Finanzkrise am Bosporus
Türkei: Monster-Inflation ebbt ab - aber nur ein bisschen
Während Menschen in Deutschland unter einer Inflation von gut sieben Prozent zu kämpfen haben, leidet die Türkei weiter unter einer drastischen Teuerungsrate.
Istanbul - Der starke Preisauftrieb in der Türkei hat wenige Wochen vor der im Mai anstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahl etwas nachgelassen. Die Verbraucherpreise stiegen im März laut offiziellen Daten vom Montag um 50,51 Prozent, nach einem Zuwachs von 55,2 Prozent im Februar.
Die Inflation war im Oktober 2022 auf einen 24-Jahres-Höchststand von über 85 Prozent gestiegen, danach ebbte der Preisauftrieb schrittweise ab. Die galoppierende Inflation nagt an der Kaufkraft der Verbraucher und auch an der Popularität von Präsident Recep Tayyip Erdogan, der bei den Wahlen am 14. Mai seine Wiederwahl anstrebt.
Finanzexperte kritisiert Erdogan: „völlig fehlgeleitete Geldpolitik“
Axel Angermann, Chefvolkswirt der FERI-Gruppe, geht davon aus, dass die Türkei noch lange mit zweistelligen Inflationszahlen leben muss. „Das ist angesichts einer völlig fehlgeleiteten Geldpolitik auch kein Wunder: Während überall auf der Welt Notenbanken versuchen, die Inflation mit einer deutlichen geldpolitischen Straffung zu bekämpfen, folgt die türkische Notenbank seit nunmehr anderthalb Jahren der entgegengesetzten Vorstellung Erdogans, wonach gerade Zinssenkungen das richtige Mittel der Inflationsbekämpfung seien“, analysiert der Chefökonom des Investmenthauses. Der mehrfach deutlich gesenkte Leitzins liegt aktuell bei 8,5 Prozent: „Für die Eindämmung der hohen Inflation ist dies viel zu niedrig“, so Angermann. (Reuters, lf)