Energiewende
Gasheizungs-Boom in Deutschland – doch Habeck will die Zahlen lieber ignorieren
Mit umfangreicher Förderung will die Bundesregierung Wärmepumpen zum beliebtesten Heizgerät machen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass das nur bedingt funktioniert. Das Wirtschaftsministerium will die Zahlen nicht wahrhaben.
Berlin – Gas- und Ölheizungen boomen wieder. Das teilte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) Mitte Februar mit. 2023 stellte sich als Rekordjahr für die Branche heraus, und das inmitten der Turbulenzen rund um Energiekrise und Gebäudeenergiegesetz (GEG). Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aber hat beide Augen fest auf die Wärmepumpen gerichtet.
| Absatz Gasheizungen im Jahr 2023 (BDH) | 790.500 |
|---|---|
| Absatz Wärmepumpen im Jahr 2023 (BDH) | 356.000 |
| Anteil der Förderung zu Investitionskosten bei Heizungsaustausch | Bis zu 70 Prozent |
Plötzlicher Run auf Öl- und Gasheizungen
Im Jahr 2023 kauften deutsche Verbraucher rund 790.500 Gasheizungen und mehr als 112.000 Ölheizungen. Insgesamt waren es mehr als 1,3 Millionen abgesetzte Wärmeerzeuger, bei einem Wachstum von 34 Prozent. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Es liegt ein Rekordjahr hinter den deutschen Heizungsunternehmen. Einen solchen Absatz hatte es zuletzt in den Neunzigern gegeben.
Laut dem Branchenverband BDH ist das Ergebnis allerdings von „Vorzieh- und Sondereffekten“ gekennzeichnet. Das teilte der Verband in einer entsprechenden Meldung mit. In der ersten Hälfte gab es einen regelrechten Run auf die Wärmepumpen, wofür unter anderem der Ukraine-Krieg und die Sorge der Verbraucher vor einem möglichen Gasmangel verantwortlich waren. In der zweiten Jahreshälfte dann sorgte die GEG-Debatte wiederum für eine höhere Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen, der Absatz von Wärmepumpen ging zurück.
Aufs ganze Jahr gerechnet, erreichten die Wärmepumpen mit einer Absatzzahl von rund 356.000 nicht einmal die Hälfte des Absatzes von Gasheizungen. Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) will einen Verkauf von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr erreichen.
Bundesregierung – Tunnelblick auf Wärmepumpe
Ob diese Pläne langfristig aufgehen, ist angesichts der erstarkten Beliebtheit von Öl- und Gasheizungen fraglich. Im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz will man davon jedoch nichts hören. Der Berliner Zeitung zufolge ist der Blick der Bundesregierung nach wie vor fest auf die Wärmepumpe gerichtet. „Das Jahr 2023 war ein Rekordjahr für Wärmepumpen“, zitierte die Zeitung eine Behördensprecherin. Der Absatz von Wärmepumpen sei noch nie so groß gewesen – 2021 hatten die Verkäufer 154.000 dieser Geräte verkauft, ein Jahr später waren es 236.000 Stück. Die Sprecherin ergänzte: „Wärmepumpen waren wieder das am stärksten wachsende Heizungssegment.“
Laut BDH-Statistik ist das nicht so ganz richtig. Der Absatz von Ölheizungen stieg um einiges kräftiger; von 56.500 verkauften Geräten (2022) auf die bereits erwähnten 112.000 (plus 99 Prozent).
Den Einbruch der Verkaufszahlen gegen Ende 2023 erklärte das Bundesministerium mit dem Abwarten der Kunden wegen der Diskussion rund um das GEG. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes und der neuen Förderung zum 1. Januar 2024 bestehe jetzt jedoch Planungssicherheit. Für Wärmepumpen sei nun eine umfassende Förderung von bis zu 70 Prozent Zuschuss zu den Investitionskosten möglich. „Daher ist mit einer deutlich anziehenden Nachfrage zu rechnen“, erklärte das Ministerium.
Förderung für Austausch der Heizung
Thermondo, Deutschlands größter Heizungsbauer, scheint den Optimismus hinsichtlich der Wärmepumpe zu teilen – er kündigte jüngst an, die Gasheizung aus seinem Sortiment zu entfernen. Die Branche hofft nun auf einen neuen Boom. Das muss jedoch nicht unbedingt in einer Fixierung auf die Wärmepumpe enden. „Damit ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich mit der Heizungsmodernisierung zu beschäftigen und die Wärmewende in den eigenen vier Wänden anzugehen“, sagte BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt dazu.
Seit dem 1. Januar gilt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und unterstützt den Austausch alter, fossiler Heizungen durch Heizungen „auf Basis erneuerbarer Energien“. Das betrifft auch Wärmepumpen und zum Beispiel emissionsarme Biomasseheizungen. Für alle Einzelmaßnahmen können Verbraucher einen Ergänzungskredit von bis zu 120.000 Euro Kreditsumme pro Wohneinheit beantragen. Alle Fördermittel kommen aus dem KTF. Weitere Details dazu stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zur Verfügung.
„Der Start der Förderung ist ein wichtiges Signal: Bei Investitionen in klimafreundliche Heizungen greifen wir den Bürgerinnen und Bürgern im Land unter die Arme und unterstützen mit großer finanzieller Kraft des Staates“, sagte Bundesminister Habeck dazu. „Das ist entscheidend, denn wir müssen beim Klimaschutz im Gebäudebereich vorankommen, und zwar so, dass es für die Menschen machbar ist.“
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