„Neuling“ auf Spitzenplatz
Neue Recherche zeigt: Deutschlands Super-Reiche sind noch viel reicher als gedacht
Das Vermögen der reichsten Deutschen soll noch weit größer sein als bislang gedacht. Laut dem ZDF wurde auch der Spitzenreiter lange unterschlagen.
Mainz – Neigt sich ein Jahr dem Ende zu, kommt auch die Zeit der Bestenlisten. Den Dutzenden Rankings ist dann zu entnehmen, wer besonders abgeräumt hat. Und das in den unterschiedlichsten Kategorien. Natürlich darf dann auch die Antwort auf diese Frage nicht fehlen: Wer ist der oder die Reichste im ganzen Land?
Deutschlands Super-Reiche: Familie hinter Pharmaunternehmen laut ZDF auf Platz eins
Bereits Anfang November kürte das renommierte Manager Magazin die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt zu den reichsten Deutschen 2023. Demnach verfügen die Großaktionäre von BMW über ein Vermögen von 40,5 Milliarden Euro. Damit schoben sie sich den Schätzungen des Magazins zufolge wieder an Lidl-Gründer Dieter Schwarz vorbei, der mit 39,5 Milliarden Euro auskommen muss.
Allerdings offenbart das ZDF nun, dass die wahre Nummer eins unter Deutschlands Milliardären weder auf den Namen Klatten noch Quandt noch Schwarz hört. Denn über ihnen schwebt demnach noch die Familie hinter dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, das 1885 von Albert Boehringer gegründet wurde und dem heute Hubertus von Baumbach als Vorsitzender der Unternehmensleitung vorsteht.
Das Vermögen der Boehringers und von Baumbachs wird demnach auf mindestens 50 Milliarden Euro geschätzt, die Spanne reicht bis zu 100 Milliarden Euro. Diese Zahl gehe auf aktuelle Berechnungen einer Studie des Netzwerks Steuergerechtigkeit und der Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zurück.
Reichste Deutsche: Offenbar 500 Milliarden Euro Vermögen mehr als gedacht
Dabei handelt es sich aber offenbar nur um die Spitze des Eis- bzw. Geldbergs. Denn die Lücken in den bisher bekannten Reichenlisten sollen noch weit größer sein. Sagenhafte 500 Milliarden Euro mehr als bislang angenommen würden Deutschlands Milliardäre zur Verfügung haben. Das Netzwerk Steuergerechtigkeit sei auf mindestens elf Milliardäre gestoßen, die auf der Reichenliste des Manager Magazin überhaupt nicht auftauchen.
Die Wirtschaftszeitschrift bestätigte dem ZDF dem Artikel zufolge, dass einige reiche Familien vor Jahren juristisch gegen die Liste vorgegangen seien und die Redaktion sich daher verpflichtet habe, sie nicht zu nennen. Dazu gehört offenbar auch die Familie Merckle der in verschiedenen Branchen tätigen Merckle Unternehmensgruppe. Deren auf 5,2 Milliarden Euro geschätztes Vermögen entnahm das ZDF daher der Liste des US-Wirtschaftsmagazins Forbes – der weltweite Vorreiter, wenn es um Geldranglisten geht. Mit dieser Summe nehmen die Merckles Rang 36 ein.
Geldverteilung in Deutschland: Reichstes Prozent soll mehr als Drittel des Gesamtvermögens besitzen
17 Familien kommen demnach auf einen zweistelligen Milliardenbetrag. Die 50 reichsten Familien hätten laut der Liste zusammen fast 563 Milliarden Euro angehäuft. Wie nah diese Zahlen an die Realität heranreichen, wird sich jedoch nicht ganz aufklären lassen. Denn offizielle Zahlen gibt es eben nicht.
Darauf verwies bereits das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, das 2015 mit Blick auf Deutschland festhielt, „dass das wahre Ausmaß an Vermögensungleichheit unterschätzt wird“. Das Institut stellte 2020 fest, dass das reichste Prozent der Bevölkerung 35 Prozent des Gesamtvermögens besitzt.
Super-Reiche in Deutschland: Bislang kein Milliardär aus den neuen Bundesländern
Interessant ist auch, was das ZDF zu Geschlecht und Herkunft der reichsten deutschen Familien schreibt. So geht das Vermögen der Super-Reichen fast immer auf große Unternehmen zurück, jedoch würden nur die Hälfte dieser Familienunternehmen noch vom Gründer oder den Erben geführt. In 83 Prozent der Fälle wird das Milliardenvermögen von Männern kontrolliert. Und alle Milliardäre sind westdeutscher Herkunft.
Lediglich Holger Loclair könnte als Ostdeutscher kurz davor stehen, in diese Phalanx einzubrechen. Der Gründer und Geschäftsführer des Spezialfolien herstellenden brandenburgischen Unternehmens Orafol, das aus einem volkseigenen Betrieb hervorging, besitzt laut dem Manager Magazin 600 Millionen Euro. Das ZDF traut ihm jedoch angesichts des Unternehmenswachstums den Sprung über die Milliarden-Marke zu.
Die zehn reichsten Menschen der Welt: Elon Musk sitzt nicht mehr auf dem Thron




Milliardäre in Deutschland: Größte Dichte in München - nur einer wohnt mittlerweile in Ostdeutschland
Die größte Milliardärs-Dichte herrscht demnach in München. Dort sind die Zwillinge Andreas und Thomas Strüngmann, Gründer des Pharmaunternehmens Hexal, zu Hause. Jeder von ihnen soll 13 Milliarden Euro besitzen. Außerdem verortet der Sender die Familien Klenk, Nominacher und Rinke vom Softwareunternehmen Celonis in die bayerische Landeshauptstadt, deren Vermögen auf 7,7 Milliarden Euro geschätzt wird. Ebenso die Familie von Siemens, die hinter Global Player Siemens steht und 7,5 Milliarden Euro ihr Eigen nennen darf.
Weitere Reichen-Rankings: Österreich, Bayern und auch die ganze Welt
Einen Blick wert sind auch die Listen der reichsten Österreicher und der reichsten Franken. Beim Ranking für Bayern gab es einen Wechsel an der Spitze. Forbes veröffentlichte in diesem Jahr auch eine Rangliste der reichsten Menschen der Welt. Die Aufteilung der Top10 der reichsten Familien zeigt, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. (mg)
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