Trad-Wives auf TikTok: Was steckt dahinter?

Schon seit einigen Jahren finden sich auf Social Media, besonders TikTok, Videos junger Frauen, die #tradwifes sein wollen. Woran liegt das? Laut einem Generationenforscher wird die junge Generation konservativer, weswegen die Gen Z älter wirkt, als sie ist. In der Wissenschaft werde dieses Verhalten als „Neo-Konventionalismus“ bezeichnet.

Dieser neue Neo-Konventialismus clasht mit der Realität: In Deutschland arbeiten so viele Mütter wie nie zuvor. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) waren 2022 rund 69 Prozent der Mütter minderjähriger Kinder erwerbstätig. Gegenüber dem Jahr 2005 hat sich die Erwerbstätigenquote von Müttern damit um rund neun Prozentpunkte gesteigert.

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„Was ich jetzt sage, ist das unfeministischste, was ich je sagen werde“, sagt die TikTokerin @nemacizkov (siehe unten). „Aber ich habe es satt, jeden Tag zu arbeiten und den Haushalt zu schmeißen. Und am Ende des Tages habe ich trotzdem nicht viel Geld.“ Sie mache den Haushalt ja sowieso. Das einzige, was sich ändern würde, wäre, dass sie eine bessere Work-Life-Balance, hätte, die auch ein Ökonom befürwortet.

Sie schäme sich dafür, weil sie wisse, dass Frauen Jahrzehnte für gleiche Rechte gekämpft haben. Natürlich werde sie nicht zur Trad-Wife, weil sie sich nicht abhängig machen wolle. „Aber manchmal, wenn mir alles zu viel wird, will ich einfach nur Hausfrau sein.“ Ähnlich antikapitalistisch denken auch die Tomato-Girls auf TikTok, die das komplizierte Leben hinter sich lassen wollen.

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Wie Rechte und die AfD Trad-Wives instrumentalisieren

Das Problem: Mit ihrem Wunsch nach Entschleunigung und einem „schönen“ Hausfrauenleben spielen Trad-Wives rechtsextremen Menschen in die Hände, die Videos von glücklichen Kindern für ihre „Nazi-Propaganda und Rassenideologie“ auf TikTok nutzen. Auch die AfD schreibt sich die Rückkehr zur „traditionellen Hausfrau“ auf die Fahne.

Im Oktober 2022 postete die AfD Sachsen ein Tradwife-Meme, das zwei Frauen zeigt. Die eine ist eine sogenannte „Tradwife“, also eine traditionelle Hausfrau, die ihre „Familie und ihre Heimat liebt“, die andere eine „moderne Feministin“, die wegen ihres geringen Selbstbewusstseins „Tonnen von Make-up“ tagen muss und schon ihre „dritte Abtreibung“ hatte (siehe unten).

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Auf Instagram finden sich einige christliche oder sogar nationalistische Profile wie das von @tradwifefactory (siehe unten), die dieses rechte Frauenbild in die Welt tragen und sich als #GermanTradwife bezeichnen.

Viele Hausfrauen-Influencer:innen vermeiden jedoch bewusst den rechts besetzten Begriff Trad-Wife. Auf ihrem Profil geht es nicht um Religion oder Politik, sondern einfach nur darum, dass Frauen zu Hause bleiben können, weil sie die Wahl haben. Genau das sei feministisch.

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Warum „Trad-Wife“ sein ein Privileg ist

Dabei vergessen viele, dass das Hausfrauen-Dasein, sowohl wirtschaftlich als auch finanziell ein Privileg ist. Wenn alle ihre Kinder zu Hause erziehen, fehlen zum einen Fachkräfte, zum anderen ist es in Zeiten von Inflation und gestiegenen Zinsen schwer, eine Familie mit nur einem Gehalt zu ernähren. Viele Frauen haben keine andere Wahl, als zu arbeiten, besonders im globalen Süden, wo Frauen durch den Klimawandel zusätzlich belastet sind. Entsprechend ist der Trad-Wife-Trend auch nur in westlichen, reichen Industrieländern überhaupt ein Thema.

Auch die achtfache Mutter @ballerinafarm geriet in Kritik, weil sie sich auf TikTok als einfache Farmerin in einer rustikalen, idyllischen Landhausküche präsentiert, während die Familie ihres Ehemanns über 400 Millionen Dollar besitzt. Außerdem verdient die ehemalige Tänzerin mit den TikToks über ihr „einfaches Landleben“ wahrscheinlich selbst Unsummen.

Alles Gründe, weshalb der Gedanke an ein Leben als glückliche, finanziell abhängige Hausfrau, die ihr eigenes Brot backt, vielleicht genau das bleibt: eine träumerische Wunschvorstellung, mit der sich durch Arbeit und Familie gestresste Frauen von der Realität ablenken.

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