Billiganbieter Temu wird zum Problem für die deutsche Wirtschaft

Besagte Billigplattformen aus China würden nun zu einem „zunehmenden Problem auch für die deutsche Wirtschaft“, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), der WirtschaftsWoche. Es kommt laut DIHK zu „Wettbewerbsverzerrungen“.

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Hiesige Hersteller und Händler würden mit immer mehr deutschen und europäischen Regulierungen wie dem Lieferkettensorgfaltsgesetz konfrontiert, sagte der DIHK-Außenwirtschaftschef weiter. Billiganbieter mit Sitz außerhalb der EU könnten dagegen kaum belangt werden – wie auch Temu. Temu ist Teil der in China ansässigen Konzerngruppe PDD Holdings. Anders als bei Shein war Temu lange Zeit nur im Heimatmarkt in China im E-Commerce aktiv.

Kritik an Billiganbieter Temu – Verbraucherzentralen warnen Kunden

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hatte im Dezember 2023 vor Temu gewarnt. Anhaltspunkte sind die unzähligen, kritischen Bewertungen von Temu-Kunden, die Fallstricke bei Bestellungen thematisieren. Kritisiert wird insbesondere die mangelhafte Qualität der Ware. Außer soll es Komplikationen bei der Lieferung der Ware geben sowie datenschutzrechtliche Bedenken und Sicherheitsrisiken bei der Nutzung der Shop-App.

Zahlreiche Hersteller der Waren haben ihren Sitz in China und setzen auf Kopien von Markenherstellern, schreibt Deutschland sicher im Netz. Da Temu offenbar kein eigenes Lager, gibt es unterschiedliche Lieferzeiten. Die Ware wird direkt vom Hersteller (aus China) geliefert. Entsprechend fehlt es auch an Qualitätsprüfungen.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die fehlende Datensparsamkeit: Die Temu-App fordert auf dem Smartphone oder Tablet zahlreiche Zugriffsberechtigungen ein, beispielsweise auf die Kamera, auf das Mikrofon oder das Adressbuch im Smartphone. Diese Zugriffe werden aber für den Bestellprozess aber gar nicht benötigt. 

Gründe für Erfolge von Temu: Geschäftsmodell sorgt für Wettbewerbsvorteil

Doch warum ist das Geschäftsmodell von Temu trotzdem so erfolgreich? Jeder vierte Deutsche hat immerhin schon einmal bei Temu geshoppt, zeigen exklusive Zahlen, die dem Handelsblatt vorliegen. Zudem war Temu 2023 die am häufigsten heruntergeladene Shopping-App in Deutschland – obwohl sie erst im April des Jahres gestartet ist.

Das Unternehmen verzichtet zum einen auf eine teure Logistikinfrastruktur in Europa und liefert nach der Bestellung direkt aus China. Das verlängert die Wartezeit für Kunden deutlich, gibt aber Spielraum für Kampfpreise. Der Wettbewerbsvorteil der kurzen Lieferzeiten bei Amazon dagegen verliert an Bedeutung.

Temu investiert viel in Onlinewerbung – und reduziert so Konkurrenz

Um schnell in Deutschland bekannt zu werden, hat Temu zum anderen viel Geld in Onlinewerbung investiert. Genauer gesagt: fast ein Drittel des Umsatzes von 9,4 Milliarden Dollar. Das war die Summe im dritten Quartal 2023, wie das Handelsblatt berichtet. Mit diesem enormen Marketingvolumen, das bevorzugt für Werbung in den Social Media eingesetzt wird, wolle sich PDD Marktanteile in neuen Märkten wie Deutschland erkaufen.

Das hat Folgen für die Wettbewerber. „Die chinesischen Unternehmen haben tiefe Taschen, das merkt man deutlich“, sagt etwa Luqom-Chefin Stützle. Sie trieben damit die Marketingkosten für Anzeigen über Amazon oder Google weiter in die Höhe – was auch das Geschäft für deutsche Onlinehändler teurer macht. (bohy)