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Kosten der Energiewende

„Der Geringverdiener zahlt die Solaranlage des Besserverdieners“: Eon-Chef kritisiert Ungleichheit

Laut dem Eon-Chef finanzieren Menschen mit niedrigem Einkommen die Solaranlagen von Hausbesitzern. Er plädiert für eine Neuausrichtung der Energiewende.

Frankfurt – Im Zuge der Energiewende baut Deutschland Solar- und Windkraftwerke aus. Mehr als die Hälfte des Stroms kommt inzwischen aus „grünen“ Quellen. Der Trend hin zu erneuerbaren Energien ist längst auch bei Privathaushalten angekommen, wo sich viele Menschen Photovoltaikanlagen auf die Dächer ihres Hauses bauen. Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Eon, beobachtet dabei jedoch ein soziales Problem: „Es gibt Bürger, die an der Energiewende nicht so leicht partizipieren können.“

Eon-Chef fordert: Energiewende muss für alle Bürger aufgehen – Solarförderung kostet Milliarden

„Der Geringverdiener in der Mietwohnung zahlt für die Solaranlage auf dem Einfamilienhaus des Besserverdieners“, sagte Birnbaum im Interview mit der FAZ. Konkret ging es dem Eon-Chef dabei um den festen Abnahmepreis für den Strom, den die Betreiber von Solaranlagen vom Netzbetreiber erhalten. Dieser sei auch fällig, wenn aufgrund eines Überangebots von Strom die Preise eigentlich negativ sind, der Netzbetreiber also zahlen muss, damit andere ihm den überschüssigen Strom abnehmen.

„Für diese Subvention kommen letztendlich andere Stromkunden auf“, sagte Birnbaum. Der Ausbau der erneuerbaren Energien dürfe nicht nur „für diejenigen aufgehen, die in die Energiewende investieren können, sondern sie muss auch für alle Bürger, die das nicht können, akzeptabel bleiben“, forderte der Manager. Geringverdiener hingegen können sich meist gar keine Solaranlage leisten. Wer eine Solaranlage kaufe, habe ohnehin einen finanziellen Vorteil, weil er den günstig erzeugten Solarstrom selbst nutze, so Birnbaum. „Der braucht nicht auch noch einen subventionierten Stromabnahmepreis.“

„Der Geringverdiener in der Mietwohnung zahlt für die Solaranlage auf dem Einfamilienhaus des Besserverdieners“, zeigt Eon-Chef Birnbaum die Ungleichheit der Energiewende auf. (Montage)

Der Eon-Chef, der häufiger vor steigenden Strompreisen gewarnt hat, plädiert im FAZ-Interview daher zum Umsteuern bei der Energiewende. „Wir müssen die Förderung an die richtigen Stellen bringen, dahin, wo Bedürftigkeit besteht.“ Das sei bei Solaranlagen nicht der Fall. Birnbaum will daher die pauschale Solarstromförderung, die es auch bei eigentlich negativen Preisen gibt, beenden. Wer ins Netz einspeise, wenn es ohnehin viel Strom gebe, der „soll nicht dafür belohnt werden, dass er das Problem noch vergrößert“, sagte er. Wer „weiterhin partout überflüssigen Strom einspeisen will, der sollte dafür auch selbst die Zeche zahlen, indem er die negativen Strompreise in Rechnung gestellt bekommt“.

Eon-Chef Birnbaum will beim Ausbau erneuerbarer Energien gezielter vorgehen

Auch beim Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen argumentiert Birnbaum ähnlich. Er weist darauf hin, dass „Erzeugung und Verbrauch“ heute räumlich stärker auseinanderfielen als früher. Hintergrund sei der Abbau der Atomkraftwerke im Süden und der Bau von Windkraftanlagen im Norden.

In vielen Regionen gebe es im Vergleich zur Spitzenlast des örtlichen Verbrauchs „das fünf- bis sechsfache an installierter Stromerzeugungsleistung“. Ein weiterer Zubau dort sei „gesamtwirtschaftlich wertlos“. Birnbaum sprach dabei von einer „Verschwendung von Ressourcen, die am Ende die Systemkosten hochtreiben“, aber vermeidbar seien. Hier sollte es keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Kompensation bei Abschaltungen mehr geben, forderte der Eon-Chef. „Denn den Preis dafür zahlt am Ende die Allgemeinheit über Steuern oder der Kunde über die Stromrechnung.“

Bundesnetzagentur will Kosten der Energiewende besser regional verteilen

Unter anderem durch den nötigen Ausbau der Stromnetze zugunsten der erneuerbaren Energien entstehen zusätzliche Kosten, die über die Netzentgelte an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden. Derzeit gibt es dabei noch ein Ungleichgewicht – zum Nachteil der Regionen mit einem großen Ausbau, aber einem geringeren Strombedarf. Die Bundesnetzagentur will die Kosten der Netzentgelte künftig besser verteilen.

Rubriklistenbild: © Weingartner-Foto/Imago/Rolf Vennenbernd/dpa

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