemlich bekannt – er hat es auf Magazincover geschafft und auch Show-Auftritte hinter sich. Damit wächst auch die Kritik an seinen Äußerungen: Während einer Podiumsdiskussion in einer angesehenen Internet-Talkshow mit Wissenschaftlern und Journalisten bezeichnete Yuki Honda, Soziologin an der Universität Tokio, seine Äußerungen als „Hass auf die Schwachen“, so die NYT.

Kritiker: Bemerkungen nicht „leichtfertig als Metapher verstehen“

Narita selbst rudert gegenüber der amerikanischen Zeitung zurück: Seine Äußerungen seien „aus dem Zusammenhang gerissen“ worden. Er habe sich auf die zunehmenden Bemühungen bezogen, ältere Menschen aus Führungspositionen in Wirtschaft und Politik zu verdrängen, um Platz für jüngere Generationen zu schaffen. Die Begriffe „Massenselbstmord“ und „Massenseppuku“ seien nur „eine abstrakte Metapher“.

Ernst gemeint oder nicht: Eine wachsende Gruppe von Kritikern warnt davor, dass die Popularität von Narita die Politik und die sozialen Normen unangemessen beeinflussen könnte, berichtet die NYT. Die Bemerkungen des Professors sollten „nicht leichtfertig als Metapher verstanden werden“, schrieb beispielsweise Masato Fujisaki, ein Kolumnist der Newsweek Japan. Naritas Fans seien Menschen, „die denken, dass alte Menschen endlich sterben sollten und die Sozialhilfe gekürzt werden sollte“. 

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