DIHK-Umfrage
Deutsche Unternehmen investieren lieber im Ausland als hierzulande
Deutsche Unternehmen planen trotz globaler Krisen mehr Investitionen im Ausland. Die Gründe liegen in strukturellen Problemen im Inland.
Berlin - Trotz diverser Krisen und einer schwachen Weltwirtschaft planen deutsche Firmen eher Investitionen an internationalen Standorten als im Inland. Die weltweiten Investitionsabsichten unterscheiden sich somit deutlich von den nationalen, wie eine am Dienstag publizierte Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) unter über 3600 Unternehmen zeigt.
„Unternehmen hierzulande brauchen dringend verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen“
Ein Drittel der befragten Firmen beabsichtigt, in den nächsten zwölf Monaten ihre Investitionen an ihren internationalen Standorten zu erhöhen, während ein Fünftel weniger investieren will. In Deutschland erwarten Unternehmen laut der kürzlich veröffentlichten DIHK-Konjunkturumfrage eher eine Reduzierung ihrer Investitionen (31 Prozent) als eine Erweiterung (24 Prozent). „Diese Diskrepanz zwischen Investitionen im Inland und Ausland zeigt einmal mehr, dass Unternehmen hierzulande dringend verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen brauchen“, erklärte Volker Treier, DIHK-Außenwirtschaftschef.
Große strukturelle Herausforderungen an inländischen Standorten veranlassen die Unternehmen laut DIHK, ihre Investitionen im Ausland zu steigern. Vor allem in Nordamerika, Nordafrika, dem Nahen Osten und im Asien-Pazifik-Raum (ohne China und Taiwan) planen die Unternehmen höhere Investitionsbudgets. In Asien attestierten die befragten Unternehmen insbesondere Indien eine positive Entwicklung. „Unsere Mitgliedsunternehmen sind sehr optimistisch und haben große Investitionspläne für die nächsten Jahre“, so Stefan Halusa, Geschäftsführer der AHK Indien. Aufgrund des stabilen Wirtschaftswachstums und hoher staatlicher Investitionen in die physische und digitale Infrastruktur erweitern deutsche Unternehmen dort deutlich ihr Engagement. In Europa und China sind die Unternehmen jedoch zurückhaltender.
Im Ausland herrscht stattdessen Aufbruchsstimmung
Die globale konjunkturelle Abkühlung und hohe Zinsen führen gleichzeitig zu einer etwas geringeren Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Ausland als noch im Frühjahr: Damals planten 36 statt jetzt 33 Prozent höhere Investitionen in Übersee. Auch bei der Betrachtung der konjunkturellen Entwicklung zeigt sich dieser Trend. Noch 22 Prozent rechnen an ihren jeweiligen Standorten für die kommenden zwölf Monate mit einer besseren Konjunkturentwicklung, 28 Prozent dagegen mit einem negativen Trend. Damit sank der Anteil der Optimisten im Vergleich zum Frühjahr um sechs Prozentpunkte, während der Anteil der Pessimisten um einen Prozentpunkt stieg. „Anders als in Deutschland sehen wir bei den deutschen Unternehmen im Ausland immerhin eine gewisse Aufbruchstimmung“, so Treier.
Die Unternehmen haben zwar auch an anderen Standorten mit einer schwierigen Konjunkturlage zu kämpfen, jedoch mit weniger strukturellen Problemen als in Deutschland. Vor allem das anhaltend hohe Zinsniveau belastet die Unternehmen, so Treier. Dies sei vor allem in der Euro-Zone und den USA der Fall. Weitere Belastungsfaktoren sind die ausgeprägte Nachfrageschwäche Chinas sowie geopolitische Risiken. Andererseits profitieren die Unternehmen an einigen Standorten sogar sehr stark von günstigeren Investitionsbedingungen, insbesondere im Hinblick auf Anreizprogramme wie den Inflation Reduction Act (IRA) in den USA.
Insgesamt prognostiziert die DIHK für 2024 ein unterdurchschnittliches Weltwirtschaftswachstum von 2,5 Prozent (Durchschnitt der letzten 20 Jahre: plus 3,6 Prozent). Bei den Exporten wird für dieses Jahr ein Minus von 0,5 Prozent erwartet, 2024 wird dann ein leichtes Wachstum von einem Prozent angenommen.
Mit Material von Reuters
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