Hebesätze steigen
Grundsteuer: Für Eigentümer wird es teurer – Kommunen kassieren mehr
Eigentümer müssen tiefer in die Tasche greifen: Die Hebesätze für die Grundsteuer sind vielerorts stark gestiegen, wie eine Analyse zeigt.
München - Nicht nur Verbraucher und Unternehmen haben mit den gestiegenen Preisen zu kämpfen. Die Energiekrise und die Tarifentwicklungen in vielen Bereichen betreffen auch die Kommunen – und die reagierten prompt. Das Nachsehen haben in diesem Fall die Grundeigentümer. Denn in vielen Orten mussten diese im vergangenen Jahr mehr Grundsteuer bezahlen.
Grundsteuer: Etliche Kommunen erhöhen Hebesatz
Im Jahr 2022 haben 12,5 Prozent der Kommunen den Hebesatz für die Grundsteuer erhöht. Das ist der höchste Wert seit 2017. Dies geht aus einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hervor, die am Montag (7. August) veröffentlicht wurde. Im Vergleich zu 2021 gab es nur in 0,6 Prozent der Kommunen Senkungen.
Der Hebesatz ist neben dem Grundstückswert einer der Faktoren zur Berechnung der Grundsteuer. Städte und Gemeinden legen ihn eigenständig fest. Sie bestimmen damit die Höhe der Steuer. Der Anteil der Kommunen, die 2022 ihren Hebesatz erhöht haben, war laut Studie in Nordrhein-Westfalen mit 26 Prozent am höchsten. Es folgen das Saarland und Rheinland-Pfalz. In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen wurden die Hebesätze am seltensten angehoben. Die Studie betrachtete ausschließlich die Flächenländer.
Grundsteuer: Was ist das?
Die Grundsteuer B wird auf bebaute und bebaubare Grundstücke erhoben und von den Eigentümerinnen und Eigentümern bezahlt – oder auf Mieter umgelegt. Von 2025 an soll eine neue Grundsteuer-Berechnung gelten. Das hatte das Bundesverfassungsgericht gefordert, da die Finanzämter den Wert einer Immobilie zuletzt auf der Grundlage völlig veralteter Daten kalkuliert hatten. Für die Kommunen ist die Grundsteuer eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Grundsteuer: In welchem Bundesland die Hebesätze am höchsten sind
Im Bundesdurchschnitt betrug der Hebesatz für die Grundsteuer im letzten Jahr 391 Prozent. Das ist ein Anstieg um 5 Prozentpunkte gegenüber 2021. Ein solcher Anstieg wurde zuletzt 2016 verzeichnet. 2005 lag der Durchschnittswert noch bei 317. Laut Analyse haben mittlerweile 79 Prozent aller Kommunen einen Hebesatz von 350 oder mehr. Nordrhein-Westfalen hat mit 565 den höchsten Durchschnittssatz.
Heinrich Fleischer, Branchenexperte bei EY, sagte dazu: „Wir sehen einen bundesweiten Trend zu immer höheren Grundsteuer-Hebesätzen.“ Als Ursache nannte Fleischer unter anderem die leeren Kassen in vielen Kommunen. Sie würden, genau wie die Bürger, unter den steigenden Kosten leiden und diese weitergeben. Im Gegensatz zu den Gewerbesteuer-Hebesätzen, mit denen viele Kommunen um die Ansiedlung von Unternehmen werben, gebe es bei der Grundsteuer keinen Standortwettbewerb.
Die aktuelle Entwicklung sei eine Hiobsbotschaft und berge ein hohes Maß an Ungewissheit angesichts der aktuellen Grundsteuer-Reform: Im Zuge der Neubewertung und den erwartbar steigenden Grundsteuerwerten drohten sowohl Immobilienbesitzern als auch Mietern höhere Kosten – wenn nicht gleichzeitig die Hebesätze sinken würden. Die Sorge vor steigenden Abgaben sei nachvollziehbar, sagte Fleischer. (ph/dpa)
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