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18 Prozent weniger Gehalt

Gender Pay Gap: Ab 30 geht‘s für deutsche Frauen bergab

Frauen verdienen rund ein Fünftel weniger als Männer. Mit einem Gender Pay Gap von 18 Prozent zählt Deutschland Europas Schlusslichtern. Was sind die Ursachen?

Wiesbaden – Frauen verdienen in Deutschland nach wie vor erheblich weniger als Männer. Nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) vom Donnerstag (18. Januar) beträgt der Gender Pay Gap wie im Vorjahr auch 2023 fast ein Fünftel – nämlich durchschnittlich 18 Prozent. Die Bundesrepublik bleibt damit eines der EU-Schlusslichter. Nur in Estland (21 Prozent) und Österreich (19 Prozent) sieht es für Frauen noch finsterer aus.

Der Wert ist seit 2020 unverändert. Doch was sind die Gründe dafür, dass die Lohnlücke – allen Versprechen der Bundesregierung, die Gender-Pay-Gap in Deutschland überwinden zu wollen und dem Entgelttransparenzgesetz zum Trotz – unverändert riesig ist?

Frauen verdienen ein Fünftel weniger als Männer, so die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Mit einem Gender Pay Gap von 18 Prozent zählt Deutschland zu Europas Schlusslichtern.

Gender Gap: Lohnlücke zwischen Männern und Frauen auch 2023 unverändert bei 18 Prozent

Ein Großteil der Verdienstlücke, nämlich 64 Prozent, sei darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer „in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird“, erklärt das Bundesamt Destatis dazu. Außerdem seien Frauen häufiger in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt als Männer, „was ebenfalls mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht“, heißt es in der Mitteilung.

„Frauen bewerben sich seltener auf gut bezahlte – arbeitgeberseitig mit hohen Flexibilitätsanforderungen verbundene – Stellen als Männer“, ergänzt Professor Christian Merkl von der Universität Erlangen-Nürnberg im Gespräch mit der fr.de von IPPEN.MEDIA. Merkl ist Autor einer Forschungsarbeit zum Thema, in der sich herausstellte: Bei Stellen, die eine hohe berufliche Mobilität und Flexibilität erfordern, liegt der Anteil von Frauen unter den Bewerberinnen nur bei 36 Prozent. „Was wir auch beobachten konnten: Wird eine Frau mit Kind für einen solchen Job eingestellt, verdient sie bei dem gleichen Profil bis zu 25 Prozent weniger als ein Mann in vergleichbarer Position.“

Gender Pay Gap 2023: Frauen verdienen pro Stunde ein Fünftel weniger als Männer

Die statistischen Zahlen sprechen für sich: Der Bruttostundenverdienst liegt bei Frauen im Schnitt bei 20,84 Euro im Vergleich zu 25,30 Euro bei Männern, das sind 18 Prozent weniger. Ein echtes Armutszeugnis: Laut EU-Kommission liegt der Gender Pay Gap in der EU derzeit bei durchschnittlich 12,7 Prozent. Von den anderen Staaten weisen nur Estland und Österreich noch rückständigere Werte als Deutschland auf. In Luxemburg verdienten Frauen und Männer 2021 erstmals gleich viel; die EU-Staaten mit den geringsten Unterschieden im Bruttostundenverdienst sind Rumänien und Slowenien, mit jeweils vier Prozent.

„Diese enttäuschenden Zahlen zeigen ganz deutlich: Wir sind von Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen noch ganz weit entfernt!“, erklärt die Sprecherin des Sozialverbandes Deutschland, Jutta König, gegenüber fr.de, „Frauen arbeiten häufiger in Branchen, in denen schlechter bezahlt wird und in denen sie seltener Führungspositionen erreichen. Und sie arbeiten häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs und verdienen dadurch auch weniger.“

Gender Pay Gap 2023: Frauen verdienten pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer – Deutschland bleibt eines der EU-Schlusslichter.

Gender Pay Gap: Ab 30 geht‘s für deutsche Frauen bergab – Verdienstunterschied nimmt stetig zu

Deutsche Frauen sind bei der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt 30 Jahre alt. Ab diesem Zeitpunkt stagniert auch laut Statistik ihr Verdienst – während er bei den Männern mit steigendem Alter kontinuierlich ansteigt. „Frauen übernehmen im Schnitt mehr Sorgearbeit als Männer“, so Merkl. Darum hätten Mütter im Vergleich zu Männern und zu kinderlosen Frauen die höchsten Verdiensteinbußen.

Der unbereinigte Gender Pay Gap beträgt bei 30-Jährigen noch acht Prozent und steigt dann rapide an. Bei Beschäftigten zwischen 57 und 61 Jahren liegt er bei alarmierenden 27 Prozent – sicher auch ein Grund, warum Frauen wesentlich häufiger von Altersarmut bedroht sind.

Frauen verdienen im Durchschnitt 18 Prozent weniger als Männer – in Ostdeutschland nur sechs Prozent

Auffällig: Der unbereinigte Gender Pay Gap ist in Ostdeutschland mit sieben Prozent deutlich kleiner ist als in Westdeutschland, wo er 2023 bei 19 Prozent liegt. 2006 noch lag er im Osten bei sechs und im Westen bei 24 Prozent.

„Zwei Gründe spielen hier vermutlich eine wichtige Rolle“, so Wirtschaftsforscher Merkl. „Sicher ist, das Kleinkinderbetreuungsangebot ist wesentlich größer im Osten, was bedeutet, dass Frauen, die schnell zurück in den Beruf wollen, auch die Möglichkeit dazu haben“. Außerdem seien die Arbeitsmarktstrukturen anders. „Viele der männerdominierten, hoch bezahlten Flexibilitätsjobs gibt es dort gar nicht.“

Gender Pay Gap steigt bei Älteren auf dramatische 27 Prozent

Jutta König: „Leider zeigt sich auch, dass das Entgelttransparenzgesetz nicht den erhofften Effekt gehabt hat“. Es sei immer noch so, dass der Auskunftsanspruch darüber, was Kollegen verdienen, erst ab einem Betrieb ab 200 Beschäftigten gilt. Das Gesetz habe sein Ziel, nämlich die Durchsetzung des gleichen Lohns für gleiche und gleichwertige Arbeit von Frauen und Männern verfehlt. „Wir setzen nun auf die EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die bis 2026 in nationales Recht umgesetzt werden muss und endlich eine Verschärfung bedeutet“.

Rubriklistenbild: © Imago/Steinach

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