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Enkeltrick: Betroffene berichtet

Münchner Seniorin warnt vor Gangstern: „So wollten mich Betrüger abzocken“

Seniorin Helga L. (85) kam in unsere Redaktion, um ihre Geschichte zu erzählen. Ihren richtigen Namen möchte sie in der Zeitung nicht lesen.
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Seniorin Helga L. (85) kam in unsere Redaktion, um ihre Geschichte zu erzählen. Ihren richtigen Namen möchte sie in der Zeitung nicht lesen.

Immer häufiger melden sich Betrüger am Telefon, die Senioren mit Schocknachrichten unter Druck setzen und berauben wollen. Eine Münchnerin berichtet.

München - Mittlerweile, sagt Helga L. (85), geht es ihr wieder einigermaßen gut. Der Schock ist überwunden, aber sie hatte vielleicht auch etwas Glück. Denn fiese Betrüger riefen die Seniorin* vor einigen Tagen zu Hause an und wollten sie abzocken. Dazu kam es am Ende glücklicherweise nicht – doch die bangen Minuten am Telefon haben sich bei Helga L. tief im Bewusstsein verankert.

Seniorin glaubte, ihre Tochter sei schwer verletzt

„Ich möchte erzählen, was mir widerfahren ist, um andere zu warnen“, sagt die Seniorin aus der Altstadt. „Es war ein Mittwochvormittag“, erzählt Helga L., die gerade eine Freundin zu Besuch hatte. Als das Telefon klingelt, entschuldigt sich die Seniorin kurz und geht ran. „Es war ein weinendes Kind in der Leitung, es schluchzte bitterlich.“ Noch Tage später ist sich Helga L. sicher: Das war ihre Enkelin. „Emilia, bist du es?“, fragt sie.

Die Antwort des Mädchens: „Ja, Oma. Es hat einen schlimmen Unfall gegeben. Der Mama ist etwas passiert.“ Ein Schock für Helga L., die in diesem Moment glaubt, ihre Tochter sei schwer verletzt und ringe um ihr Leben. „Sie gab das Telefon dann weiter an einen Polizisten, er bestätigte den Vorfall.“ Etwa drei Minuten habe das Telefonat gedauert. „Ich war erstarrt wie eine Salzsäule“, sagt Helga L., die den Hörer für einige Sekunden weglegte, um ihre Freundin höflich zu verabschieden. „Als ich zurückkam, war dann niemand mehr in der Leitung.“

Polizei: 143 Taten von Enkeltrick-Betrügern in 2020 erfasst

Denn die Betrüger hatten aufgelegt – ein Glück für die Seniorin. Am Telefon waren nämlich nicht ihre Enkelin und auch kein Polizist, sondern Kriminelle, die in Callcentern sitzen und solche Anrufe täglich machen. Der emotionale Schock ist dabei kalkuliert, die Betrüger setzen ihn ganz gezielt ein – oft verlangen sie im Verlaufe des Telefonats dann große Summen Bargeld*.

Die Begründung: Das verletzte Familienmitglied müsse schnell ins Krankenhaus geflogen werden – per Helikopter, denn es gehe um Leben und Tod. Das Geld müsse in bar vorgestreckt werden. Doch das ist eine Lüge – genau wie angebliche Kosten für Spezialmedikamente, die die Krankenkasse nicht übernehme.

Das rät die Polizei

Abzocke durch Schockanruf! Oft geben sich Täter auch als Polizeibeamte aus und behaupten, dass ein Angehöriger des Angerufenen einen schweren Unfall gehabt habe und zur ärztlichen Behandlung dringend finanzielle Unterstützung bräuchte. „Durch den aufgebauten Druck werden die Geschädigten zu einer Geldzahlung veranlasst, um den vermeintlichen Angehörigen zu unterstützen“, warnt die Polizei. Und rät: Im Zweifel immer direkt auflegen! „Eine gesunde Skepsis ist keine Unhöflichkeit“, ergänzt Ersin Erol vom Münchner Präsidium: „Die Polizei wird Sie niemals um Geld oder Wertsachen bitten!“ Erol rät: „Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und übergeben Sie nie Geld an fremde Personen* und stellen Sie keine Wertgegenstände zur Abholung vor die Tür.“

Im Ausnahmezustand geben Angehörige das Geld teils her – und sehen es nie wieder. Die Masche des Schockanrufs ist der Münchner Polizei bekannt: Im Jahr 2019 wurden 58 Taten erfasst, 2020 dann 143. „Bei den fünf vollendeten Fällen entstand ein Gesamtschaden von circa 100.000 Euro.“

Eine perfide Abzocke, auf die Helga L. zum Glück nicht hereingefallen war. „Die Anrufer waren leider sehr überzeugend“, warnt die Seniorin. Auch ihre Familie stand natürlich unter Schock, doch zum Glück bewahrheitete sich die Unfall-Nachricht am Ende nicht.

*tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA 

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