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Steuer-Paket von Lindner

Die „heimlichen“ Gewinner: Ampel entlastet Steuerzahler

Die Freude des Steuerzahlers ist kurzlebig, wenn die Inflation die Lohnerhöhung verschlingt. Doch eine Studie zeigt, dass die Ampel diese „kalte Progression“ erfolgreich abgewehrt hat.

Berlin – Kalte Progression ­– so nennen Ökonomen den Zustand, wenn Gehaltserhöhungen durch grassierende Inflation sprichwörtlich „aufgefressen“ werden. Konkret geschieht dies so: Jeder Bürger, der einen Gehaltssprung macht, unterliegt automatisch einer höheren Besteuerung – und muss somit mehr zahlen. Zeitgleich erhöht die Inflation die Preise für Waren und Dienstleistungen. Am Ende bleibt die Kaufkraft gleich – oder einfacher gesagt: Trotz Gehaltserhöhung haben Bürger eigentlich sogar noch weniger Geld im Portmonee.

Gute Nachrichten für die Ampel: Lindners Maßnahmenpaket fruchtet – und entlastet Steuerzahler

Um dieser Negativentwicklung entgegenzuwirken, hatte die Ampel-Regierung unter Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) seit 2022 mehrere Anpassungen der Lohn- und Einkommenssteuer vorgenommen – und plant nun auch eine Rückführung der Inflationsgewinne für das Jahr 2025. Doch schon heute ist laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) abzusehen, dass das Vorhaben einen gewünschten Entlastungseffekt haben werde.

Laut IW-Ökonomen werde durch Lindners Maßnahme eine vollständige Kompensation der kalten Progression über die gesamte vierjährige Legislaturperiode erreicht. Gegenüber der Welt am Sonntag, die zuerst über den Erfolg der Pläne berichtet hatte, sagte IW-Steuerexperte Martin Beznoska: „Die Beseitigung der heimlichen Steuererhöhungen im Rahmen der kalten Progression ist zu begrüßen, weil damit die steuerliche Belastung zumindest konstant gehalten wird.“

Christian Lindner hat in der Ampel-Regierung zumindest beim Thema „kalte Progression“ gut lachen – hier werden die Steuerzahler tatsächlich entlastet.

Gesetz für 2025 muss noch durch Bundestag und Bundesrat – Lindner: „Ein Gebot der Fairness“

Noch ist das Gesetzespaket für 2025 allerdings nicht rechtskräftig, da es noch der Zustimmung von Bundesrat und Bundestag bedarf. Finanzminister Lindner hatte den Ausgleich der „schleichenden Steuererhöhung“ Anfang Juni in der ARD-Talkshow Maischberger als „ein Gebot der Fairness“ bezeichnet.

Laut der IW-Experten seien die Gruppe der Topverdiener allerdings vom nachträglichen Inflationsausgleich ausgenommen. Jene Beschäftigten in Deutschland, die 277.826 Euro pro Jahr aufwärts verdienen, fielen unter die Reichensteuer, sodass ein Steuersatz von 45 Prozent greife. Dieser sei seit rund drei Jahren fixiert und werde sich auch unter der aktuellen Regierung nicht ändern.

Deutliche Effekte würden allerdings einkommensschwache Gruppen bemerken. Durch das Anheben des Grundfreibetrags auf 11.784 Euro sowie inflationsbedingte Anpassungen der Werbekostenpauschale seien die kleinen und mittleren Einkommen die „heimlichen“ Profiteure der Ampel-Maßnahme.

Inflationsbereinigte Sozialleistungen entlasten Beschäftigten mit geringerem Einkommen

Weiterhin sind auch die regelmäßigen Angleichungen bei Sozialleistungen sowie Wohngeld oder Kinderzuschlag dafür verantwortlich, dass Beschäftigte mit geringerem Einkommen diese „reale Steuerentlastung“ am deutlichsten wahrnehmen. In den Einkommensschichten der Mitte seien dagegen keine wirklichen Veränderungen zu spüren.

Bei konkreten Berechnungs-Beispielen unterscheidet das IW zwischen den Faktoren Einkommen und Haushaltsstand:

  • Faktor Haushalt:
    Für 2025 würde ein Ein-Personen-Haushalt mit einem Bruttogehalt von 8.000 die höchste Entlastung spüren – nämlich 3.844 Euro im Vergleich zu 2021.
  • Faktor Einkommen:
    In Bezug auf das relative Einkommen werde die bestmögliche Steuerentlastung im Vergleich zu 2021 bei einem Bruttoeinkommen von 7.500 Euro erreicht. Hier läge der Betrag bei 4,2 Prozent des Jahreseinkommens oder rund 3.780 Euro.

Für Familien mit zwei Kindern: Steuererleichterungen von 6.000 Euro sind möglich

Für Familien mit zwei Kindern, bei der ein Elternteil einer Beschäftigung nachgeht, liegt der höchste Entlastungsbetrag bei einem monatlichen Spitzeneinkommen von 25.000 Euro am höchsten. Hier würde die Familie 6.000 Euro „wiederbekommen“. Doch relativ zum Einkommen gilt, dass Familien mit weniger Einkommen aufgrund der höheren Sozialleistungen wie etwa Kindergeld (ab 2025: 255 Euro) stärker profitieren. Zumindest an diesem Punkt wird durch die Ausführungen der IW-Experten der Vorwurf vieler Kritiker entkräftet, dass Lindners Steuerpolitik die Besserverdienenden bevorteile.

Historisch gesehen, ist Lindner allerdings nicht der erste Finanzminister, der derartige Maßnahmen ergreift. Nach Berechnungen des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft sei der Abbau einer kalten Progression allerdings kein Akt der „politischen Großzügigkeit“, sondern gebotenes Maß.

Dennoch existiert eine derartige Entlastung der Steuerzahler erst seit 2016. Der damalige CDU-Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte beschlossen, die „schleichenden Steuererhöhungen“ erstmals jährlich zu dämpfen. Laut Meinungen vieler Ökonomen sei diese Reaktion angesichts der progressiven Besteuerung in Deutschland sowie der zeitweise stark steigenden Inflation schon viel früher notwendig gewesen.

Rubriklistenbild: © Michael Kappeler/dpa

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