Einfuhr von E-Autos
BYD fürchtet EU-Strafzölle nicht - am meisten betroffen wäre nämlich ein anderer Autobauer
Hersteller BYD fürchtet keine Konsequenzen durch mögliche EU-Strafzölle für Elektroautos aus China. Größter Exporteur von Stromern aus der Volksrepublik ist derweil Tesla.
Peking/München - Die Untersuchungen der EU-Kommission zu China sind im Gange: Nach Auffassung der Brüsseler Behörde werden chinesische Autos in Deutschland und weiteren Ländern für zu niedrige Preise angeboten, unterbieten daher europäische Wettbewerber. Die Weltmärkte würden derzeit von „billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt“, ließ die Vorsitzende Ursula von der Leyen in ihrer Rede vor dem Parlament wissen und erklärte, diese Praxis verzerre das Marktgeschehen.
So könnte die Kommission bald die Einfuhrzölle auf Neuwagen aus China erhöhen - sollte sich ergeben, dass Peking mit staatlichen Subventionen Regeln des internationalen Handelsrechts umgeht. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) schildert, hätten ähnliche Fälle „zu Zollerhöhungen von zehn auf 20 Prozent“ geführt.
BYD-Managerin über Ermittlungen: „Revolution, die viele Leute nicht verstehen“
Mit Stella Li äußerte sich eine verantwortliche Managerin von BYD gegenüber Bloomberg über die Ermittlungen der Europäischen Union. Ungeachtet der Untersuchungen und möglicher EU-Strafzölle peilt Chinas größter Autobauer demnach weiterhin ein Wachstum an, auch auf dem hiesigen Kontinent. „Wir sind ein börsennotiertes Unternehmen, das transparent geführt und offen für den Informationsaustausch sein muss“, erklärte die Vizepräsidentin des Konzerns.
Die Äußerungen von Li lassen darauf schließen, dass von der Leyen und Co. die Strategie des chinesischen Autoriesen nicht verstanden hätten, es gehe um die Transformation in Sachen Antriebstechnologie: Das Wachstum von Elektrofahrzeugen bezeichnet sie als „Revolution, die viele Leute nicht verstehen“. Die BYD-Managerin ist überzeugt, dass die Untersuchungen seitens EU nicht fruchten: „Sobald man die Daten, die Realität, mitteilt, werden sie meiner Meinung nach erkennen, dass es nichts zu beanstanden gibt.“
Handelsstreit EU vs. China: BYD fürchtet weder Strafzölle noch Tesla
Ginge die EU mit Strafzöllen zu sehr in den Angriffsmodus, „könnten Handelsbeziehungen zwischen Europa und China aufs Spiel gesetzt werden“, erklärt derweil Simone Tagliapietra, leitender Wissenschaftler am Thinktank Bruegel. Das wäre prekär für die deutsche Autoindustrie: VW, BMW und Mercedes-Benz setzen massiv auf den chinesischen Markt und fahren dort einen großen Teil ihrer Gewinne ein. Nach Angaben des Center Automotive Research (CAR) machen sie dort 40 Prozent ihres Umsatzes.
In dem Bloomberg-Interview wurde die BYD-Managerin auf den Elektroauto-Rivalen aus den USA angesprochen und ob BYD denn Tesla im Kampf um die Marktführerschaft fürchte. Li erklärte, der Hersteller sei gar nicht an Konkurrenz um die Position an der Spitze interessiert. Stattdessen sei es der Wunsch, dass Tesla großen Erfolg habe, denn das hilft dabei, die Bevölkerung über Elektrifizierung aufzuklären.
Strafzölle gegen China: Tesla wäre wohl am meisten betroffen
Derweil würden mögliche Strafzölle der EU gegen chinesische Autohersteller vermutlich nicht BYD am schlimmsten treffen: Das Unternehmen, welches die meisten Fahrzeuge von China nach Europa exportiert, ist Tesla: Laut Handelsblatt verfrachtet die US-Marke rund 190.000 Elektroautos pro Jahr nach Europa, mit Verweis auf Zahlen von Schmidt Automotive Research. Der Zollsatz bei der Einfuhr nach Europa betrage 10 Prozent, könne aber ansteigen, wenn die EU der Annahme ist, Tesla profitiere in der Volksrepublik von nicht zulässigen Subventionen. Selbst BMW soll sich im Visier der EU-Behörde befinden, weil das E-Auto iX3 selbst von China nach Europa exportiert wird.
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Demnach wäre es also Tesla, das finanziell am meisten unter Strafzöllen leiden würde. Obwohl die Untersuchungen offiziell noch Monate dauern sollen, bahnt sich laut dem Bericht schon jetzt ein Resultat an: Kreisen der EU-Kommission sei zu entnehmen, dass ein höherer Zollsatz angestrebt wird, der aber noch „deutlich unterhalb von 20 Prozent“ liegen soll. Eine neue Zielmarke könnten jene 15 Prozent sein, die umgekehrt China für den Import von ausländischen Fahrzeugen verlangt. (PF mit Material der dpa)
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