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Altersvorsorge

Rente braucht dringende Reform: Deutsche brauchen „sanften Schubs“ zu mehr Betriebsrenten

Ein Blick ins Ausland zeigt: Mit der Betriebsrente lässt sich gut vorsorgen. In Deutschland gibt es jedoch noch viele Hürden für eine effiziente Altersvorsorge.

München – Lange galt die Rente in Deutschland als sicher, doch inzwischen ist das Thema Altersarmut für viele Menschen im Ruhestand allgegenwärtig. Viele Rentner fürchten sich davor, Flaschen sammeln gehen zu müssen. Obwohl regelmäßig neue Rentenpakete beschlossen werden, sind laut dem Statistischen Bundesamt 15 Prozent der Männer und 20,8 Prozent der Frauen armutsgefährdet. Vor allem in der Altersvorsorge müsste sich einiges ändern. Eine Studie im Auftrag des Roman Herzog Instituts hat einen Blick auf die Altersvorsorge im Ausland geworden und dabei festgestellt, was in Deutschland dringend reformiert werden müsste.

Altersarmut in Deutschland: Zu wenige Menschen sorgen für den Ruhestand vor

Für ihre Studie blickten die Ökonomen und Wirtschaftsethiker Dominik H. Enste und Jennifer Potthoff zusammen mit dem Rentenexperten Axel Börsch-Supan auf ausländische Modelle der Altersvorsorge. Zwar sind sich viele Menschen in Deutschland bewusst, dass die Zukunft der Altersvorsorge auf wackligen Beinen steht, doch laut der Studie sorgen trotzdem nur wenige Arbeitende ausreichend für den Ruhestand vor. Auch die staatlich geförderte Altersvorsorge wie Rürup- und Riester-Rente bringen nicht mehr als ein kleines Taschengeld. Laut der Studie hat die fehlende Altersvorsorge in Deutschland vor allem folgende Gründe:

  • Fehlende finanzielle Bildung
  • Unsicherheit, Fehleinschätzungen über Rentenhöhe und Lebenserwartung.
  • Bürokratische Hürden bei der Förderung
  • Schlechte Beratung
  • Hohe Kosten
  • Strenge Fördervorgaben
Im Ausland ist es teilweise für Arbeitende einfacher, die staatliche Rente mit einer betrieblichen Altersvorsorge zu ergänzen. (Symbolbild)

Betriebliche Altersvorsorge fördern: Deutsches System zu bürokratisch – andere Länder setzen auf Nudging

Eine beliebte Maßnahme, um die staatliche Altersvorsorge zu ergänzen, ist die Betriebsrente, die vom Arbeitgeber für die Angestellten organisiert wird. Die Beträge werden in der Regel vom Bruttoeinkommen abgezogen. Gut die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland profitiert von der betrieblichen Altersvorsorge. Um das Angebot attraktiver zu machen, gab es bereits mehrfach Maßnahmen der Politik, so versprach Scholz weniger Abgaben auf Betriebsrenten.

Trotzdem ist ihre Durchführung oft kompliziert und an viele Voraussetzungen geknüpft. Meist müssen Rentner für ihre Zuschüsse der Betriebsrente selbst aktiv werden. Die Verhaltensökonomie in Deutschland wurde bisher kaum berücksichtigt. In anderen Ländern zeigt sich jedoch, dass teilweise bereits ein „kleiner Schubs“ reicht, um die betriebliche Altersvorsorge zu verbessern. Länder wie Neuseeland und Schweden sind hierfür gute Beispiele. Dort wird für die Altersvorsorge vor allem auf sogenanntes Nudging gesetzt.

Nudging

Beim Nudging sollen nicht-finanzielle Maßnahmen dazu führen, dass sich Erwerbstätige selbst um ihre Altersvorsorge kümmern. Ein bestimmtes Verhalten wird hierbei lediglich gefördert, die Arbeitenden entscheiden jedoch letztlich selbst und werden nicht bevormundet.

Betriebliche Altersvorsorge in Schweden: Staatliche Fonds für Rentner haben Milliarden-Vermögen

In Schweden wurde bereits im Jahr 1999 ein Mischsystem für staatliche Alterssicherung eingeführt, das zum Teil aus einer Prämienrente mit Aktien besteht. Auch in Deutschland sehen einige Politiker das schwedische Renten-Modell als Vorbild und wünschen sich eine Reform nach skandinavischem Modell. Etwa 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens werden langfristig zur privaten Altersvorsorge in sogenannten Altersfonds angelegt. Die Beträge werden zu 40 Prozent von den Arbeitenden, zu 60 Prozent vom Arbeitgeber getragen. Die Versicherten können im Rahmen der Prämienrente in ein staatliches Produkt investieren, dazu stehen fünf Fonds zur Auswahl.

Besonders Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich für die Aktienrente in Deutschland eingesetzt. (Symbolbild)

So lagen die Vermögenswerte im Jahr 2023 bei etwa 2000 Milliarden schwedischen Kronen (etwa 178 Milliarden Euro). Die Versicherten werden jedes Jahr über die Entwicklung der staatlichen Fonds und über potenzielle Lücken in der Rente informiert, um für möglichst große Transparenz zu sorgen. Diese Art der Aktienrente plant Finanzminister Christian Lindner (FDP) mittlerweile auch hierzulande, Kritiker bezeichnen den deutschen Rentenplan jedoch als „Casino-Rente“. Mittlerweile wurde die Aktienrente als „Generationkapital“ umgetauft und stark zusammengestaucht.

Hier können Sie sich unseren Renten-Ratgeber kostenlos herunterladen.

Betriebsrente über das KiwiSaver-Programm: Altersvorsorge in Neuseeland

Auch in Neuseeland gibt es neben dem staatlichen Rentensystem seit 2007 das KiwiSaver-Programm, um betriebliche Altersvorsorge zu fördern. Neue Beschäftigte werden automatisch vom Arbeitgeber bei KiwiSaver angemeldet. Standardmäßig beträgt der Beitrag sechs Prozent des Bruttoeinkommens, er kann aber ebenso niedriger oder höher angesetzt werden. Auch Altarbeitende können auf Wunsch am KiwiSaver-Programm teilnehmen.

Die Beträge werden bei privaten Anbietern eingezahlt, die alle sieben Jahre neu ermittelt werden. Die Anbieter selbst müssen zahlreiche Anforderungen erfüllen, so liegt der Fokus vor allem auf risikoarmen Investitionen. Ihnen stehen staatliche Zuschüsse zu, beispielsweise in Form von Steuergutschriften. Die Teilnehmenden des KiwiSaver-Programms bekommen ihr angesammeltes Kapital in der Regel mit 65 Jahren ausgezahlt. Seit der Einführung im Jahr 2007 wurden 3,3 Millionen Menschen bei dem Programm zur Altersvorsorge angemeldet – mehr als die Hälfte der neuseeländischen Bevölkerung. (kiba)

Rubriklistenbild: © Thomas Banneyer/dpa

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