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Inflation

Höchster Stand seit 2008: EZB erhöht Leitzins auf 4,25 Prozent

EZB
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Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.

Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte. Damit setzt sie ihren Straffungskurs im Kampf gegen die hartnäckige Inflation fort. 

Frankfurt am Main – Die EZB hat im Kampf gegen die hartnäckige Inflation im Euroraum erneut die Zinsen erhöht. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag in Frankfurt, wie schon im Mai und im Juni die Schlüsselsätze um einen viertel Prozentpunkt anzuheben. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt damit auf 4,25 Prozent. So hoch war der Leitzins zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008.

EZB erhöht Leitzins – Kampf gegen hartnäckige Inflation

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Sommer 2022 mit ihrem rasanten Straffungskurs begonnen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, steigt damit auf 3,75 Prozent von 3,50 Prozent.

Zum weiteren Vorgehen teilte die EZB zudem mit: „Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die EZB-Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen.“

Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus werde der EZB-Rat auch künftig „einen datengestützten Ansatz“ verfolgen. Zwar ist der Kampf gegen die hohe Inflation noch längst nicht gewonnen, doch der Zinsgipfel kommt für die Währungshüter aus Sicht von Volkswirten nun in Sichtweite. Die Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft war im Juni zwar auf 5,5 Prozent gesunken von 6,1 Prozent im Mai. Von Entwarnung kann aber noch nicht gesprochen werden. Denn die Teuerung liegt immer noch mehr als doppelt so hoch wie das Stabilitätsziel der Notenbank von 2,0 Prozent Inflation.

Entwicklung der Kerninflation bereitet Sorgen

Sorge bereitet den Währungshütern auch die Entwicklung der Kerninflation – ein Inflationsmaß, das die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert. Die Kernrate war im Juni auf 5,5 Prozent gestiegen von 5,3 Prozent im Mai. Andererseits muss die EZB auch aufpassen, dass sie mit ihrem rasanten Straffungskurs die ohnehin schon schwächelnde Konjunktur im Euroraum nicht vollständig abwürgt. Wie sich Lagarde auf der in Kürze stattfindenden Pressekonferenz angesichts dieser Gemengelage zum weiteren Zinskurs äußert, wird daher mit Spannung erwartet.

Experte: Deutschland muss sich „mutig Wachstumsbranchen zuwenden“

Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IFW) ordnet ein: „Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation wirkungsvoll Zähne gezeigt, die Inflationsrate hat sich gegenüber ihrem Höchststand etwa halbiert. Aus Risikomanagementperspektive spricht nach so starken Zinsanhebungen vieles dafür, jetzt zunächst die realwirtschaftlichen Effekte abzuwarten und eine Pause einzulegen, um die Auswirkungen der Zinserhöhungen valide bewerten zu können.“ Die Effekte der Zinserhöhungen seien inzwischen deutlich sichtbar, so Schularick. „Der Immobilienmarkt ist eingebrochen, und die Firmenkreditvergabe ist deutlich gefallen. Die Wolken am Konjunkturhimmel verdunkeln sich, insbesondere die Wachstumsschwäche in Deutschland tritt durch die hohen Zinsen nun deutlich zutage.“

Die Ursachen dieser Wachstumsschwäche alleine der EZB zuzuschreiben, greife aber zu kurz, meint Schularick. Dies zeige auch der Blick auf die europäischen Nachbarn, die allesamt eine höhere konjunkturelle Dynamik zeigen würden. Der Ökonom erklärt: „Wenn Deutschland nicht noch einmal zum ‚kranken Mann Europas‘ werden will, muss es sich jetzt mutig den Wachstumsbranchen von morgen zuwenden, anstatt ängstlich mit Milliarden energieintensive Industrien von gestern zu konservieren.“ (lma/reuters)

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