Rekrutierungsoffensive
Neues Intel-Werk in Magdeburg: „In der Spitze über 1000 Neueinstellungen“ im Jahr
Der US-Halbleiterriese Intel schafft 3000 Stellen in seinem neuen Werk in Magdeburg. Die ersten Mitarbeiter sind bereits an Bord. Doch die entscheidende Rekrutierungsoffensive steht noch bevor.
München – Der US-Halbleiter-Hersteller Intel will das Personal für sein neues Werk in Magdeburg ab 2025 massiv hochfahren. Das machte der für Magdeburg zuständige Intel-Personalchef Bernd Holthaus gegenüber Ippen.Media deutlich. Nach derzeitigem Planungsstand rechne man ab dem übernächsten Jahr und den beiden Folgejahren mit den „größten Sprüngen beim Personal“. Dann werde man voraussichtlich „pro Jahr hunderte offene Stellen besetzen.“ In der Spitze könne die Zahl der Neueinstellungen in einem einzelnen Jahr auch „über 1000“ liegen.
Insgesamt will der US-Konzern zum Produktionsstart in der Landeshauptstadt 3000 Arbeitsplätze schaffen. Die ersten 30 Mitarbeiter seien bereits an Bord. Man sei derzeit noch in der Planungs- und Genehmigungsphase und habe entsprechende Stellen besetzt, darunter Positionen für Projektmanagement oder Personal. Im kommenden Jahr seien weitere 100 bis 150 Einstellungen vorgesehen, „womöglich auch etwas mehr“. Voraussichtlich ab 2025 werde man die Zahl der Neu-Einstellungen dann erheblich ausweiten.
Außerdem dürften zahlreiche weitere Jobs bei Zulieferern in der Region entstehen. Man könne „vom Faktor sechs bis zehn ausgehen“, sagte Holthaus. Selbst bei einer vorsichtigen Rechnung entspräche dies weiteren 18.000 neuen Stellen im Großraum Magdeburg. Hinzu käme der Arbeitskräftebedarf für den eigentlichen Bau des Werks.
Intel-Werk in Magdeburg: Warten auf Brüssel
Vor der konkreten Personal-Planung am Standort müsse man aber zunächst noch die Entscheidung der EU-Kommission zur angekündigten Förderung des Intel-Werks abwarten. Die Bundesregierung will die Ansiedlung des neuen Werks im Süden Magdeburgs mit insgesamt knapp zehn Milliarden Euro unterstützen. Weitere fünf Milliarden sind für ein neues Halbleiter-Werk des taiwanischen Auftragsfertigers TSMC in Dresden vorgesehen. Sollte Brüssel – wie erhofft – grünes Licht für die Pläne geben, dauere es in der Regel vier bis fünf Jahre, bis ein neues Halbleiter-Werk die Produktion aufnehme, sagte eine Intel-Sprecherin.
Erst vor wenigen Tagen hatte der Chef des Branchenverbands Bitkom, Ralf Wintergerst, eine rasche Prüfung der Fördergelder durch Brüssel angemahnt. Es sei „von immenser Bedeutung“, dass die neuen Standorte ihren Betrieb wie geplant aufnehmen könnte, hatte Wintergerst gegenüber IPPEN.MEDIA gesagt.
Intel-Werk Magdeburg: Technische Berufe besonders gefragt
Von den 3000 vorgesehenen Arbeitsplätzen am Standort in Magdeburg entfielen voraussichtlich gut 70 Prozent – also rund 2100 Stellen - auf gewerbliche Berufe, vor allem mit einer technischen Ausrichtung, sagte Holthaus. Besonders gefragt seien dabei Elektro-Anlagen-Installateure, aber auch Kfz-Mechatroniker oder Klimaanlagen-Techniker. Insgesamt suche man Beschäftigte aus rund 70 Berufsgruppen.
Um den hohen Personal-Bedarf zu decken, will das Unternehmen gemeinsam mit dem Land Sachsen-Anhalt und der IHK Magdeburg auch die Ausbildung zum Mikrosystem-Technologen ankurbeln. In einem ersten Schritt sollen ab dem kommenden Jahr 20 Azubis ausgebildet werden. Im dritten Lehrjahr soll der Nachwuchs dann vollständig im neuen Intel-Werk im irischen Leixlip bei Dublin für die Produktion zu Hause fit gemacht werden. Die Vergütung für die Ausbildung ist im Branchenvergleich durchaus verlockend. Nach 1100 und 1200 Euro im ersten und zweiten Lehrjahr winken im dritten Jahr 1500 Euro sowie Zuschläge für die Unterbringung auf der Insel, sagte Holthaus.
Daneben sucht Intel für Magdeburg rund 900 Mitarbeiter mit Studium. Die Bandbreite der relevanten Abschlüsse reiche von Elektrotechnik über Wirtschaftsingenieurwesen bis hin zu Chemie und Physik. Neben Absolventen von Unis, technischen Hochschulen oder FHs seien auch Kandidaten von Berufsakademien interessant, sagte der aus Bad Aibling stammende Intel-Manager. Erst Anfang September hatte Intel eine Kooperation mit den sechs sachsen-anhaltinischen Hochschulen angekündigt. Nach den Plänen will Intel 1,2 Millionen Euro für Hardware wie etwa die Sanierung eines Reinraums an der Uni Magdeburg bereitstellen oder Projekte zur Künstlichen Intelligenz fördern.
Um die nötige Infrastruktur für den erwarteten Zuzug zu stärken, arbeitet der US-Konzern eng mit der Stadt Magdeburg und dem Land Sachsen-Anhalt zusammen. So müsse man sicherstellen, dass es „ausreichend Wohnraum in unterschiedlichen Größen für Singles, Paare und kleine sowie große Familien“ gebe.
Intel-Werk in Magdeburg: Infrastruktur muss gestärkt werden
Dazu stiegen auch die Anforderungen an das Gesundheitssystem, erklärte der Intel-Manager mit Blick auf zusätzlich notwendige (Fach)-Ärzte sowie die Betten-Anzahl in den Krankenhäusern der Region. Außerdem müsse man gewährleisten, dass es genügend Kindergarten-Plätze gebe und das Angebot an internationalen Schulen in der Region weiter gestärkt werde.
Die Lage am Arbeitsmarkt sei durchaus „besorgniserregend“, sagte Holthaus. Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom gibt es derzeit bundesweit rund 137.000 Stellen. Davon lasse man sich aber nicht beirren. Intel habe es auch beim Bau neuer Werke wie in Irland oder Israel geschafft, genügend Talente an Land zu ziehen. Das werde dem Unternehmen auch in Magdeburg gelingen.

