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„Stilllegung der alten Welt kostet“

Gaspreise seit 2021 um über zwei Drittel gestiegen – und der Anstieg geht auch ab 2025 weiter

In Deutschland sind die Gaspreise seit 2021 um 73,8 % gestiegen. Dies ist laut Robert Habeck auch auf den erhöhten Einsatz von Klimaanlagen zurückzuführen. Die Prognose für Verbraucher: die Preise werden weiter ansteigen.

Berlin – Die Gaspreise in Deutschland sind im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte des Vorjahres um vier Prozent gestiegen. Im Vergleich zu 2021 zeigt sich jedoch, dass die Gaspreise um mehr als zwei Drittel explodiert sind. Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) macht dafür den Betrieb von Klimaanlagen verantwortlich. Die Preise werden auch in Zukunft weiter steigen – ein entsprechendes Projekt wurde von der Ampel-Koalition auf den Weg gebracht.

Um zwei Drittel höhere Gaspreise wegen Klimaanlagen? Robert Habeck verrät, woran das liegt

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bestätigte einen Preisanstieg auf Anfrage der BZ: „Minister Habeck hat letzte Woche erst deutlich gemacht, dass die Gaspreise im Sommer durch einen hohen Stromverbrauch aufgrund starken Gebrauchs von Klimaanlagen kurzfristig leicht gestiegen sind“, heißt es. Das Wirtschaftsministerium gehe grundsätzlich von einer höheren Preisvolatilität auf den Gasmärkten als vor dem Ukraine-Krieg aus. Die Preise bleiben somit weiterhin auf hohem Niveau.

Dem vorausgegangen war ein Bürgergespräch im September, bei dem Habeck die Energiekrise für beendet erklärte. Und das, obwohl in Deutschland offiziell noch die sogenannte Alarmstufe des Gasnotfallplans aktiviert ist. Der Wirtschaftsminister meinte jedoch: Das russische Gas fehle nicht mehr, die Gasspeicher sind gefüllt. Verbraucher müssten sich in den kommenden Jahren jedoch auf höhere Energiepreise einstellen. Und: Die Energiepreise seien nicht etwa hoch, weil es zu wenig Gas gibt, vielmehr seien die Klimaanlagen in Europa und Asien Schuld, die „die ganze Zeit geballert haben“. Die Welt zitiert Habeck: „Man sieht, dass die globale Erwärmung an ganz unerwarteten Stellen einen preistreibenden Effekt hat.“

Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte bereits bei einem Bürgerdialog, dass Klimaanlagen für hohe Gaspreise in Deutschland verantwortlich sind.

Gaspreise werden noch teurer werden, trotz sinkender Großhandelspreise

Die Gaspreise sind laut Statistischem Bundesamt seit der Corona-Pandemie und vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts um 73,8 Prozent gestiegen. Dies überrascht, da die Großhandelspreise in den letzten zwei Jahren gesunken sind, wovon deutsche Haushalte jedoch nicht profitieren konnten – auch wegen gestiegener Netzentgelte. Diese sollen in Zukunft sogar noch teurer werden.

Die Netzentgelte für Gas sollen laut Prognosen sogar um 20 bis 40 Prozent steigen, was wiederum zu höheren Gaskosten führen wird. Laut Bundesnetzagentur sei diese Maßnahme notwendig, damit die letzten verbliebenen Gaskunden keine astronomischen Netzpreise zahlen müssten – quasi eine Präventivmaßnahme. Denn immer weniger Haushalte nutzen Gas und steigen auf alternative Heizmethoden wie Wärmepumpen um. Die Kosten für das Gasnetz verteilen sich daher auf weniger Nutzer, was die Preise in die Höhe treibt. Deswegen plant die Ampel-Koalition, die Netzentgelte bereits jetzt zu erhöhen. Das Projekt „KANU 2.0“ der Bundesnetzagentur soll den nötigen Rahmen schaffen. Erhöhung könnten Verbrauchern bereits ab nächstem Jahr drohen.

Könnte Kompensationskonto teure Netzentgelte abfedern? „Stilllegung der alten Welt kostet“

Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer vom Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßt den Festlegungsentwurf KANU 2.0 im generellen. Er biete Netzbetreibern in Hinblick auf die angestrebte Gasnetztransformation die notwendige Flexibilität. „Die Gasnetzbetreiber können ihre Kosten so zeitlich auf die nächsten Jahre verteilen, um die Netze innerhalb ihrer jeweils geplanten Nutzungsdauer auch abschreiben zu können. Die weiterhin notwendigen Investitionen in die Erdgasnetze lassen sich so perspektivisch amortisieren.“ Jedoch verweist Liebig darauf, dass es sich um ein sehr komplexes Regelungswerk handle, das noch Klarstellungen erfordere.

Er spricht außerdem ein staatliches Kompensationskonto an, um auch den Verbrauchern entgegenzukommen: „Da verkürzte Abschreibungszeiträume und etwaige Stilllegungen aber zu steigenden Gasnetzkosten und damit höheren Gaspreisen führen können, müssen wir schon jetzt darüber sprechen, ob wir als Absicherung ein staatliches Kompensationskonto brauchen. Der Staat finanziert aus Steuermitteln den Hochlauf der neuen Welt, aber die Stilllegung der alten Welt kostet auch etwas“.

Der Staat könnte den Netzbetreibern einen Teil der Kosten, die Stilllegungen und verkürzte Abschreibungszeiträume verursachen und über die Netzentgelte auf die Kunden umgelegt werden müssten, via Kompensationskonto ausgleichen, schlägt er vor. „Gaskunden würden damit entlastet. Im Ergebnis geht es darum, unverträgliche Kostensteigerungen für die Kunden zu vermeiden.“

Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/dpa

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