Auswertung
Exklusive Analyse: Kaufpreise für Immobilien mit schlechter Energiebilanz brechen ein
Die Immobilienpreise sinken nicht nur wegen der Zinswende. Auch weil die Energieeffizienz immer wichtiger wird, ist bei vielen Gebäuden ein Preiseinbruch zu sehen, wie eine neue Analyse zeigt.
Berlin – Seit der Zinswende im vergangenen Jahr ist die Finanzierung von Wohneigentum schwer geworden. Viele Menschen können sich das erträumte Eigenheim nicht mehr leisten. Das bildet sich auch auf dem Markt ab: Wie in der vergangenen Woche der immowelt-Preiskompass zeigte, sinken die Preise für Immobilien, während sich die Zahl der angebotenen Objekte verdoppelt hat.
Doch es gibt auch andere Gründe für das Sinken der Kaufpreise. Das zeigt eine exklusive Analyse des Immobilienportals Jacasa, das für IPPEN.MEDIA aktuelle Immobilienpreise nach Energieklasse ausgewertet hat. In den großen deutschen Metropolen fällt demnach der Wert eines Hauses deutlich mit der sinkenden Energieeffizienz.
Immobilien: Quadratmeterpreis sinkt bei schlechter Energieklasse
Ausgewertet wurden 6245 Inserate des Portals, die alle zwischen Ende August und Oktober 2023 eingestellt wurden. Die Objekte befinden sich in den Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.
Deutlich ist an den Kurven zu erkennen, dass die Energieeffizienzklasse eine entscheidende Rolle spielt. Dabei können die Preisunterschiede teils erheblich sein: In Stuttgart liegt der Quadratmeterpreis für eine Immobilie der Klasse A+ bei 8787 Euro. Schon eine Klasse niedriger, bei A, fällt der Preis auf 5435 Euro/qm. Für ein Haus mit einer Fläche von 100 Quadratmetern macht das einen Unterschied von 878.700 Euro (A+) zu 534.500 Euro (A).
Diese Schwankungen sind aber nicht einheitlich: So ist zu erkennen, dass in manchen Städten nicht etwa die höchste Energieklasse auch den höchsten Quadratmeterpreis hat. In München und Frankfurt zum Beispiel sind es die Gebäude mit der Energieklasse B, die am meisten Geld einbringen können. In Düsseldorf sind es die Wohnungen mit dem A-Siegel, die am meisten holen können.
Diese Unterschiede erklärt Björn Kolbmüller, Geschäftsführer von Jacasa, damit, dass eben nicht nur die Energieklasse eine Rolle spielt. „Es spielen ja auch andere Informationen eine Rolle, wie Standort, Baujahr und die Größe. In den Daten sind auch Ausreißer enthalten“, sagt er. Auch fließen in seiner Auswertung sowohl Neu- als auch Altbauten ein, was die Quadratmeterpreise beeinflussen kann.
Je schlechter die Energieeffizienz, desto mehr braucht es andere Kauffaktoren
Damit erklärt er auch das Phänomen, dass in der Grafik die Preise in den niedrigeren Energieklassen wieder ansteigen. In München ist das besonders deutlich zu erkennen: Während die Wohngebäude mit den Energieeffizienzklassen C bis F alle um die 8500 Euro pro Quadratmeter holen, steigt der Preis für die Klasse G auf 9000 Euro und für H sogar auf 10.000 Euro. „Bei den niedrigeren Energieklassen spielt es dann weniger eine Rolle, welche es ist. Da kommen dann diese anderen Faktoren viel deutlicher zum Tragen“, ist seine Einschätzung.
Was bedeutet all das also für Immobilienbesitzende und -suchende? Wer ein Haus oder eine Wohnung mit einer mittleren oder schlechteren Energieeffizienz besitzt, sollte über Sanierungsmaßnahmen nachdenken, die den Wert der Immobilie sichern oder sogar steigern können. Wer in der Immobilie weiter wohnen will und nicht über einen Verkauf nachdenkt, sollte das vermutlich sowieso tun – um die eigenen Energiekosten zu senken.
Wer aber mit anderen Faktoren punkten kann – etwa, weil die Lage besonders begehrt ist oder das Haus ein Alleinstellungsmerkmal hat – muss sich weniger Sorgen um Wertverluste machen, als der durchschnittliche Eigenheimbesitzer.
Für Suchende ist es ein Zahlenspiel. Wer eine schlecht sanierte Wohnung zu einem vergleichsweise günstigen Preis kauft, zahlt den Unterschied zum Effizienzhaus wahrscheinlich irgendwann doch. Sei es dadurch, dass die Heizkosten im unsanierten Gebäude so viel höher sind, oder durch diverse Sanierungsmaßnahmen. Allerdings kann eine schlechter sanierte Immobilie eine gute Alternative sein, wenn man lieber nach und nach investiert – anstatt alles auf einmal.
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