Renteneintrittsalter
„Danach ist auch mal gut“ - Scholz verteidigt Rente mit 67
Olaf Scholz lehnt eine Anhebung des Renteneintrittsalters ab. Stattdessen fordert er bessere Beschäftigungsperspektiven für ältere Arbeitssuchende.
Berlin – Wann deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Rente gehen dürfen, ist erneut ein Streitthema der Politik. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich vehement gegen eine Anhebung des Rentenalters ausgesprochen. Dies sei unangebracht und nicht sinnvoll, äußerte der SPD-Politiker am Sonntagabend in einer Diskussionsrunde der Heilbronner Stimme in Heilbronn. Das gesetzliche Rentenalter sei auf 67 Jahre festgesetzt worden. „Danach, finde ich, ist auch mal gut“, betonte Scholz. Wer mit 17 die Schule verlasse und eine Ausbildung starte, habe 50 Arbeitsjahre vor sich, bevor er in Rente gehe. „50 Jahre ist eine ganz schön lange Zeit.“ Das Renteneintrittsalter hatte zuletzt immer wieder für Diskussionen gesorgt.
Rente wird von 65 auf 67 Jahre erhöht
Es gebe jedoch keine Einwände, wenn jemand weiterarbeiten möchte, fügte Scholz hinzu. Alle gesetzlichen Bedingungen dafür seien geschaffen worden. Doch wichtiger sei es, die Jobaussichten für Menschen im Alter von etwa 58 oder 62 zu verbessern, die auf Arbeitssuche seien. „Also erstmal da was machen, bevor man wieder diese blöde Diskussion über das Rentenalter führt.“
Nach der aktuellen Gesetzeslage wird das Rentenalter ohne Abschläge stufenweise von 65 auf 67 Jahre erhöht. Für diejenigen, die ab 1964 geboren wurden, gilt das reguläre Rentenalter von 67 Jahren. Eine weitere Erhöhung hat die Ampel-Koalition bislang ausgeschlossen.
Arbeitsminister Heil widerspricht Wirtschaftsweisen bei der Rente
Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat den Vorschlag der Wirtschaftsweisen nach einer Anhebung des Renteneintrittsalters zurückgewiesen. Das werde es „mit mir nicht geben“, sagte Heil dem Portal t-online. In vielen Berufen, etwa in der Logistik, in der Pflege, im Handwerk und auf Baustellen, könnten Menschen mit 68, 69 oder 70 Jahren nicht mehr arbeiten.
Für diese Menschen würde eine Erhöhung des Renteneintrittsalters nichts anderes bedeuten als eine Rentenkürzung. „Und: Ich werde die Renten nicht kürzen“, betonte Heil.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hatte vor wenigen Tagen sein Jahresgutachten vorgelegt. Als eines der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sehen die Wirtschaftsweisen den Fachkräftemangel. Sie schlugen daher vor, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung anzupassen. Ökonom Martin Werding sagte, ihm schwebe eine „moderate“ Erhöhung um ein Jahr alle 20 Jahre ab 2031 vor.
Heil sagte t-online, das Renteneintrittsalter werde gerade schrittweise bis 2031 erhöht. Viel relevanter als eine Anhebung des gesetzlichen Eintrittsalters sei es, das tatsächliche durchschnittliche Eintrittsalter von derzeit 64,2 Jahren zu steigern.
Mit Material von dpa
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