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„Werden alle davon profitieren“

Solar-Industrie am Boden: Schafft ein europäisches Mega-Projekt die Wende?

Die Solarindustrie in Deutschland und Europa droht von der chinesischen Konkurrenz platt gemacht zu werden. In Italien will man nicht aufgeben – und geht mit einem Mega-Projekt an den Start.

Catania – Die europäische Solarindustrie muss Tiefschlag um Tiefschlag wegstecken: Am Freitag wurde bekannt, dass Meyer Burger, einer der größten europäischen Hersteller von Solarmodulen, sein Werk im sächsischen Freiberg schließen will. Wegen des sich verschlechternden europäischen Marktumfelds sei die Produktion in der Region nicht mehr rentabel, teilte das Schweizer Unternehmen am Freitag mit.

Der Schritt war nach zahlreichen Warnungen durch Meyer Burger vorauszusehen. Trotzdem ging ein Aufschrei durch Deutschland – denn wenn bei der deutschen Fabrik die Lichter ausgehen, könnte die Abhängigkeit von chinesischen Herstellern im Solarbereich weiter wachsen. Doch noch will man nicht überall in Europa aufgeben: In Sizilien wird gerade kräftig mit EU-Geldern investiert – und zwar in den die größte Solarpanelfabrik Europas.

Ein Techniker läuft über ein Dach, auf dem eine Photovoltaik-Anlage montiert wurde. In Sizilien geht die größte Solarpanelfabrik Europas an den Start. (Archivbild)

Gigafactory in Sizilien soll Solarzellen-Produktion in Europa ankurbeln

Der italienische Energieversorger Enel will bei der sizilianischen Stadt Catania im Laufe des kommenden Jahres in einer Gigafactory jedes Jahr Solarzellen mit einer Gesamtleistung von drei Gigawatt produzieren. Damit wäre das Werk dann das größte in Europa – und würde fast doppelt so viel produzieren wie Meyer Burger in Freiberg. „Im April nehmen wir die Produktion der ersten Photovoltaikmodule auf“, sagte der Leiter der 3Sun Gigafactory, Stefano Lorenzi, gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Produziert werden sollen Solarzellen aus eigener Entwicklung mit einem höheren Wirkungsgrad und deutlich längerer Lebensdauer als die chinesische Konkurrenz, so Enel. Insgesamt wird Enel dafür in Catania 600 Millionen Euro investieren, wovon 118 Millionen Euro aus dem EU-Innovationsfonds stammen, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Denn auch für die EU handelt es sich hierbei um ein „strategisches Projekt“, wie die EU-Generaldirektorin für Energie, die Dänin Ditte Juul Jorgensen, vor einem Jahr in Catania laut RND betonte. „Dank dieses Projektes werden wir einen europäischen Leader bei der Produktion von Solaranlagen haben – das ist wichtiger denn je, und wir werden alle davon profitieren“, sagte Jorgensen. 

Habeck über Solarindustrie: Lösung „muss schnell kommen, damit es nicht zu spät ist“

Auch in Deutschland stößt der italienische Vorstoß auf Zustimmung: „Enel zählt zu den Lokomotiven der europäischen Solarindustrie, die für ihre Renaissance dringend gebraucht wird“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, der FAZ. Aber man müsse dafür dann auch die Nachfrage haben.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) pocht derweil auch auf staatliche Hilfe für die Solarindustrie in Deutschland. „Ich werbe sehr dafür, dass wir einen Grundstock an Solarproduktion in Deutschland haben“, sagte Habeck am Montag in Berlin. Daher „müssen wir den Weg frei machen für den Resilienzbonus im Solarpaket 1“.

Der Resilienzbonus soll die Einspeisevergütung für Erzeuger von Solarstrom erhöhen, die Produkte aus Europa kaufen. SPD und Grüne im Bund wollen den Bonus im Solarpaket 1 einbauen, die FDP ist dagegen. Habeck sagte am Montag, die allermeisten hierzulande verbauten Solarpaneele kämen aus China. Die Produktion und das Knowhow auch weiterhin in Deutschland zu haben, biete Sicherheit – und diese Sicherheit habe ihren Preis. Eine Lösung „muss schnell kommen, damit es nicht zu spät ist“, mahnte der Minister.

Mit Material der dpa und AFP

Rubriklistenbild: © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

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