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Neuer Investor gibt bekannt

Insolvenz von Galeria: Neue Eigentümer wollen über 70 Filialen der Warenhauskette retten

Die Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof können aufatmen: Ein Investor wurde für die insolvente Warenhauskette gefunden. Trotzdem steht vielen Filialen wohl die Schließung bevor.

Update vom 10. April, 13:37 Uhr: Großes Aufatmen bei vielen Mitarbeitern der insolventen Warenhauskette: Die neuen Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof werden voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen. Das teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch in Essen mit. Diese Zahl ist demnach Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Bei den neuen Eigentümern handelt es sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz. Dies war bereits am Dienstag bekannt geworden. 

Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt jedoch nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen. 

Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe des Österreichers René Benko gehörende Konzern beschäftigt rund 12 800 Menschen. Durch eine weitere Reduzierung der Anzahl der Filialen dürften Stellen wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch offen. 

Geschäftsmann und Fußball-Mäzen Bernd Beetz soll als Investor bei der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof einsteigen. (Fotomontage)

Galeria gerettet: Wie viele Filialen bleiben wirklich erhalten?

Erstmeldung vom 10. April, 13:38 Uhr: Berlin – Die Zeit der Unsicherheit ist erstmal wieder vorbei: Für die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wurde ein Investor gefunden, der mit einem neuen Konzept das Unternehmen wieder in die Profitabilität steuern will. Am Dienstag (9. April) war bekanntgeworden, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz die Kette übernehmen will. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will das Konsortium gut 70 der 92 Filialen erhalten. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 12.800 Menschen.

Für viele Mitarbeitende gibt es also jetzt eine Perspektive. Doch nicht für alle. Während die Investoren von 70 zu erhaltenden Filialen sprechen mögen, sehen das andere Experten und Expertinnen doch anders. Der Handelsexperte Jörg Funder beispielsweise geht von nur 20 Warenhäusern aus, die gerettet werden können. Im Spiegel sagt der Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein, dass er die Erhaltung von 50 Prozent der Warenhäuser für realistisch erachtet. Aber auch das nur mittelfristig – bevor es dann wieder ganz vorbei ist.

„Ich halte 20 Filialen für eine realistische Zahl. Alles, was darüber hinausgeht, ist ein Zugeständnis an den Insolvenzverwalter, damit man den Zuschlag bekommt und die Häuser für eine gewisse Zeit weiterbetreibt“, sagte Jörg Funder, der Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms, der Deutschen-Presseagentur.

Nach einer Übergangszeit sei davon auszugehen, dass die Investoren weitere Filialen dichtmachten und nur die wirklich profitablen Standorte weiterbetrieben, sagte Funder. Aus seiner Sicht könnte es bei den Schließungen vor allem kleinere Städte treffen. „Warum sollte man in einer Mittelstadt mit 100.000 und weniger Einwohnern ein Warenhaus betreiben? Ich glaube, das wird zunehmend schwierig.“ Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus strebt eine Übernahme von mindestens 60 Filialen an.

Ähnlich sieht das auch Gerrit Heinemann, der gegenüber dem Spiegel sagte: „Das Geschäftsmodell Warenhaus funktioniert nicht mehr, weil die hohen Personalkosten über die Margen nicht zu verdienen sind.“ Den Investoren stellt er kein gutes Zeugnis aus, er erwarte sogar eine neue Insolvenz: „zwei, maximal drei Jahre, und dann war’s das“.

Für Galeria-Rettung braucht es ein ganz neues Konzept

Auch Jörg Funder erwartet nicht, dass die neuen Eigentümer das Warenhausunternehmen zurück in die Erfolgsspur führen können. „Wir wissen noch nichts über ihr Konzept, aber es scheint mir eher so eine Glücksritternummer zu sein. HBC hat sich damals nicht mir Ruhm bekleckert und ist mit der reinen Übernahme von Marken aus dem Ausland gescheitert.“

Funder zufolge benötigt Galeria einen Umbau der Filialen und ein neues Konzept. Ein zentrales Warenhausmodell mit 50 bis 60 Standorten sei schwierig umzusetzen. „Dafür braucht es mehr Personal, mehr Service, mehr Marken und mehr Erlebnis. Das gibt es nicht per Handauflegen. Man muss viel Geld investieren. Ich bin aber nicht sicher, ob die neuen Eigentümer das wollen.“

Trotzdem ist die Bekanntgabe eines Investors erstmal eine gute Nachricht. Der Vorsitzende des Städtetages NRW, Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, sagt nach der Bekanntgabe: „Wichtig ist jetzt, dass es möglichst schnell Planungssicherheit gibt.“ Alle Beteiligten bräuchten klare Zusagen, auf die sie sich verlassen könnten. Durch die Loslösung aus der Signa-Gruppe bestehe für die Standorte eine echte Chance auf einen Neustart. „Die muss der neue Eigentümer mit neuen Konzepten nun auch angehen“, sagte Kufen.

Mit Material von dpa

Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa; IMAGO/foto2press

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