Vermögen schrumpft
Weniger Schwerreiche auf der Welt - So viele gibt es davon in Deutschland
Statistisch gibt es weniger superreiche Menschen auf der Welt - auch in Deutschland. Die Folgen des Ukraine-Kriegs belasten das Vermögen, vor allem im Westen.
Boston/München - Das Vermögen der globalen Finanzelite ist offenbar geschrumpft. Eine Untersuchung der Boston Consulting Group (BCG) ergibt, dass dies zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2008 wieder der Fall ist. Als Ursachen bezeichnet die amerikanische Unternehmensberatung Kurseinbrüche an den weltweiten Börsen infolge des Krieges in der Ukraine. Dies habe zu einem Vermögensrückgang aus Aktien, Investmentfonds und Kontoguthaben geführt, auch Pensionen und Lebensversicherungen gehören zu den bewerteten Faktoren. Die gestiegenen Zinsen spielen beim Rückgang der Finanzkraft ebenfalls eine Rolle.
Weniger Superreiche auf der Welt - Rückgang hauptsächlich im Westen
Laut BCG ist das globale Finanzvermögen zuletzt um 3,5 Prozent auf umgerechnet rund 232 Billionen Euro geschrumpft - mit regionalen Unterschieden: „Vor allem die westliche Welt hat 2022 einen starken Einbruch bei den Finanzvermögen erlebt“, erklärt Michael Kahlich von BCG, Experte für Vermögensverwaltung. Dabei gelten Superreiche und Konzerne prinzipiell als Gewinner der jüngeren Krisen.
Es gibt eine Gruppe, die vom weltweiten Rückgang des Vermögens besonders stark betroffen sind: die der Ultra- bzw. Superreichen. Das sind jene Personen, die über ein Vermögen von über 100 Millionen US-Dollar verfügen. Kein Wunder: Wer viel besitzt, kann viel verlieren. Die Wohlhabendsten sind demnach am meisten von der Entwicklung an den Kapitalmärkten betroffen. So sei der Klub der Superreichen (Ultra High Net Worth Individuals) vergangenes Jahr um etwa 4000 auf knapp 62.000 Mitglieder zurückgegangen.
Weniger Ultrareiche in Deutschland - Ungleichheit offenbar größer als anderswo
Auch die Finanzelite in Deutschland ist vom Rückgang des Vermögens betroffen: Hierzulande haben laut der BCG über 100 Personen ihren Status als Ultrareiche verloren. Die verbliebenen rund 2900 Superreichen verfügen rund 21 Prozent des gesamten Finanzvermögens in der Bundesrepublik. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass der Anteil deutlich höher als in Westeuropa ist (17 Prozent) sowie den weiteren 97 weltweit ausgewerteten Ländern (13 Prozent).
Das lässt im Umkehrschluss die These zu, dass die soziale Ungleichheit hierzulande ausgeprägter ist. Ein geeignetes Gegenmittel wäre die Vermögenssteuer („Reichensteuer“), doch gilt Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) als erbitterter Gegner der Reichensteuer. In Deutschland verfügen über 500.000 Menschen über ein Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar.
Weltweites Vermögen: Die meisten Superreiche leben in den USA
Die meisten Ultrareichen mit einem Vermögen von über 100 Mio. US-Dollar leben mit Abstand in den USA, wo auf etwa 22.000 Personen dieser Status zutreffe. Platz zwei der Finanzelite belegt demnach China mit knapp 7600 Schwerreichen. Deutschland belegt Rang drei, gefolgt von Frankreich, Kanada und Großbritannien. In der Rangliste des Nettovermögens gibt es auf den vorderen Plätzen keine Veränderungen: Deutschland befindet sich trotz des Rückgangs der Anzahl von Superreichen unverändert auf Platz vier (19 Billionen), hinter den USA (144 Billionen), China (76 Billionen) und Japan (24 Billionen).
An Wert gewonnen haben zuletzt Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle oder Schmuck: Sie sind laut der Studie um 5,5 Prozent gestiegen. Daher ist das Gesamtnettovermögen abzüglich Schulden marginal um 0,3 Prozent gestiegen (auf 459 Billionen Dollar). Aus deutscher Sicht interessant: Für die Bundesrepublik verzeichnete die Studie hingegen einen Rückgang um 1,1 Prozent auf 19,2 Billionen Dollar. Gravierend wirke sich aus, dass über 40 Prozent des Finanzvermögens auf Sparkonten liegt - oder bar gehortet wird. Das ist deutlich mehr als im globalen Durchschnitt.
Diese Mega-Reichen haben 2022 viel Geld verloren




Private Haushalte in Deutschland verlieren Milliarden-Vermögen
Den weltweiten Schwund von Vermögen bestätigen auch andere Untersuchungen, die allerdings auf einer abweichenden Methodik basieren. Mit Capgemini erläutert ein weiteres Beratungsunternehmen, dass viele Reiche und Superreiche im Jahr 2022 den Einbruch der Aktienmärkte zu spüren bekamen.
Auch die Bundesbank kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen in Deutschland an den Börsen im vergangenen Jahr Milliarden verloren haben. Das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen lag der Notenbank zufolge zum Jahresende mit rund 7254 Milliarden Euro unter dem Rekordwert (7624 Milliarden Euro) von Ende 2021. (PF mit dpa-Material)
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