Konjunktur
IWF erwartet Rückschlag für deutsche Wirtschaft - Ökonomen sehen schwierige Jahre
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor weiterem Gegenwind für die Weltwirtschaft. Die Entwicklung in Deutschland sehen die Experten pessimistischer als andere.
Washington - Die Weltwirtschaft erholt sich angesichts des andauernden Kriegs in der Ukraine und der hohen Inflation nach einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) langsamer als erwartet. Für Deutschland erwarten die Ökonomen im laufenden Jahr sogar ein Mini-Minus, wie aus der am Dienstag vorgestellten Konjunkturprognose hervorgeht.
Danach senkte der IWF seine weltweite Vorhersage für das laufende Jahr auf 2,8 Prozent nach 3,4 Prozent zuvor. „Wir treten in eine riskante Phase ein, in der das Wirtschaftswachstum im historischen Vergleich niedrig bleibt und die finanziellen Risiken zugenommen haben, ohne dass die Inflation bereits eine entscheidende Wende genommen hat“, schrieb IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas.
IWF-Ökonomen rechnen für deutsche Wirtschaft mit Mini-Minus
Für Deutschland hat der IWF seine Vorhersage ebenfalls nach unten korrigiert - um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zu Januar. Er rechnet nun mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Für 2024 sagt der Bericht dann wieder ein Wachstum um 1,1 Prozent voraus. Etwas zuversichtlicher hatten sich Anfang April führende deutsche Wirtschaftsinstitute mit Blick auf 2023 gezeigt. Im laufenden Jahr rechneten sie mit einem Mini-Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Noch im Herbst hatten sie einen Rückgang um 0,4 Prozent und eine drohende Rezession erwartet. Auch die Wirtschaftsweisen sehen die Entwicklung inzwischen deutlich besser.
Zwar erhole sich die Wirtschaft allmählich vom russischen Einmarsch in die Ukraine und auch die Folgen der Pandemie würden überwunden, schreiben die IWF-Experten unter Verweis auf die Erholung auf dem Energie- und Lebensmittelmarkt und das Ende der Corona-Abschottung in China.
IWF: Situation ist „fragil“
„Unter der Oberfläche jedoch bauen sich Turbulenzen auf, und die Situation ist recht fragil, wie uns die jüngste Instabilität im Bankensektor vor Augen geführt hat“, heißt es in dem Bericht. Der Kampf gegen die Inflation sei außerdem deutlich zäher als noch vor einigen Monaten erwartet. Der Bericht sieht erhebliche Risiken, die eine wirtschaftliche Erholung gefährdeten.
Erst im kommenden Jahr soll es dann wieder etwas aufwärtsgehen - das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll dann um 3 Prozent wachsen. Die Ökonominnen und Ökonomen des IWF hoffen, dass die Talsohle in diesem Jahr erreicht ist. Bemerkenswert sei, dass die Wirtschaft besonders in den Industrienationen nur langsam wachse. Der IWF hat für dieses Jahr 1,3 Prozent auf dem Zettel. In den Schwellen- und Entwicklungsländern sieht es mit 3,9 Prozent hingegen deutlich besser aus. (dpa/rtr/utz)