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Verstehen den Markt nicht

Europas Automarkt: Nur eine chinesische Marke kann überzeugen

Überkapazitäten in China belasten die Autobauer. Europa soll Abhilfe schaffen. Doch die Chancen stehen schlecht, ist ein Experte überzeugt.

Shanghai/Stuttgart - Die Autobauer aus China haben in Deutschland einen schweren Stand. Das zeigen die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Demnach verzeichnete die Behörde im Gesamtjahr 2024 für Aiways 27 Neuzulassungen, bei Lynk & Co waren es 68. Xpeng kam immerhin auf 393 verkaufte Neuwagen, Nio auf 398.

BYD und Great Wall Motors (GWM) lagen mit 2891 beziehungsweise 3002 Neuzulassungen im niedrigen vierstelligen Bereich. Klassenbester ist MG, die Marke der SAIC Motor Group kam auf 20.977 Neuzulassungen. Zum Vergleich: Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 2,81 Millionen Pkw neu zugelassen.

Absatzchancen chinesischer Hersteller in Europa: Nur SAIC wird erfolgreich sein

Daran wird sich nach Einschätzung von Jochen Siebert, Gründer der auf den Automobilmarkt spezialisierten Unternehmensberatung JSC Automotive, so schnell wenig ändern. „Solange chinesische Hersteller den deutschen Markt nicht verstehen, spielen sie hier keine Rolle. Das wird auch in den nächste drei bis fünf Jahren so bleiben“, sagte er der AutomobilWoche. Er könne nur jeden Händler warnen, in eine chinesische Marke zu investieren. Das lohne sich in der aktuellen Situation nicht.

Fahrzeuge der SAIC-marke MG warten im Hafen von Lianyungang auf ihren Export (Archivfoto)

Eine Ausnahme sieht Siebert bei SAIC. In Europa, das sind EU, EFTA und Großbritannien, hat der chinesische Hersteller laut europäischem Herstellerverband ACEA 244.595 Neufahrzeuge verkauft. Die Zahlen sollen weiter steigen, Siebert rechnet mit einer Verdoppelung auf 500.000 bis 600.000 Fahrzeuge in den nächsten fünf Jahren. „Wenn Europa Angst haben sollte, dann allenfalls vor SAIC“, so der Autoexperte.

Absatzchancen chinesischer Hersteller in Europa: SAIC geht strategisch klug vor

Als Grund für den Erfolg von SAIC, der Hersteller ist seit 2019 mit der Marke MG in Deutschland aktiv, nennt Siebert ein kluges Vorgehen. Der Konzern habe jeden Markt einzeln analysiert und seine Strategie danach ausgerichtet. Hinzu komme eine steile Lernkurve. Konzentrierte sich SAIC anfangs auf Elektroautos, stehen nun auch sparsame Verbrenner- und Hybridmodelle wie der MG3 und der MG ZS im Fokus. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese nicht von den Strafzöllen der EU betroffen sind.

Andere Hersteller aus China verfolgten ihren eigenen Ansatz, sie wollen das Geschäft in Europa von China aus steuern. Das müsse aber vor Ort geschehen, so Siebert. Davon seien Unternehmen wie BYD weit entfernt. „Das zeigen auch die Maßnahmen der vergangenen Monate, wo man die Partner sehr rüde behandelt hat“, so der Autoexperte in der AutomobilWoche. So hat sich BYD von seinem deutschen Importeur Hedin getrennt, ein eigenes Vertriebsnetz soll aufgebaut werden. Gerüchten zufolge peilt BYD in diesem Jahr 50.000 Neuzulassungen in Europa an.

Kaum zu sehen: Diese 10 Automarken sind echte Exoten in Deutschland

Lucid Air auf Kies
Platz 10 – Lucid (USA): Schick sieht er ja schon aus der Air. Und mit rund 800 Kilometern Reichweite ist das Elektroauto auch absolut langstreckentauglich. In Deutschland ist das Luxusmobil aber noch ein absoluter Geheimtipp © Lucid Motors
Luicid Air
Grade einmal 392 Neuzulassungen gab es 2024 in Deutschland. Das dürfte auch an dem Preis liegen. Der Lucid Air kostet in der Basisversion Pure bereits stolze 85.000 Euro. Wer den Luxus-Strom voll ausgestattet haben will, muss für den Air Sapphire sogar 250.000 Euro auf den Tisch legen. © Lucid Motors
Lotus Emeya
Platz 9 – Lotus (China): Hier trifft Tradition auf Moderne. Oder britisches Understatement auf chinesische Technologie. Denn wie MG gehört auch diese britische Ikone längst zu einem chinesischen Konzern. © Lotus Cars
Lotus Eltere
Doch anders als MG tut sich Lotus auf dem deutschen Markt noch schwer. Lediglich 365 Autos wurden 2024 verkauft. Das dürfte auch dem Wandel zur Elektromobilität geschuldet sein. © Lotus
Rolls-Royce Cullinan
Platz 8 – Rolls-Royce (Großbritannien): Wenn es um Luxusautos geht, führ kein Weg an Rolls-Royce vorbei. Die Briten stehen für Handarbeit, opulente Materialien und absolute Exklusivität. Ein echtes Statussymbol eben. © Rolls-Royce
Rolls-Royce Cullinan
Das hat natürlich seinen Preis und den können nur wenige zahlen. Wer Rolls-Royce fährt, gehört zu einem sehr exklusiven Kreis. Das zeigt sich auch bei den Neuzulassungen: Grade einmal 360 Fahrzeuge gingen 2024 an die gutbetuchte Kundschaft. © Rolls-Royce
Leapmotor T03
Platz 7 -Leapmotor (China): Ein weiterer Geheimtipp, der sich aber vermutlich nicht mehr lange auf dieser Liste finden dürfte. Denn Leapmotor gehört zum Stellantis-Konzern und greift mit dem günstigen T03 in Europa an. © Leapmotor
Leapmotor C10
Bisher sind die Zulassungszahlen aber noch sehr übersichtlich. 2024 wurde grade einmal 178 Autos bestellt. © Leapmotor
Cadillac Lyriq
Platz 5 – Cadillac (USA): Normal sind es die USA eher gewohnt, die Welt anzuführen. Oder wie Donald Trump sagen würde: America first! Im Falle von Cadillac klappt das jedoch nicht so wirklich gut. © Weigl/Cadillac
Cadillac Lyriq
2024 setzten die Amerikaner lediglich 175 Einheiten des Elektroautos Lyriq ab. Der E-SUV ist derzeit das einzige Modell das Cadillac hierzulande anbietet. © Simon Rainer/Cadillac
VinFast VF 6
Platz 5 – Vinfast (Vietnam): Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Das gilt auch für das Ranking der seltensten Automarken. Und so teilen sich Vinfast und Cadillac den fünften Rang. © Pond5 Images/Imago
Vinfast VF8
Denn auch Vinfast setzte im Jahr 2024 lediglich 175 Elektroautos in Deutschland ab. Das erste Auto wurde im Mai 2024 übergeben und das, obwohl man eigentlich schon 2022 auf den hiesigen Markt expandieren wollte. © Pond5 Images/Imago
Fisker Ocean
Platz 4 – Fisker (USA): Ein saubere Zukunft für alle. Das versprach Fisker. Möglich machen sollten das nachhaltige Materialien. Doch da Projekt scheiterte krachend. © Pond5 Images/Imago
Fisker Ocean
Statt sauberen Meeren gab es finanzielle Probleme. Die 134 Autos, die in Deutschland verkauft wurden, waren da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Im Sommer 2024 meldete Fisker schließlich Insolvenz an. © Pond5 Images/Imago
Maxus EUNIQ 6
Platz 3 - Maxus (China): Die Strategie mit der Maxus nach Europa kam, unterscheidet sich von den zahlreichen anderen Marken aus Fernost. Neben Elektroautos hat Maxus auch Transporter im Angebot. © Maxus
Maxus e-Delivery
Trotzdem spielt die Marke in Deutschland keine wirkliche Rolle. Lediglich 70 Fahrzeuge wurden 2024 neuzugelassen. © Maxus
Lynk & Co. 02
Platz 2 – Lynk & Co. (China): Auch Lynk & Co. geht in Deutschland mit einem ungewöhnlichen Konzept an den Start. Die Autos gibt es lediglich im Abo, aber nicht zu kaufen. © Lynk & Co.
Lynk & Co. 01
Wirklich erfolgreich ist das Konzept in Deutschland aber nicht. Grade einmal 68 Abos wurde 2024 abgeschlossen. © Lynk & Co.
Zwei Autos von Aiways
Platz 1 – Aiways (China): Noch seltener erblickt man in Deutschland nur die Autos von Aiways. Und das obwohl der Hersteller bereits seit 2020 in Deutschland aktiv ist. © Aiways
Aiways U6 SUV-Coupé
Wirklich erfolgreich war man seitdem jedoch nicht. 2024 lief für den chinesischen Hersteller aber besonders schlecht. Nur 27 Autos wurden verkauft – das sind nicht einmal zwei pro Monat.  © Aiways

Absatzchancen chinesischer Hersteller in Europa: Implosion erfolgt in den nächsten fünf Jahren

Auch andere chinesische Hersteller wollen ihren Absatz in Europa trotz derzeit schlechter Zahlen drastisch steigern. Grund dafür sind laut Siebert die Überkapazitäten in der Branche von 50 Prozent. „Die Implosion der chinesischen Automobilindustrie kommt in den nächsten fünf Jahren“, ist sich Siebert sicher. Einige ausländische Hersteller wie Suzuki, Mitsubishi und Fiat hätten sich deshalb bereits aus China zurückgezogen.

Rubriklistenbild: © CFoto/IMAGO

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