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Anspannung in Unternehmen und Haushalten

Deutsche Wirtschaft in Not: „Das ist eine andere Krise, als die, die wir kennen“

Stürzt Deutschland bald in eine Rezession? Experten schlagen Alarm, denn die deutsche Wirtschaft erlebt derzeit wohl eine Krise, die wir so noch nicht gesehen haben.

Frankfurt – Während sich die Konjunktur über Jahre kaum erholte, verstärken sich nun die Sorgen vor einer tiefen Stagnation. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2023 und die zunehmende Konsumzurückhaltung lassen Zweifel an einer baldigen Erholung aufkommen.

Ökonomen warnen, dass diese Krise durch ihre strukturellen Ursachen von bisherigen wirtschaftlichen Herausforderungen abweicht und fordert langfristige Investitionen, um Deutschland aus der Stagnation zu führen.

Gelähmte „Wirtschaft“: Droht die Rezession?

Der deutschen Wirtschaft geht es nicht gut. Ökonomen des Ifo-Instituts bezeichnen die Wirtschaft als „gelähmt“ und stellen eine negative Stimmung sowohl in den Unternehmen als auch bei den Haushalten fest. In Deutschland stagnierte die Wirtschaftsleistung im vergangenen Sommerhalbjahr, während sie im vierten Quartal 2023 sogar um 0,3 Prozent sank.

Kauflaune der Deutschen geht zurück

Auch die Konsumstimmung in Deutschland hat sich unerwartet verschlechtert. Das geht aus aktuellen Daten der GfK und des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen (NIM) hervor. Der GfK-Konsumklimaindex misst die Konsumstimmung der deutschen Verbraucher und prognostiziert, wie sich ihr Kaufverhalten in den kommenden Monaten aufgrund von Faktoren wie Einkommenserwartungen, Konjunkturaussichten und Anschaffungsneigung entwickeln könnte.

Für September 2024 wird ein Abfall des GfK-Konsumklimaindex auf -22 prognostiziert, im August lag der Indexwert bei -18,6 Punkten. „Offenbar war die Euphorie, die die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ausgelöst hat, nur ein kurzes Aufflackern und ist nach Ende des Turniers verflogen. Hinzu kommen negative Meldungen rund um die Arbeitsplatzsicherheit, die die Verbraucher wieder pessimistischer stimmen und eine schnelle Erholung der Konsumstimmung unwahrscheinlich erscheinen lassen“, erklärt Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM.

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal geschrumpft.

ING-Chefökonom über die deutsche Wirtschaft: „Das ist eine andere Krise, als die, die wir bisher kennen“

Der Chefökonom der Großbank ING, Carsten Brzeski, beschreibt die deutsche Wirtschaftslage im Gespräch mit ntv als angespannt und warnt: „Das ist eine andere Krise, als die, die wir bisher kennen.“ Obwohl Deutschland aktuell nicht in einer Rezession steckt, spricht er von einer gefährlichen Stagnation – die Wirtschaftsleistung befindet sich seit vier Jahren nahezu auf dem Niveau von vor der Pandemie.

Diese anhaltende Schwächephase erinnert an die lange Stagnation Japans und bringt laut Brzeski neue Herausforderungen mit sich: „Eine stagnierende Wirtschaft führt zu Verteilungsproblemen zwischen Arm und Reich sowie zwischen Jung und Alt.“

Strukturelle Schwächen bremsen die Wirtschaft

Die Ursachen für diese Krise seien komplex und vor allem strukturell, sagt er in dem Bericht. Deutschland profitiere demnach nicht mehr wie früher von seinen wichtigsten Exportmärkten. China habe sich nämlich zum Systemrivalen entwickelt, und auch die USA schotte sich zunehmend ab.

Gleichzeitig sorge innenpolitische Unsicherheit – etwa durch das Hin und Her bei politischen Entscheidungen der Ampelkoalition – für Misstrauen bei Konsumenten und Unternehmen. Denn trotz steigender Einkommen bleibt die Kaufbereitschaft verhalten, da viele Menschen durch die hohe Inflation der letzten Jahre verunsichert seien und finanzielle Reserven aufbauen.

Brzeski fordert langfristige Investitionen in die Zukunft

Trotz der schwierigen Lage sieht der ING-Chef Carsten Brzeski noch Potenzial für eine wirtschaftliche Erholung. Die gestiegenen Einkommen und hohen Lagerbestände der Unternehmen könnten Impulse setzen. Allerdings haben diese Faktoren in der ersten Jahreshälfte noch keine spürbaren Fortschritte gebracht.

Brzeski betont, dass kurzfristige Konjunkturpakete allein nicht ausreichen werden. „Was wir brauchen, sind langfristige Investitionen in Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung“, fordert er. Nur so könne die deutsche Wirtschaft aus der Stagnation befreit werden.

Rubriklistenbild: © Monika Skolimowska/dpa

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